Visite bei Vollmond
Dienstausweis.«
»Natürlich. Ich bin vielleicht
scharf auf dich, aber nicht blöd.«
Er küsste meine Handfläche und
umschloss sie mit seinen Fingern. Dann legte er mir einen Arm um die Taille.
Seine Hände waren genauso stark, wie ich sie in Erinnerung hatte â es wäre ein
Leichtes gewesen, mich einfach zu entspannen und ihm die Führung zu überlassen.
Aber wenn wir schon mal dabei waren ⦠Ich hob den Kopf und küsste ihn gierig.
Wütend. Seine Hände wanderten meinen Rücken entlang und hielten mich fest,
während ich darum rang, die Kontrolle zu übernehmen, und meine Lippen auf seine
presste, als wollte ich ihn in mich aufsaugen. Das war nicht sexy, und ich
versuchte auch gar nicht sexy zu sein â ich wollte einfach nur wild sein.
Meine Finger glitten über seine
Brust, öffneten seine Hemdknöpfe, strichen über das leichte T -Shirt, das er
daruntertrug. Ich zerrte es aus dem Hosenbund, ohne meinen Mund von seinem zu
lösen. Seine Atmung beschleunigte sich, was genau zu meiner Reaktion passte.
Dann streifte er sein Hemd ab und löste sich lange genug aus unserem Kuss, um
das T -Shirt
auszuziehen. Seine Lippen kehrten so schnell auf meine zurück, als wäre ich die
Luft, die er zum Atmen brauchte. Ich zerkratzte ihm den Rücken, drückte mich an
ihn und spürte die harte Erhebung in seiner Anzughose. Die Erinnerung daran,
ihn in mir zu spüren, lieà mich gleich wieder meine Nägel einsetzen. Zitternd
schob er eine Hand zwischen uns, um mir den blöden Silbergürtel abzunehmen.
Im ersten Stock erklang lautes
Würgen. Und noch mal. Und noch mal.
Ich löste mich von Asher und
lehnte den Kopf an seine Brust. So konnte ich seinen rasenden Herzschlag hören
â egal, welche Gestalt er annahm, das gehörte allein mir. Mit einem tiefen
Seufzer sog ich den Duft seines SchweiÃes ein, abgerundet durch eine leichte
SüÃgrasnote.
»Lass mich raten«, sagte er
mühsam. »Würgegeräusche sind sozusagen der Paarungsruf wild lebender
Krankenschwestern, richtig?«
»Wenn ich ihr nicht helfe,
kotzt sie sich vielleicht die Haare voll.«
»Das ist ja widerlich.«
»Sollte es ja auch sein.« Ich
trat einen Schritt von ihm zurück, was gewisse Körperteile schmerzlich
bedauerten. Asher sah etwas zerzaust aus, so als hätte ich ihn zu hart
angepackt, was wahrscheinlich auch stimmte. »Ich kann sie nicht einfach sich selbst
überlassen.«
»Du kannst niemanden sich
selbst überlassen. Das ist eine deiner gröÃten Tugenden, und zugleich einer
deiner gröÃten Fehler.« Er hob sein Hemd vom Boden auf und zog es an. »Geh.«
Ich war mir zwar nicht sicher,
ob er jetzt sauer war, wusste aber gleichzeitig, dass ich das Richtige tat, als
ich die Treppe hinaufrannte. So konnte ich mich wenigstens nicht noch stärker
blamieren oder die Sache noch mehr verbocken.
Kapitel 28
Â
Gina
war aus der Badewanne gekrabbelt und hatte es bis zur Toilette geschafft. Dort
lag sie jetzt und drückte das Gesicht an die Schüssel. Zum Glück hatte Ashers
Putzfrau â oder vielleicht er selbst, falls er einen Putzfimmel hatte â dieses
Badezimmer derartig geschrubbt, dass es fast schon steril war. Ich hätte mich
mies gefühlt, wenn ich Gina irgendwo hätte kotzen lassen, wo sie fremden
Schamhaaren begegnet wäre. Ich drückte auf die Spülung und schaltete die
Lüftung ein.
»Warum habe ich mir das
angetan?«, überlegte Gina laut.
»Aus Liebe?«, riet ich, obwohl
ich wusste, dass es eine rein rhetorische Frage gewesen war. Vorsichtig hockte
ich mich neben sie und strich ihr die Haare aus der Stirn.
»Ich hätte mich niemals
infizieren dürfen. Ich hätte es besser wissen müssen.«
»Besser, du erkennst das jetzt,
als dass du erst nach Vollmond deine Meinung änderst.« Indem ich mir ein paar
Handtücher unter die Beine schob, machte ich es mir auf dem Boden bequem. »Lass
mal sehen, ob ich alles richtig verstanden habe: Du bist mit einem ⦠Werbären
ausgegangen?«
Ohne das Gesicht von der Kloschüssel
zu heben, nickte sie traurig.
»Dann muss ich das einfach
fragen â gehörte er zu der Sorte, die bunte Bildchen auf der Brust tragen?
Einen Regenbogen zum Beispiel oder vielleicht eine Eistüte?«
»Was?« Unsicher schaute sie zu
mir hoch.
»Du weiÃt schon, wie
Weitere Kostenlose Bücher