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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Ich
fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare. »Man kann nur nie wissen, ob es
auch so bleibt.«
    Â»Weißt du, manche Leute würden
vielleicht sagen, dass dein Leben mehr wert ist als seines.«
    Ich riss den Kopf hoch und
starrte ihn böse an. »Asher …«
    Â»Du bist Krankenschwester,
hilfst Leuten, gibst der Gemeinschaft etwas zurück – du zahlst Steuern. Und was
tut er?«
    Â»Er ist mein Bruder …«,
protestierte ich.
    Â»Viele Leute haben zu Beginn
ihres Lebens Geschwister. Aber sterben tut jeder allein.«
    Ich atmete ein paarmal tief
durch. »Ich bin noch nicht bereit, ihn aufzugeben.«
    Â»Das glaub ich gern. Es ist
toll, gebraucht zu werden, bis es einen irgendwann umbringt.«
    Ein Holzscheit im Kamin
zerbrach, und es zischte, als die frische Kante der Hitze der Flammen
ausgesetzt wurde. Ich drehte mich zum Feuer, weil das einfacher war, als Asher
anzusehen. »Du klingst genau wie einer meiner Kollegen.«
    Â»Wer auch immer er ist, er ist
sehr weise.« Ich hörte wie er aufstand, dann trat er zwischen mich und das
Feuer. »Ich habe keine Wahl mehr, Edie. Ich muss das sein, was ich bin, und
tun, was ich tue, um zu überleben. Du … du kannst immer noch zurück.«
    Â»Wer wäre ich denn dann? Ohne
all das?« Die Frau, die ich gewesen war, bevor dieser ganze Wahnsinn angefangen
hatte. Auf keinen Fall wollte ich wieder sie sein. Wieder sein wie alle
anderen. Eine Frau, die niemals irgendwelche Abenteuer erlebte, keine Ahnung
hatte, dass es da draußen Vampire gab, und nie beweisen musste, dass man sich
auf sie verlassen konnte, wenn es um Leben und Tod ging. Sosehr ich meinen Job auch
manchmal hasste oder fürchtete – durch ihn fühlte ich mich so lebendig wie noch
niemals zuvor. Wenn ich die Stadt verließ, würde ich damit nicht nur Jake
aufgeben. Ich würde damit mein gesamtes Leben aufgeben.
    Â»Es ist nichts Falsches daran,
normal zu sein«, fuhr Asher fort.
    Ich schaute zu ihm hoch. »Sagt
der unnormalste Mann, den ich kenne.«
    Er schenkte mir ein
verbittertes Lächeln, ging an mir vorbei und setzte sich hinter den
Schreibtisch. »Deine Freundin und du können gerne über Nacht hierbleiben. Ich
habe leider noch eine Menge Arbeit.«
    Obwohl ich sie herausgefordert
hatte, tat seine Zurückweisung weh. »War das auch Arbeit, als ich dich vorhin
angerufen habe und du in diesem Klub warst?« Immerhin hatten wir uns auch in
einem Klub kennengelernt.
    Â»Spielt das denn eine Rolle?«
    Ich wusste, dass er jedes Recht
hatte, auszugehen. Wir waren ja nicht zusammen oder so. Und für ihn galt: Je
mehr Leute er berührte, desto mehr Gestalten konnte er annehmen. Andere zu
berühren war wohl gleichzusetzen mit Macht. Ich schüttelte den Kopf. »Ist egal.
Vielen Dank, dass du Gina und mir Unterschlupf gewährst. Ich bin dann oben.«
Damit wandte ich mich Richtung Treppe.
    Â»Bist du eifersüchtig auf sie?
Auf alle, die ich nur um der Berührung willen anfasse?«, rief er mir mit
gedämpfter Stimme hinterher.
    Â»Natürlich.« Ich hätte es
leugnen können, aber wozu lügen? Asher und ich waren einander entglitten, noch
bevor wir genau wussten warum eigentlich. Und ich war wütend, dass die Welt ein
so ungerechter Ort war – und ich allein.
    Â»Du kannst mich nicht für etwas
verurteilen, das ich nur tue, um zu überleben. Ein Wolf wird immer ein Wolf
sein, ein Hai immer ein Hai und ein Gestaltwandler eben immer ein
Gestaltwandler. Was brauchen Sie zum Überleben, Schwester Spence?«
    Als ich mich umdrehte, hatte er
das Kinn in die Hände gestützt und musterte mich. Der Schein des Feuers in
seinem Rücken ließ ihn irgendwie teuflisch aussehen. In diesem Zimmer war es so
warm, dass man vergaß wie kalt es draußen war, sobald man sich ausgezogen
hatte.
    Â»Das sollte ich dir nicht sagen
müssen«, erwiderte ich. »Rate.«
    Asher stand auf und kam um den
Tisch herum. Er blieb dicht vor mir stehen, und mich überlief dieses
elektrisierende Prickeln, das sich immer dann einstellt, wenn man genau weiß, dass
man zur Beute geworden ist. Allerdings eine Beute, die immer noch Nein sagen
kann. Nun lag es ganz in meiner Hand, ob wir weitermachten oder es sein ließen.
    Ich strich sanft über seine
Wange.
    Ein wissendes Lächeln huschte
über sein Gesicht. »Du trägst immer noch deinen

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