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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Personal:
Labortechniker in ihren Kitteln, Schwestern und Ärzte in grün. Ich konnte nur
hoffen, dass sie niemanden auf dem OP -Tisch zurückgelassen hatten.
    Gideon und ich humpelten
gemeinsam zum Eingang der Notaufnahme. Die Automatiktür glitt auf, und ein
herrlicher Schwall warmer Luft schlug uns entgegen. Gideon zog seinen Hut
tiefer in die Stirn, als ein Wachmann auf uns zukam. Er stellte sich mir in den
Weg. »Es tut mir leid, Miss, aber wir können Sie heute nicht behandeln. Wir
sind überbelegt … Sie werden ein anderes Krankenhaus aufsuchen müssen.« Er
redete einfach immer weiter, als würde ein Programm in seinem Gehirn abgespult.
    Ich hielt ihm meinen
blutverschmierten Dienstausweis hin. »Ich bin eine Angestellte des
Krankenhauses.«
    Â»Dann verstehen Sie ja: Code Triage .
Wir können niemanden mehr aufnehmen …«
    Hinter ihm tauchten Schwestern,
Ärzte und Helfer auf, meine Kollegen, die einen Patienten in kritischem Zustand
durch die Tür schoben. So etwas passierte so gut wie nie. Wir waren eine
perfekt ausgestattete Unfallklinik, wir konnten so gut wie alles behandeln. Wir
entließen unsere Patienten nicht um – ich schaute auf die Uhr – drei Uhr
morgens, und zwar erst recht nicht, wenn sie noch künstlich beatmet wurden.
    Â»Ich gehe einfach auf meine
Station, ich arbeite hier.« Ich hielt ihm den Ausweis direkt vor die Nase. Die
Karte leuchtete kurz auf.
    Â»Bitte gehen Sie auf Ihre
Station und helfen Sie bei der Evakuierung«, sagte der Wachmann sofort.
    Ich nickte. »Bin unterwegs.«

Kapitel 48
    Â 
    Sobald
sich die Fahrstuhltüren auf Y4 öffneten, schlug Gideon und mir Geheul
entgegen. Er half mir, durch die Doppeltür zu hinken.
    Als ich die Station
betrat, sah Meaty vom Tresen auf. »Edie? Geht es dir gut? Du siehst grauenhaft
aus.«
    Gina kam um die Ecke und
schenkte mir ein Lächeln, bevor sie auf Gideon zeigte. »Wer ist das?«
    Â»Ein Freund. Lange Geschichte.«
Ich humpelte zum Tresen. Gideon nahm seinen Hut ab, wanderte durch den Gang und
sah sich aufmerksam um.
    Â»Was ist los?«, fragte Meaty,
als ich mich vorsichtig auf einen Stuhl sinken ließ.
    Â»Das könnte ich euch auch
fragen: Der Rest des Krankenhauses wird gerade evakuiert, da oben wurde ein Code Triage ausgerufen. Sie nehmen niemanden mehr auf und schicken alle nach draußen.«
    Â»Eins nach dem anderen. Erzähl
mir erst, was dir passiert ist, von Anfang an«, forderte Meaty.
    Ich fasste zusammen, was in den
vergangenen zwei Tagen alles geschehen war. Die Sache mit Gideon und Veronica,
den Sex mit Lucas oder die Details des Blutbads der heutigen Nacht ließ ich
weg. Aber meine Kollegen hatten ein Recht zu erfahren, warum ich voller Blut
war. Das erklärte ich ihnen.
    Â»Also bin ich hergekommen, um
mir die Werwolf-Impfung zu holen, aber dann habe ich das Chaos da oben gesehen …«
    Â»Hat der Typ dich erwischt?«,
unterbrach mich Gina.
    Â»Was genau verstehst du unter erwischt ?«
Ich hob die Hand, an der Jorgens Zähne ihre Spuren hinterlassen hatten. Zwei
der Knöchel waren offen und bluteten. Kombiniert mit den Kratzern an meinem
Oberschenkel …
    Â»Mist«, schimpfte sie. »Und das
bei Vollmond! Du brauchst das komplette Programm.« Damit stand sie auf, ging
zum Medikamentenschrank und suchte diverse Schachteln zusammen.
    Meaty seufzte schwer. »Laut
Vorschrift müssen wir die Türen verrammeln und die Evakuierung aussitzen. Der
Zugang zu unserer Station ist ja sowieso streng reguliert, schließlich kann
niemand einfach so bei uns reinplatzen.«
    Â»Auch wenn die Schatten weg
sind?«
    Gina fiel mir ins Wort: »Was?
Die Schatten sind weg?«
    Meaty wich ihrem Blick aus.
»Edie und ich dachten, es wäre besser, dieses Detail geheim zu halten.«
    Ich konnte mich zwar nicht
daran erinnern, gefragt worden zu sein, aber jetzt war das Kind bereits in den
Brunnen gefallen. Hinter uns, im neu eröffneten Werwolfflügel, kümmerte sich
der Mond um seine Kinder. Zwischen den Heulern hörte ich Krallen auf den
Fliesen schaben und hin und wieder einen dumpfen Knall, wenn ein Wolfsmensch
sich gegen seine Zimmertür warf. Mir machte weniger Sorgen, was bei uns
reinplatzen konnte, sondern mehr, was gerade ausbrechen wollte.
    Â»Wer beaufsichtigt den Zoo?«,
fragte ich.
    Â»Rachel«, antwortete Gina, die
gerade mit den präparierten Spritzen zu uns

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