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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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lehnte sich in seinen Armen zurück und starrte ihn besorgt an. »Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«
    »Nein, mit mir ist nichts in Ordnung. Und es stimmt auch nicht, dass ich immer nur meine Arbeit im Kopf habe. Und die Armee ist mir schnurzegal. Da hast du ausnahmsweise einmal unrecht. Ich bin es leid, so leid, einfach alles. Totò hat recht.«
    »Totò? Was hat denn Totò damit zu tun?«
    »Er hat gesagt, dass ich mir einen anständigen Job suchen soll.«
    »Wann?«
    »Ach, vor ein paar Jahren oder so …«
    »Vor ein paar Jahren …? Du musst wirklich schlimme Probleme mit diesem Fall haben. Um was geht es denn? Komm, wir setzen uns, dann kannst du mir alles erzählen. Es ist noch früh, das Kochen kann warten.«
    »Nein, ich will nicht darüber reden. Ich kann nicht darüber reden, und ich habe dir gesagt, dass ich es satt habe, alles. Wenn ich eine vernünftige Arbeit hätte …«
    »Du? Aus der Armee ausscheiden? Du?« Sie lachte laut und umarmte ihn. »Schon gut, ich setz die Pasta auf. Du musst schrecklich hungrig sein, wenn es so schlimm steht. Geh schon mal unter die Dusche.«
    Er hielt sie fest umarmt.
    »Nun geh schon. Ich kann nicht kochen, wenn du mir dabei im Weg bist.«
    Da ging er ins Bad.
     
    Am Nachmittag regnete es, ganz ohne Sturm und Blitz, nur in der Ferne ein leises Donnern, ein sanfter, stetiger Regen, ein leises, beruhigendes Trommeln. Guarnaccia lehnte sich vor dem Fernseher in das kühle, weiche Leder zurück und schloss für gut zwanzig Minuten die Augen. Er hörte die vertraute Stimme des Nachrichtensprechers und Teresa, die in der Wohnung rumorte, die Läden aufklappte und die Fenster aufstellte.
    Als er eine frische Uniform angezogen hatte und ins Büro zurückwollte, da stand Teresa auf einer Leiter im Flur vor geöffneten Schränken und holte die Schachteln mit den Winterpullovern herunter.
    »Muss die Zeit nutzen, wo mir die Jungs nicht im Weg stehen … Würdest du bitte das Licht anmachen, ja? Ich sehe ja schon gar nicht mehr, was ich hier mache.«
    Es roch nach Mottenkugeln in der dunklen Wohnung.
    Er machte das Licht an und ging.
    Er hatte nichts gesagt.
    Aber dem Staatsanwalt würde er es sagen müssen. Er hatte keine Ahnung, ob De Vita erleichtert oder besorgt reagieren würde. Oder brauchte er es ihm vielleicht doch nicht zu sagen? Guarnaccia dachte darüber nach, während er an seinem Schreibtisch saß und dem Regen zusah. Er hatte drei Monate bis zu seiner Entlassung, drei Monate, in denen er weiterarbeiten konnte wie bisher. Würde er es schaffen … Was denn schaffen? Abgesehen davon, dass er ohne einen vom Staatsanwalt unterschriebenen Durchsuchungsbefehl keinen Schritt weiterkam, was konnte er tun? In erster Linie machte er sich Sorgen um diese Mädchen, vor allem natürlich um die beiden Kinder, wollte sie Paolettis Klauen entreißen. Und was war mit dem Mord an dessen Tochter? Vielleicht gelang es ja Nesti, den Mörder zu finden, wenn er Paoletti hochgehen ließ und ihn und seine krummen Geschäfte Stück für Stück auseinandernahm. Dann bliebe dem Staatsanwalt keine andere Wahl, als die erforderlichen Haft- und Durchsuchungsbefehle auszustellen. Die Presse besaß deutlich mehr Macht als so ein Feld-Wald-und-Wiesen-Maresciallo. Was glaubte er denn, wer er war? Ein Privatdetektiv mit ausgezeichneten Computerkenntnissen und dynamischer Persönlichkeit? Die Anzeige sagte doch alles.
    Was also würde er dem Staatsanwalt sagen? Wahrscheinlich nichts. Oder besser gesagt, er würde sich auf das absolute Minimum beschränken: ›Ja, Herr Staatsanwalt‹, und: ›Nein, Herr Staatsanwalt‹, das hatte ja schon beim heutigen Telefonat hervorragend geklappt. Wenn er doch einfach nur in seinem Büro bleiben könnte, sich um die Leute kümmern, die auf die Wache kamen, einfach da sein, wo er hingehörte. Die Ruhe, die er in der Sicherheit seiner Wohnung verspürt hatte, in der Teresa leise irgendwelche Sachen herumräumte, diese Ruhe verließ ihn nun, wieder machte sich der kalte, schreckliche Angstkloß in seinem Innern breit.
    Er stand auf und sah im Warteraum nach. Leer. Ein paar feuchte Fußspuren auf dem Boden, ein vergessener Regenschirm. Die Männer arbeiteten konzentriert und hatten ihn nicht einmal bemerkt. Er konnte es nicht länger hinausschieben. Eigentlich wäre er viel lieber allein geblieben, aber bei dem Regen konnte er nicht zu Fuß zur Kanzlei des Staatsanwalts hinüberlaufen. Er schloss das Fenster und befahl dem jüngsten Carabiniere, ihn

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