Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
erschrecke.
„ Ich … Gott, Kay … ich hab dich gar nicht reinkommen gehört.“
Kein Wunder, denn zu dem Geräusch des fließenden, heißen Wassers gesellt sich auch noch das Rauschen des Blutes in meinen Ohren.
Mit bebenden Fingern greife ich nach dem Handtuch, das Kay mir schweigend hinhält, nachdem er den Wasserhahn über dem Waschbecken zugedreht hat.
Ich traue mich nicht, meinen Freund anzusehen und halte den Kopf gesenkt.
Nun mach schon … ich habe eine Standpauke verdient!
Selbstverständlich weiß ich, dass ich mit meiner Aktion die KSP in die Bredouille bringen kann …
oder vielleicht schon gebracht habe …
Mein schlechtes Gewissen ist größer, als die Freude darüber, meiner allerbesten Freundin ihre schrecklichen Schmerzen genommen zu haben.
Zwei Finger legen sich unter mein Kinn und heben meinen Kopf an.
Artig folge ich der Aufforderung, lasse allerdings meine Augen geschlossen.
Ich weiß einfach nicht, was ich zu meiner Entschuldigung vorbringen soll. Schließlich weiß ich selbst, dass es für mein Handeln keine solche gibt.
Unentschuldbar, Kim … dumm … und unentschuldbar!
Kays Lippen auf meinen verschaffen mir eine liebevolle Galgenfrist, bevor ich mich dem Unvermeidlichen beuge.
„Es tut mir leid“, bringe ich hervor, „aber ich wusste doch nicht … ich habe doch nicht ...“
„Schhh“, beruhigt mich Kay, „ich weiß!“
Ich weiß?
„Wie kannst du das wissen?“, blöke ich und Kay zuckt zusammen, ob meines plötzlichen Ausbruchs.
Ist es etwa das, was er die ganze Zeit vor mir verbirgt?
Hat er etwa Visionen?
Lächerlich, Kim, schließlich bist du es doch, die …
„ Nicht das was gerade passiert ist, habe ich gewusst“, sagt Kay und betrachtet mich mit undefinierbarer Miene, „sondern, dass du es nicht mit Absicht getan hast.“
Ach so …
„ Oh Gott, entschuldige bitte, Kay!“, flehe ich und sehe ihn um Verzeihung bittend an.
Ein weiterer süßer Kuss ist seine Antwort. Dann schiebt er mich Richtung Bett und drückt mich hinab.
Seufzend lasse ich mich auf die Matratze sinken und bin überglücklich, als er sich neben mich setzt und mich in den Arm nimmt.
„ Jetzt erzähl mal!“, fordert Kay mich auf.
Gerade, als ich anfangen will, klopft es an der Tür.
Vic stürmt in unser Zimmer, ohne auf unser Herein zu warten.
„ Wie geht es Rheena?“
Kay und ich sehen uns stumm an.
„Was?“, stöhnt Vic, „ist es so schlimm?“
Der Kloß in meiner Kehle hindert mich erfolgreich am Sprechen.
Die Ungewissheit, die in der Stimme meines Bruders mitklingt, sagt mir mehr als tausend Worte.
Er hat sich bereits in Rheena verliebt.
Und natürlich leidet er mit dem geliebten Mädchen.
Dass weder Kay noch ich ihm antworten, macht die Sache für ihn nicht wirklich besser.
„Nun redet doch schon!“, fordert er heftig, „warst du mit im Krankenhaus, Kim? Was hat die Untersuchung ergeben? Wird sie wieder in Ordnung kommen? Hat sie arge Schmerzen? Wo ist sie jetzt?“
Beinahe muss ich lächeln, angesichts der hellen Aufruhr, in der Vic sich befindet.
Oh, es ist immer wieder wundervoll, zu sehen, was die Liebe mit einem Menschen anstellt … wie sie aus einem nüchtern und sachlich denkenden Wesen einen kompletten Volltrottel machen kann.
Ein Knurren lässt mich innehalten in meinen schwärmerischen Gedanken und ich stelle fest, dass es von Vic kommt.
Auweia … da ist jemand kurz vorm Durchdrehen!
Endlich gelingt es mir, den Kopf zu schütteln.
„ Lily ist mit ihr dort“, flüstere ich, „ich … konnte nicht ...“
„Du … konntest nicht?“
Die Art, wie Vic es betont, und seine zusammengekniffenen Augen, bestätigen meine Vermutung, dass ich es mal wieder geschafft habe, meinen Bruder total zu verwirren.
Nichts Neues!
„ Warum ...“, braust Vic auf, doch Kay unterbricht ihn.
„Kim hat Rheena geheilt!“
Ich versteife mich bei Kays Worten, aber ich bin ihm sehr dankbar, dass er sie ausgesprochen hat.
Auch wenn mir jetzt, wo ich es laut und deutlich ausgesprochen gehört habe, richtig schlecht wird.
„Gott sei Dank“, stößt Vic andächtig hervor … dann … „Du hast was ?“
Mit zwei Schritten kommt er auf mich zu.
Kay springt sofort auf und stellt sich schützend vor mich.
Nicht, dass Vic mir etwas tun würde …
„Beruhige dich und setz dich!“, fordert Kay ihn auf, „Kim wollte gerade erzählen, was geschehen ist, während ich Direktor Baker geholt habe und sie sich um Rheena gekümmert hat.“
Vics Augen sind noch
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