Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
dass es sich um einen frischen und bereits wieder verheilten Bänderriss handelt.“
Hmpf … so wird das nix, Kim!
Ich war immer schon eine grausige Schwindlerin … also, auf geht’s … Angriff ist die beste Verteidigung!
„ Und warum sagst du das so verflucht vorwurfsvoll?“, fauche ich meine, jetzt verdutzt drein blickende, Freundin an, „sei doch froh! Vielleicht hast du ja besonders gutes Heilfleisch.“
„ Damals, bei meinem ersten Bänderriss, laborierte ich mehrere Wochen daran herum.“
Ihr zweifelnder Blick und die gemurmelten Worte lassen mich schnell einen anderen Weg einschlagen.
„Egal, woran auch immer es liegt“, seufze ich und konzentriere mich darauf, einen verträumten Ausdruck auf mein Gesicht zu zaubern, „Vic wird froh sein, zu hören, dass es dir besser geht. Er hat sich die größten Vorwürfe gemacht ...“
Volltreffer! Mein Konzept geht auf!
„Vic“, haucht Rheena … und dann … „Vorwürfe? Warum um alles in der Welt macht er sich Vorwürfe? Schließlich war ich doch so schusselig.“
„Nun“, sage ich und beglückwünsche mich zu meiner festen Stimme, „immerhin war es seine Idee, die heutige Unterrichtsstunde mit Trampolinspringen zu beginnen. Und wo wir schon dabei sind“, unterbreche ich jeglichen Einwurf meiner Freundin, „wenn überhaupt jemand Schuld hat, dann doch wohl Miss Iiieeehh! Eine Spinne !“
Ich ahme Miriams Kreischen derart gekonnt nach, dass Kay sich umgehend besorgt nach meinem Wohlergehen erkundigt.
„Alles klar bei euch, Baby?“
„ Upps … ähm … ja … sorry!“
Rheena und ich brechen in einen unserer wohlbekannten Lachflashs aus, bevor sie mich erneut ihrem durchdringenden Blick unterwirft.
Bitte, nicht schon wieder!
„ Und Vic hat sich also nach meinem Befinden erkundigt?“, fragt sie wie nebenbei.
Ich unterdrücke ein wissendes Grinsen.
„Erkundigt?“, quieke ich, reiße meine Augen auf und presse die Hand auf mein Herz, „Vic war … also … ziemlich durch den Wind, ums mal salopp auszudrücken.“
Hoffentlich habe ich jetzt nicht zu viel preis gegeben.
Rheenas zärtliche Miene beweist mir die Richtigkeit meines Verrats .
„ Du magst ihn, hm?“
„ Äh ...“
„Ach, komm schon, Rheena“, schmeichle ich und ziehe sie mit mir zu meinem Bett.
Mir ist gar nicht aufgefallen, dass wir uns noch immer wie zwei Kontrahenten in einem Boxring gegenüber stehen.
Ohne Gegenwehr lässt Rheena sich von mir an die Hand nehmen und gemeinsam fallen wir in die dicken Daunendecken.
Wir verschränken die Arme hinter unseren Köpfen und beobachten einige Minuten lang in einträchtigem Schweigen die Zimmerdecke.
Als ich gerade nachbohren will, dringt eine unsichere Stimme an mein Ohr.
Unsicher? Rheena und unsicher?
Dass ich das noch erleben darf!
„ Ich weiß nicht“, murmelt Rheena, „… ich hätte gedacht, dass ich ewig brauche, um über Tiger hinweg zu kommen“, gibt sie beinahe verschämt zu und lugt unter ihren dichten Wimpern zu mir herüber. „Aber als ich Vic gesehen habe, da war das, als … ich weiß nicht … als käme ich nach Hause?“
„Das Gefühl kenn ich!“, flüstere ich und habe das Bild von Kay vor Augen.
„Ja“, fährt Rheena nahezu schwärmerisch fort, „das liegt vielleicht daran, dass ich dich schon kannte und irgendwie … ach, ich weiß nicht … du bist wunderschön …“
Meine Freundin sieht mich mit jenem ernsthaften Blick an, der keine Art Widerspruch duldet.
Trotzdem ...
„Wouwouwou … langsam!“, stoße ich zischend hervor. „Ich bin alles andere, als …“
„Menschenskind, Kim!“, fährt Rheena mir heftig in die Parade. „Sind bei dir daheim etwa Spiegel verboten? Du bist wunderschön. So … so wie Alice … aus Twilight. Und jetzt erzähl mir bloß nicht, dass Kay dir das nicht mindestens hundert mal am Tag sagt!“
„Eigentlich sagt er mir andere Dinge“, kichere ich mit hochroten Wangen.
Rheena seufzt vor Entzücken.
„Ich beneide dich, Süße. Weißt du eigentlich, wie toll das ist, wenn ein Junge sich nicht zu blöd vorkommt, um diese magischen drei Worte auszusprechen?“
„Keine Ahnung … da Kay mein erster Freund ist …“
„Tja, das ist zwar etwas, das ich absolut nicht verstehen kann, aber …“
Rheena schweigt plötzlich.
„Was ist los?“
„Ich hab nur darüber nachgedacht, ach egal … vergiss es!“
„Oh nein, meine Süße. So leicht kommst du mir nicht davon. Was wolltest du sagen?“
Rheena druckst herum.
„Nun mach
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