Vita Nuova
gestern operiert worden ist! Kein Wort von dir, kein Anruf, um dich nach ihr zu erkundigen! Denkst du eigentlich jemals auch an andere statt immer nur an dich selbst?«
»Ich habe angerufen. Gestern. Unzählige Male.«
»Salva, ich habe dir gesagt, dass ich den ganzen Tag im Krankenhaus bleibe und wahrscheinlich sogar die Nacht dort verbringen werde, wenn sie mich lassen.«
»Aber … niemand war zu Hause, nicht einmal die Jungs …«
»Die haben bei den Di Lucianos übernachtet. Auch das habe ich dir gesagt, und ich habe dir gesagt, dass ich dich anrufe, sobald ich wieder zurück bin, damit du zurückrufen kannst. Du weißt, dass ich im Krankenhaus das Handy nicht eingeschaltet lassen darf, aber du hörst mir ja nie zu. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich mit dir noch …«
Sie beruhigte sich langsam wieder, aber das fand er höchst bedauerlich. Ein sinnloser Streit war immer noch besser als ein ernstes Gespräch, besser als die Wahrheit. Er konnte es ihr nicht sagen. Er würde ihr von den Restaurants erzählen und wie das mit den Hosen passiert war, aber er konnte ihr nicht sagen, dass er sein Entlassungsgesuch eingereicht hatte.
Sie wandte ihm den Rücken zu und begann die kleine Pfanne zu scheuern, spülte sie aus und scheuerte sie, spülte sie aus und scheuerte sie, wieder und wieder, packte all ihre Wut und ihren Zorn in diese Arbeit.
Ihm fiel die Tomatensauce wieder ein, die mit den Basilikumblättern, und auch, dass da noch andere Mahlzeiten waren, seine Lieblingsspeisen, die sie extra für ihn gekocht und tiefgefroren hatte.
›Du musst nur daran denken, dir am Abend zuvor eine davon herauszunehmen.‹
Sie waren alle noch da, unberührt.
Er stellte sich hinter Teresa, legte die Arme um sie. Sie scheuerte weiter an der Pfanne herum, spülte sie aus, scheuerte sie, hielt den Körper ganz steif, reagierte nicht auf ihn. Er beugte den Kopf zu ihr hinunter, atmete den Duft ihrer Haare.
»Geht es ihr gut?«
»Sie wird wieder gesund. Sie wird regelmäßig zur Nachsorge müssen, aber sie braucht keine Chemo. Sie haben ihn früh genug entfernen können. Lorenzini hat gesagt …«
»Was?« Er legte sein Kinn auf ihren Kopf. Sie gab nach, lehnte sich an ihn. »Was hat Lorenzini gesagt?«
»Er hat gesagt, dass mit dir was nicht in Ordnung ist. Er hatte Angst, dass du vielleicht krank bist. Er hat gesagt, dass er kein Wort aus dir herausbekommt und dass du schlecht aussiehst. Und dann hat er noch gesagt …«
»Da hast du aber ziemlich lange mit Lorenzini geredet.«
»Weil ich dich nicht an den Apparat bekommen habe. Er macht sich Sorgen um dich. Du bist wirklich nicht krank?«
»Nein.«
»Was ist es dann?«
»Ich … Dieser Fall macht mir zu schaffen, wirklich schwer zu schaffen. Ich hab immer wieder versucht, dich anzurufen, aber …«
»Ein Fall? Die ganze Aufregung wegen eines blöden Falls? Salva, ich weiß, wie wichtig dir deine Arbeit ist und was dir die Armee bedeutet, auch wenn du vor dich hin grummelst und so tust, als war es gar nicht so, aber …«
Ihre Worte schnitten ihm ins Herz. Sie drehte sich zu ihm um und sah zu ihm auf.
»Kannst du deinen Job nicht einfach nur so gut machen, wie du kannst, und dich damit zufriedengeben, so wie alle anderen auch?«
»Ich mache ihn ja, so gut ich kann.«
»Aber du steigerst dich immer so hinein. Du kannst nicht alle Menschen dieser Welt retten. Und schau dir doch an, was das Resultat ist, wenn du es versuchst. Alle machen sich Sorgen um dich, sogar Lorenzini, dabei kümmert es ihn nicht im Geringsten, wenn du deine Zustände hast.«
»Was für Zustände?«
»Du hast mich fürchterlich erschreckt, und ich bin hergeeilt, obwohl ich mich eigentlich um Nunziata kümmern müsste … sie weiß nicht, dass du dich mit keinem Wort nach ihr erkundigt hast. Ich habe so getan, als ob ich mit dir gesprochen hätte, ihr alles Liebe von dir ausgerichtet und dass du an sie denkst und so weiter.«
»Ich habe an sie gedacht. Aber ich dachte, sie dachte, ich … Ich dachte, sie sei böse auf mich, weil ich mich in ihre Angelegenheiten gemischt habe … und ich dachte, du wärest auch böse auf mich.«
»Wegen … Das meinst du doch jetzt wohl nicht ernst, oder? Das war doch nur ein Witz, Salva.«
»Nein, nein. Sie hat ja recht. Ich habe kein Recht, mich in alles einzumischen, über das Leben anderer zu bestimmen. Es sind die Frauen, die anschließend die Arbeit machen müssen, die Männer stehen nur im Weg herum.«
»Was sind denn das für Töne?« Sie
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