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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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zur Carabinieri-Wache.
    Er traf Piazza, der bereits in Uniform war, mit einer Tasse Kaffee in seiner Wohnung an. Ein kleines Mädchen klammerte sich an seine Hosenbeine.
    »Bitte, Papà ! Bitte, bitte!«
    » Mamma kann das doch auch. Ich muss jetzt zur Arbeit – und sieh doch, der Maresciallo ist extra hergekommen, um mit mir zu sprechen.«
    »Er kann doch hier mit dir reden … und … ach Papà, Mamma kann sie einfach nicht so gut aufblasen wie du. Bei ihr sind sie immer ganz schlapp.«
    »Schon gut, schon gut, ich mach’s, heute Nachmittag, wenn wir an den Pool gehen. Du brauchst sie ja jetzt noch nicht.«
    »Doch, ich brauche sie, jetzt sofort. Ich will sie jetzt anziehen! Ich will!«
    »Tut mir leid, Guarnaccia …«
    »Schon gut.«
    »Dann lauf und hol sie, aber schnell! – Ihre Schwimmflügel. Sie ist so begeistert von den Flügeln, dass sie sie den lieben langen Tag tragen will. Sie wird erst Ruhe geben, wenn die Dinger kaputt sind.«
    Das kleine Mädchen kam mit rosa-grün gemusterten Schwimmflügeln zurück, und als sie endlich aufgeblasen an ihren Ärmchen saßen, umarmte sie ihren Vater zum Dank, schenkte Guarnaccia zum Abschied ein Lächeln und sprang dann fröhlich juchzend aus dem Raum.
    »Ihre Einzige?«
    »Ja. Und Sie? Haben Sie auch Kinder?«
    »Zwei Jungs.«
    »Gehen wir in mein Büro. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Nein, danke.«
    Als sie sich schließlich Auge in Auge am Schreibtisch gegenübersaßen, unterzogen sie sich gegenseitig einer kritischen Musterung. Piazza war deutlich jünger als Guarnaccia, wahrscheinlich war dies sein erster Posten als Dienststellenleiter. Sein offenes, lebhaft wirkendes Gesicht schien jederzeit zu einem herzhaften Lachen bereit. Ganz offensichtlich verwirrte ihn der Besuch seines Kollegen, und ob er nun wegen der Überprüfung des Clubs gelogen hatte oder nicht, die Erwägung, dass der Mann auf Paolettis Gehaltsliste stehen könnte, hatte Guarnaccia bereits verworfen, noch bevor sie sich richtig gesetzt hatten.
    »Geht es um den Mord? Paolettis Tochter?«
    »Ja. Ich bin gestern im Club gewesen … ich hätte Sie informieren müssen, ich weiß, aber das war ein höchst inoffizieller Besuch, und ich dachte, ich ziehe Sie da lieber nicht mit hinein, schließlich kennt man Sie dort …«
    Piazza wartete geduldig, guckte noch immer leicht verwirrt. Wenn Paoletti ihn nicht gekauft hatte, was war es dann? Wie konnte der Mann so gelassen und heiter vor ihm sitzen? Hatte er sich geirrt? Hatte er mit seiner Lüge überhaupt keine dunklen Machenschaften verbergen wollen? Vielleicht hatte er einfach nur zu viel zu tun und geglaubt, behaupten zu müssen, er sei dort gewesen und habe die Lokalität überprüft … schließlich kam der Anruf vom Staatsanwalt höchstpersönlich. Oder vielleicht war er auch einfach nur faul, aber das hielt Guarnaccia für eher unwahrscheinlich … der Mann wirkte so lebhaft, so voller Tatkraft, helle, strahlende Augen unter buschigen Brauen. Teresa hätte ihn attraktiv gefunden. Hmmpf. Auf jeden Fall hatte Piazza gelogen, das stand fest. Ein Missverständnis? Sollte er ihn einfach geradeheraus danach fragen? Lorenzini hätte das gemacht, hätte dem Mann in die Augen geschaut und ihm die Pistole auf die Brust gesetzt: ›Verdammt noch mal, was haben Sie mir denn da für ein Märchen aufgetischt?‹ Florentiner halt, ein ganz eigenes Völkchen, ohne Frage.
    »Mich wo mit hineinziehen? Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen erschöpft aus … möchten Sie wirklich keinen Kaffee?«
    »Nein, nein …«
    »Also? In was wollten Sie mich nicht hineinziehen?«
    »Ach, es war nur … Ich wollte mich bloß mal umsehen, im Emperor. Ganz inoffiziell, nicht in Uniform.«
    »Sie sind dort als Gast rein, als verdeckter Ermittler, sozusagen? Um Gottes willen! Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wie einer der üblichen Kunden dort sehen Sie nun nicht gerade aus. Was halten Sie von dem Club? Stimmt doch, was ich gesagt habe, oder?«
    »So ziemlich, ja.«
    »Verdienen sich eine goldene Nase da drinnen.«
    »Möglicherweise hinter den Kulissen, aber ganz bestimmt nicht mit den fünfzehn Euro, die sie als Eintritt inklusive Drink verlangen.«
    »Nein, es werden wohl eher die privaten Feiern sein, Junggesellenpartys und so. Oben haben sie eine Menge Séparées, ein bisschen knutschen, ein bisschen grapschen, mehr ist nicht erlaubt.«
    »Sechzig Euro für zehn Minuten.«
    »Sind Sie tatsächlich …? Na, hoffentlich haben Sie Ihren Spaß gehabt.

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