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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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Figur dafür habe, dass er nicht nur nett sein wollte?«
    »Nein, nein, er hat gemeint, was er gesagt hat.«
    Das war nicht einmal gelogen. Cristina hatte die richtige Figur für so einen Job. Und sie war ausgesprochen hübsch, aber …
    Er schaute in das kleine, müde Gesicht mit der dicken Make-up-Schicht, auf die glanzlosen, dunklen Locken. Er hatte ihr Gesicht schon tausendmal in den Zeitungen gesehen, und jedes Mal war es das Foto des Opfers.
    Er sah auf die Uhr. »Ich glaube, Sie gehen jetzt besser. Sollen wir dieses Bett rasch ein bisschen durcheinanderwühlen?«
    »Das ist egal.«
    »Diese Frau von oben, kontrolliert sie die Zimmer nicht?«
    »Doch, natürlich, aber das Bett ist egal. Bei älteren Männern kommt das ziemlich oft vor. Wenn sie die beiden Gläser da sieht, ist alles okay …« Sie zögerte.
    »Was ist?«
    »Kann ich einen Schluck Champagner haben?«
    »Natürlich. Aber nehmen Sie lieber eines der benutzten Gläser. Besser, wir lassen keine drei hier herumstehen.«
    Er füllte sein Glas für sie, und sie trank es hastig aus.
    »Danke. Ich mag dieses Stockwerk. Hier gibt es immer Champagner, und niemand tut einem weh.«
    »Gibt es noch ein Stockwerk mit Zimmern? Ich dachte, Sie und die anderen Mädchen wohnen in der Etage über dieser?«
    »Wir wohnen auf dem Dachboden. Direkt hier drüber ist das Stockwerk für Freaks, komische Typen mit Sonderwünschen … Sie wissen schon … Ich muss hoch.«
    Er wollte sie zur Tür bringen, aber sie hinderte ihn daran.
    »Ich darf mit Ihnen nicht gesehen werden. Regel Nummer eins: Nichts sehen und nicht gesehen werden! – Komme ich wirklich in die Zeitung, wie Roberto gesagt hat?«
    »Ganz bestimmt.«
    »Sie kommen also zurück?«
    »Ich komme zurück, Cristina, ganz bestimmt.«
    Warum eigentlich sollte sie ihm glauben, einem Fremden, der wie Paoletti Italiener war, einem Mann? Es gab nichts, was er ihr noch hätte sagen können, und so ließ er sie gehen. Er wartete einen kurzen Augenblick, bevor er über den Flur ging und bei Nesti anklopfte. Der Journalist reagierte nicht, und so marschierte er kurzerhand ins Zimmer.
    Die Schuhe standen neben dem Bett, und den teuren Anzug hatte er zweifelsohne in den Schrank gehängt. Von Nesti selbst war in dem Wirrwarr der Seidenlaken kaum noch was zu sehen, nur ein paar dunkle Locken auf dem Kopfkissen, ein behaarter, kräftiger Unterarm und mit einer Rolex. Nesti schnarchte selig.
    »Nesti! Wachen Sie auf. Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
    Nesti murmelte verschlafen vor sich hin.
    »Wachen Sie endlich auf!«
    »Was ist los …?«
    Der Maresciallo zog Nesti die Decke vom Gesicht, der ihn daraufhin verschlafen anblinzelte: »Ach, Sie sind’s …«
    »Wer sollte es wohl sonst sein?«
    »Verdammt noch mal, Guarnaccia, gehen Sie schlafen. Ich habe meine Story telefonisch durchgegeben … die schafft’s noch in die zweite Morgenausgabe … Sie schulden mir tausendacht …«
    »Wie bitte?«
    Doch Nesti hatte sich schon wieder auf die Seite gerollt und schnarchte weiter. Die Champagnerflasche auf dem mit Spitzendeckchen verzierten Nachttisch war leer, und neben den beiden entsprechenden Kelchen stand noch ein drittes, ein bauchiges Glas mit einem Rest Brandy. Der Maresciallo kehrte in sein Zimmer zurück.
    Eigentlich war das gar nicht so unvernünftig. Sie hatten für die Zimmer bezahlt, es war schon fast halb fünf, und auch er hatte im Laufe der langen Nacht ein bis zwei Gläser getrunken. Also zog er sich aus und legte sich in das Himmelbett. Aber als er den Kopf in das große Federkissen kuschelte, stachen ihm all die Spitzenrüschen ins Auge, die seinen Kopf umrahmten. Er warf eines der Kissen ans Fußende, so dass er ein wenig flacher zu liegen kam, fühlte sich aber dennoch inmitten all dieser Rüschen und Spitzen ziemlich lächerlich. Im Zirkus steckten sie manchmal Elefanten in eine Art Ballettröckchen, die armen Viecher. Konnten sich Tiere peinlich berührt fühlen? Dieses Bett …
    Bei älteren Männern kommt das öfter vor, hatte Cristina gesagt. War das nur so eine beiläufige Bemerkung gewesen? Um zu erklären, warum er sich um den Zustand des Bettes keine Sorgen zu machen brauchte? Oder dachte sie wirklich, er hätte nichts von ihr gewollt, weil er zu alt war, um …? Nein, nein. Sie hatte ›wie Roberto‹ gesagt. Nein. Obwohl, Nesti und er waren etwa im gleichen Alter, so alt wohl wie die meisten Männer, die hierherkamen. Sie hatte gesagt, es sei ein dicker Mann mit Glatze gewesen … und ein

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