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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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ich
fort, »hast du schon mal etwas von einem Werwolf namens Viktor gehört? Die
Führerschaft von Harscher Schnee steht gerade auf der Kippe, und er ist
ziemlich wütend darüber. Ein anderer Werwolf meinte zu mir, die Attentäter
könnten vielleicht von ihm geschickt worden sein.«
    Â»Nie gehört, aber ich werde der
Sache nachgehen«, versprach sie. »Gibt es einen Werwolf, dem du vertrauen
kannst?«
    Â»Kommt darauf an. Wieso?«
    Â»Du musst mit dem
höchstrangigen Werwolf sprechen, den du finden kannst. Bitte um Zuflucht.«
    Â»Zuflucht?«
    Â»Zuflucht, in meinem Namen. Tu
es an einem öffentlichen Ort, wenn mehr als einer von ihnen anwesend ist. Es
sollte möglichst offiziell klingen, dann werden sie deine Bitte nicht ablehnen
können.«
    Â»Warum denn?«
    Â»Es ist ein uralter Pakt, der
noch aus der Zeit stammt, als wir alle verfolgt wurden. Wenn ich ihnen die
Verantwortung für dein Wohlbefinden übertrage, müssen sie dich beschützen.«
    Â»Auch vor sich selbst?
Funktioniert das denn?«
    Â»Sollte es zumindest. Ist dir
klar, wie lange es her ist, dass es eine Nochnaya gab?« Dieser Begriff aus
ihrer Muttersprache beschrieb ihre Sonderstellung als lebender Vampir. »Die
Zeit, als man um Zuflucht gebeten hat, ist noch ein wenig länger her.«
    Â»Und ihr zählt nicht nur die
Gelegenheiten, bei denen es auch funktioniert hat?«
    Am anderen Ende der Leitung
ertönte ein Schnaufen. »Tu es einfach, Edie. Ich bin nicht da, Dren kann dich
tagsüber nicht beschützen und so kurz vor Vollmond würde Sike einen Kampf mit
einem Werwolf nicht überleben. Einen Werwolf um Hilfe bitten zu müssen, gilt
als eine solche Demütigung für einen Vampir, dass es nie jemand tut. Ein
Vorteil meiner Menschlichkeit – dein Überleben liegt mir so sehr am Herzen,
dass mir mein Stolz egal ist.«
    Â»Ich bin mir nicht sicher, ob
das ein Trost für mich ist.«
    Â»Und ich kann dir nicht sagen,
ob es einer sein sollte.« Im Hintergrund gurgelte ein Abfluss.
    Â»Wo steckst du, zum Teufel?«
    Â»In einem Leichenhaus. Ich habe
die letzten drei Nächte ohne Blut verbracht. Der erste Test ist immer der
Hunger.« Sie atmete tief durch. »Ich muss jetzt schlafen, Edie. Der Morgen
rückt näher, und die nächste Nacht verspricht ebenso lang zu werden wie diese.«
    Was wünscht man einem
Teenagervampir, dessen Schicksal mit dem eigenen verknüpft ist? Ich zuckte mit
den Schultern. »Viel Glück, Anna.«
    Â»Das werde ich hoffentlich
nicht brauchen.«
    Die Verbindung wurde
unterbrochen.
    Ich erhob mich wieder,
streckte mich ausgiebig und ging dann nach unten. Als ich Asher nicht finden
konnte, beschloss ich, mich etwas umzusehen.
    Es war ein komisches Gefühl, in
seinem Haus zu sein, ohne dass er dabei war. Erstens rechnete ich ständig
damit, dass er plötzlich auftauchen und mich beim Schnüffeln erwischen könnte,
und zweitens schien das Haus ohne ihn genauso steril und leblos zu sein wie das
Badezimmer oben. Die Schlichtheit seines Schlafzimmers zum Beispiel bewies,
dass die Bibliothek im Erdgeschoss wohl eine Ausnahme darstellte: Hier
dominierte ein großer Kleiderschrank, dessen Inhalt überwiegend sehr schick
war, aber auch ein paar seltsame Kostümierungen und noch mehr traurige
ThemenPullis beinhaltete. An den Wänden hingen keinerlei Fotos. Das
angeschlossene Badezimmer war ebenfalls langweilig, nur weiße Fliesen, Holz und
Chrom. Ich stöberte sogar in seinem Medizinschränkchen, aber das enthielt nur
Zahnpasta, keine unbeschrifteten Tranquilizer. Während ich von Zimmer zu Zimmer
wanderte, bekam ich immer mehr den Eindruck, ich würde an einer Besichtigung
teilnehmen. Oder in einem Hotel einchecken. So wie ich letzte Nacht versucht
hatte, durch direkten Mundkontakt bei Asher einzuchecken.
    Eine Tür war verschlossen, aber
da ich mich ein bisschen dafür schämte, so in seinen Sachen herumgewühlt zu
haben, störte mich das nicht weiter.
    Ich schnappte mir eines seiner
Hemden und weckte Gina. Dann half ich ihr dabei, sich auszuziehen, und stellte
sie unter die Dusche – die sie wirklich nötig hatte. In der Küche entdeckte ich
auf einem Tablett einige Bagels, eine halb volle Packung Frischkäse und einen
Zettel, auf dem in sauberen Blockbuchstaben »Bedient euch« stand. Die Kanne mit
frischem Kaffee war der einzige Beweis dafür, dass Asher

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