Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
herum. »Krischan hat sich, als wir ihn das letzte Mal gesehen haben, hier aufgehalten.« Sie deutete in etwa dahin, wo sich das Pförtnerhäuschen befand. »August ist tot«, seufzte Melissa. »Bei Krischan sind eine Hexe und ein höherrangiger Dämon.«
»Was schlägst du vor?«, fragte Roman und sah sie eindringlich an.
»Er versucht uns mit Masse abzulenken«, erklärte die Kriegerin. »Die vielen Dämonen da draußen sind nur Show. Wie schon gesagt, sie sind strohdumm und leicht zu töten. Man kann sich aber auch ganz leicht an ihnen vorbei schleichen. Wir müssen Krischan finden und ihn beschäftigen, damit die Wandler die Hexe und den Dämon töten können. Er wird sie mit seinem Leben beschützen und um jeden Preis versuchen an den Prinzen heranzukommen.«
Ich sah herüber zu meinem Mann, der wie versteinert auf dem Sofa hockte und wütend ein Loch in den Teppich starrte. Das musste nicht einfach für ihn sein. Die waren hinter ihm her und er konnte nichts dazu beitragen, das Leben seiner Lieben zu beschützen. Aber so wie ich die Lage einschätzte, war mein Mitleid das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
»Krischan«, knurrte Leire und starrte über meine Schulter hinweg Richtung Tür.
Meine Nackenhaare stellten sich auf und alles in mir schrie, dass ich mich umdrehen sollte, aber ich war wie gelähmt. Ich vernahm einen dumpfen Aufschrei und sah, dass Elias nicht mehr an seinem Platz saß. Die Vampire und meine Familie hatten panisch geweitete Augen. Langsam zwang ich meine Glieder, mich umzudrehen.
Da war er und sah genauso aus, wie ich ihn vom Bild her in Erinnerung hatte. Blondes Haar, große Welpenaugen und eigentlich ein recht freundliches Gesicht. In seinen Armen hielt er meinen bewusstlosen Mann. »Das war einfacher, als ich gedacht hatte.« Selbst seine Stimme klang nett.
Ich erinnerte mich aber, dass Emilia ihn als stets schlecht gelaunt beschrieben hatte. Die Vampire waren sprungbereit und mein Vater hatte sich bereits verwandelt.
Krischan sah sich etwas nervös um. »Niemand bewegt sich oder dieser zarte Menschenhals ist schneller gebrochen als ihr Oh, oh sagen könnt.«
»Nein!«, wimmerte ich und streckte meine Arme nach Elias aus.
»Krischan, dafür werdet Ihr Euch vor dem Rat verantworten müssen«, donnerte Emilians Stimme durch den Raum.
»Ich sichere uns nur die Herrschaft. Es kann nicht Euer Ernst sein, dass Ihr dieses Kind mit seinem Haustier regieren lassen wollt?«
»Sein Tod wird auch der Eure sein«, zischte Leire. »Oder denkt Ihr ernsthaft, dass Eure Hexe und der Dämon Euch helfen können zu entkommen?«
Eine dicke Frau mittleren Alters und ein großer, dunkelhaariger Mann mit seltsamen Augen traten hinter Krischan. Die Frau hob ihren speckigen Arm und murmelte ein paar unverständliche Worte. Wie damals im Orden versteinerten die Vampire zu Statuen.
»Heilige Scheiße«, brummte mein Bruder und verwandelte sich. Meine Mutter tat es ihm nach, nur ich blieb wie gelähmt stehen.
»Willst du zusehen, wie ich ihn töte?«, knurrte Krischan mich mit ausgefahrenen Fängen an. »Ich werde sein Blut bis auf den letzten Tropfen aussaugen.«
Ein Schrei löste sich in meiner Brust. Mit ihm strömte meine gesamte Lebenskraft aus mir heraus. Ich war leer, bis auf einen See aus Trauer und Tränen, der sich in meinen Augen sammelte. So sollte es also zu Ende gehen?
»Schrei nur, dass hilft dir auch nicht.« Langsam legte er Elias’ Kehle frei und starrte ihn ehrfürchtig an. Dann biss er so kräftig zu, dass Elias wieder zu Bewusstsein kam. Gurgelnd spuckte er Blut und sah mich panisch an. Seine Gefühle drangen in mich ein und ich fühlte seinen Schmerz. Ich ging zu Boden und hielt mir den Bauch. Tränen rannten mir die Nasenspitze herunter, als mein Vater an mir vorbeihuschte und zum Sprung auf die Hexe ansetzte. Der Dämon wehrte ihn mit einem einzigen Schlag ab und der Hundekörper knallte gegen eine Wand. Ich hörte meine Mutter und meinen Bruder aufschreien, als der Dämon eine Waffe zog und sie mehrmals abfeuerte. Mein Magen, meine Zähne und meine Augen brannten wie die Hölle. Moment mal, das waren nicht Elias’ Schmerzen, die ich spürte! Irgendetwas stimmte nicht mit mir. Ich spürte eine Verwandlung näherkommen. Meine Knochen verschoben sich und aus meiner Haut wuchsen Haare. Helles, weißes Fell, aber auch hier und da schwarzes. Ich sah hoch zum Fenster, in dem ich mich wegen der Beleuchtung ein wenig spiegelte. Meine Augen waren himmelblau. Calimero! Mein
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