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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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den Bericht schreiben. Er musste sehr vorsichtig sein. Ein falsches Wort, und die beiden Kinder würden im Nu von der Bildfläche verschwinden. Er musste sich langsam vortasten, aufpassen, eines nach dem anderen angehen.
    Guarnaccia hatte sich einen Bademantel übergezogen und stand nun im Bad vor der Waschmaschine, auf der noch immer die beiden verschmutzten Sommerhosen lagen. Es war eine ziemlich neue Waschmaschine. Nachdenklich legte er beim Anblick der Schalter, Knöpfe und Lämpchen die Stirn in Falten. Früher hatte er die Wäsche einfach nur in die Maschine gestopft und eingeschaltet. Das Ding hier sah aus wie ein Flugzeugcockpit. Nachdem er eine Weile lang die verschiedenen Waschprogramme, Temperaturen, Energiespartasten, Schleuderzahlen, Spülstopps und Kurzwaschgänge studiert hatte, hielt er es für das Einfachste, die beiden Hosen in die Reinigung zu bringen. Aber nein, tagsüber würde er das kaum schaffen, und dann würden die Hosen höchstwahrscheinlich dort liegenbleiben, bis Teresa zurück war. Das wollte er ihr lieber nicht zumuten, und so stopfte er die Hosen zu der anderen Wäsche in die Trommel und schaltete beherzt die Maschine ein. Teresa hatte bestimmt einen passenden Waschgang voreingestellt. Er wartete, bis ein Licht aufleuchtete. Das Wasser schien einzulaufen. Dann entdeckte er auf der Maschine, dort, wo die Hosen zuvor gelegen hatten, diesen kleinen, runden, an einer Seite offenen, blauen Ball. Teresa hatte ihm das erklärt, aber wozu …? Waschmittel! Heutzutage füllte man das Ding mit dem Waschmittel und gab es direkt in die Trommel. Das hatte sich jetzt ja wohl erübrigt, denn die Trommel war bereits zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Nun, dann würde alles einmal gut durchgespült werden, und wenn die Hosen am Ende nicht sauber waren, würde er die Maschine ein zweites Mal mit Waschpulver durchlaufen lassen. Die Trommel begann sich zu drehen. Schön. Eins nach dem anderen. Er musste vorsichtig agieren. Guarnaccia räumte die blaue Plastikkugel ordentlich ins Regal über der Waschmaschine, direkt neben das Waschpulver. Da hing ja ein Blatt Papier am Rand des Regals. Sie hatte es ihm gezeigt. Er sah sich das Blatt ein wenig genauer an. Eine Kopie, wahrscheinlich eine Seite aus der Gebrauchsanleitung mit den verschiedenen Waschgängen und so. Mit einem roten Filzstift hatte sie ein paar Ergänzungen hinzugefügt: ›blaue Uniformhemden, farbige Hemden, Socken‹, ›weiße Uniformhemden, Unterwäsche‹. Nun ja …
    Er zog die Uniform an und ging in sein Büro.
    Es war noch immer zu früh, um den Staatsanwalt anzurufen, und so ließ er sich hinter dem Schreibtisch nieder und machte sich ein paar Notizen für seinen Bericht. Er brauchte zwei Durchsuchungsbefehle, einen für Paolettis Villa hier in Florenz – es sei denn, er rückte die Pistolen freiwillig raus – und einen drüben für das ›Hotel‹. Aber würde der Staatsanwalt – trotz des freundlichen Lächelns und der aufmunternden Worte – die Begründung akzeptieren? Er hatte nur die Aussage einer Prostituierten. Er brauchte mehr Beweise, und die einzige Person, die diese möglicherweise liefern konnte …
    ›Ich gehe jede Wette ein, dass der Mann über die Machenschaften hier genau Bescheid weiß und absichtlich Augen und Ohren verschließt.‹
    Wahrscheinlich hatte Nesti recht. Er war der Einzige. Möglich, dass er nichts von den Kindern wusste, aber über das ›Hotel‹ musste er Bescheid wissen. Er hatte behauptet, dass dort alles mit rechten Dingen zuginge, alles im Rahmen des Gesetzes, aber da war noch was anderes gewesen. Was hatte er gesagt? Irgendwas war ihm unangenehm aufgefallen, er hatte sich nicht grundlos so bereitwillig Nestis Auffassung angeschlossen. Aber weshalb? Das musste er unbedingt herausfinden. Er stand auf, kontrollierte, ob er den Schlüssel eingesteckt hatte, und verließ das Büro. Auf dem Weg die Treppe hinunter fiel es ihm wieder ein, eine Erinnerung, die er tief vergraben hatte: Der Mann war zu schnell gewesen, das war’s! Der Maresciallo des Kurortes hatte ihn nur fünfzehn Minuten nach dem Telefonat mit dem Staatsanwalt angerufen und behauptet, er sei zum Emperor rausgefahren, um dort nach dem Rechten zu sehen, und habe mit dem Manager ein ausführliches Schwätzchen gehalten. Unmöglich in so kurzer Zeit! Der Mann hatte gelogen.
    Die Autobahn war leer, und als die Sonnenstrahlen an Intensität gewannen und das Auto erwärmten, hatte er den Kurort bereits erreicht und folgte der Beschilderung

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