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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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einzelne
Kleidungsstücke aus und gaben sie an Helen weiter. Einer reichte ihr einen
knielangen Mantel, der sie zusammen mit einem schwarzen Wollpullover fast schon
wieder normal aussehen ließ – bis auf die Tatsache, dass ihre Beine und Füße
nackt waren.
    Â»Also, Edie, Sie möchten mich
um Zuflucht bitten?«, fragte sie mich.
    Mir fiel wieder ein, wie Anna
gesagt hatte, es solle möglichst offiziell klingen. Also machte ich es wie
Sike, als sie Gideon abgeholt hatte: »Im Namen von Anna Arsov, die bald eine
Erhabene sein wird: ja.«
    Â»Helen, die Mutter des Rudels
Harscher Schnee, gewährt sie Ihnen.« Sie musterte ihre Werwölfe. »Beschützt sie
so wie ihr mich beschützen würdet. Ihr zwei …«, sie deutete auf zwei Männer in
der Gruppe.
    Vor meinem inneren Auge
erschien das Bild, wie ich mit zwei Werwölfen im Schlepptau auf der Station
auftauchte. Charles würde mich für immer hassen, so viel war sicher. »Nein,
nein … im Krankenhaus bin ich sicher … Sie haben es ja gesehen, die Schatten
schützen mich hier.«
    Sie strich über den Kragen
ihres geliehenen Mantels und lächelte zufrieden. »Aber natürlich. Ich schicke
jemanden, der nach Ihrer Schicht hier in der Eingangshalle auf Sie warten
wird.« Damit wurde aus der Herrscherin wieder eine erschöpfte Frau. »Ich sollte
nach Hause gehen. Falls sich der Zustand meines Vaters ändert, werden Sie mich
doch anrufen, oder?«
    Â»Natürlich«, nickte ich.
    Helen und ihre Entourage
drehten sich um und verließen dicht aneinandergedrängt das Gebäude. Von draußen
kam ihnen der Wachmann entgegen. Die Werwölfe, die Helen auf Viktor angesetzt
hatte, konnten ihn offenbar abschütteln. Keuchend stützte er die Hände auf die
Knie und sah zu, wie der Rest des Rudels verschwand. Da keiner von ihnen
rannte, ging das in Ordnung. Obwohl die eine Dame keine Schuhe trug. Ich konnte
ihm am Gesicht ablesen, dass er schon Merkwürdigeres gesehen hatte.
    Was das anging, war ich mir
sicher. Auch wenn er sich nicht mehr daran erinnern konnte.

Kapitel 33
    Â 
    Â»Schon
zurück?«, fragte Meaty, als ich am Schwesternzimmer vorbeikam.
    Â»Wenn du wüsstest.« Ich
bog um die Ecke, und Rachel schaute hoch, als ich zu den Gehegen kam.
    Â»Hast du sie dazu
gebracht, nach Hause zu gehen?« Sie spähte an mir vorbei; offenbar dachte sie,
ich könnte eine erwachsene Frau hinter meinem Rücken verstecken.
    Â»Ja. Kann ich kurz Pause
machen?« Ich beugte mich vor, um auf die Uhr in Winters Zimmer schauen zu
können. »Ich weiß, es ist noch früh, aber …«
    Â»Sicher, kein Problem.« Rachel
scheuchte mich fort. Für sie war ich offenbar auch nur eine Art Besucher, da
ich ja nur zwei Beine hatte.
    Ich ging den gleichen
Weg zurück, den ich gekommen war. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aber ich
konnte nach diesem Schock nicht gleich wieder zur Normalität zurückkehren.
    Als Allererstes wollte ich mich
umziehen. Helens Kaffee hatte bei seinem Absturz einen Fleck auf meiner Hose
hinterlassen, außerdem roch ich immer noch nach Mageninhalt, oder zumindest kam
es mir so vor. Vielleicht hatte der Gestank der Schatten mir ja auch die Nase
verätzt. Wohin war die Frau mit dem Parka wohl verschwunden? Das wollte ich
lieber gar nicht wissen.
    Fühlte ich mich jetzt sicherer?
Ich hatte Viktor doch gar nichts getan – aber diese Beulen in meinem Auto und
der Angriff der beiden Frauen hatten mich verunsichert. Vielleicht war er ja
geistesgestört. Dadurch dass die Schatten heute nur eine meiner Angreiferinnen
plattgemacht hatten, fühlte ich mich nicht wesentlich sicherer. Wütend zog ich
mein OP -Hemd
aus.
    Helen war so beherrscht
gewesen, als sie angegriffen wurde. Es musste großartig sein, über eine Kraft
zu verfügen, auf die man jederzeit zurückgreifen konnte, wenn man sie brauchte,
die man einfach überstreifte wie einen Mantel. Oder zu wissen, dass man bereits
tot war – zumindest zum Teil – und deswegen quasi unverwundbar. Ich schlüpfte
ruckartig aus meiner Hose und schleuderte das schmutzige Zeug in einen
Wäschewagen.
    Ich mochte meinen Job. Ich
mochte es, über all diese Dinge Bescheid zu wissen. Und es würde mir bestimmt
nicht gefallen, wieder normal zu sein. Aber ich war mir auch nicht mehr sicher,
ob ich das hier noch wollte, wenn ich ständig um mein Leben fürchten

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