Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
Dieses Mal ließen mich Emilia und Roman nicht im Stich. Sie nagelten ihren Sohn an eine Wand. Elias kämpfte gegen sie an, knurrte und fauchte, versuchte sich loszureißen.
Emilia sah mich mit ängstlich geweiteten Augen an. »Miriam, alles okay?«
»Ja«, stammelte ich und erhob mich aus dem Bett. »Was ist los mit ihm?«
»Es ist die Verwandlung«, erklärte Roman. »Letztes Mal muss er in dieser Phase bewusstlos gewesen sein.«
»Ich spürte zwar Eifersucht, aber sie war nicht so rasend, dass es diese Reaktion erklären könnte«, grübelte Emilia, sichtlich unter Schmerzen.
»Merkutio war hier, um sich zu verabschieden«, erklärte ich meinen Schwiegereltern den Grund für Elias’ Eifersucht.
»Ich weiß, deshalb sind wir auch nicht gekommen. Merkutio würde seinem König nicht sein Blut verwehren«, rechtfertigte sich Emilia. Ich sollte lernen mich ein bisschen mehr auf die Vampire zu verlassen. In der Regel wussten sie, was sie taten. Aber Ausnahmen bestätigen ja bekannter Maßen die Regel. Emilia sah ihren Mann an und war dann für mich plötzlich verschwunden.
»Sie gerät selbst in den Blutrausch, wenn sie zu lange in seiner Nähe bleibt«, erklärte mir Roman, der Elias mit seinem Körper gegen die Wand drückte.
»Wo ist Ana?«, versuchte ich Smalltalk zu betreiben und rieb mir die Stelle am Bauch, an der Elias sich festgehalten hatte.
»Sie und Melissa sind noch unterwegs.«
»Hat sie sich getraut?«
Roman versuchte mich anzulächeln, was nicht so leicht war, mit dem knurrenden Elias im Arm. »Ja, endlich!« Er klang richtig erleichtert. Ich ließ mich auf den Stuhl vor dem Sekretär fallen, zog meine Beine an und umschlang sie mit meinen Armen.
»Du hast wirklich blindes Gottvertrauen in Elias, dass du nicht den Raum verlässt«, staunte Roman.
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er mir wehtut.«
»In diesem Zustand könnte er dich töten.«
»Was meinst du, wie lange das noch dauert?«
»Keine Ahnung«, seufzte mein Schwiegervater. »Soll ich dir die Wunde verschließen.«
»Ähm, ja wäre nett«, stammelte ich etwas verlegen. Der Gedanke, Roman an meinem Hals lecken zu lassen, hatte schon etwas Merkwürdiges. Ich hielt meine Haare zur Seite und streckte ihm die Wunde entgegen. Kaum berührte seine Zunge meinen Hals, verging der Schmerz, aber mein Mann tobte.
»Aua, Elias verdammt!«, schrie ihn Roman an und donnerte ihn mit voller Wucht gegen die Wand. Wenn noch jemand im Haus geschlafen hatte, dann tat er das jetzt nicht mehr. Zumindest die Vampire nicht. Ich sah auf die Uhr und verfolgte den Sekundenzeiger. Es dauerte exakt dreizehn Sekunden, bis Eva Groza, die mit ihrem Mann Traian über Weihnachten zu Besuch war, mit offenem Haar in einem Traum aus langer, schwarzer Seide im Türrahmen stand.
»Was ist mit ihm?«, wollte sie wissen.
»Blutrausch durch die Verwandlung«, keuchte Roman.
Eva schwebte regelrecht auf ihren Enkelsohn zu, wobei man nur das leise Geräusch ihres Nachthemdes auf ihrer Haut hörte. Leise flüsterte sie ihm ein paar rumänische Worte zu, worauf Elias sie anfauchte. »Nu te răţui aşa la mine. Gifte mich nicht so an!«, knurrte die Vampirin zurück.
»Könntest du ihn eine Weile halten, Mama?«, fragte Roman und tauschte, nachdem Eva genickt hatte, die Plätze mit ihr. Müde setzte er sich auf das Fußende meines Bettes. Nachdem er sich mehrere Male durch das Gesicht gerieben hatte, sah er mich an.
»Ich würde Krischan am liebsten selbst über den Jordan schicken.«
Irgendwann war ich wohl eingeschlafen. Im Sitzen! Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, waren die erlösenden Worte von Eva, dass Elias sich beruhigte. Als ich aufwachte, lag ich auf dem Bett und ein paar rote Augen erwarteten freudig mein Erwachen. Elias’ Gesicht schwebte ganz nah über meinem.
»Hallo!«, begrüßte er mich.
»Geh weg!«, maulte ich und drehte mich auf die Seite. Ich spürte ganz leicht, wie er sich auf dem Bett bewegte, und als ich erneut die Augen aufschlug, starrte er mich wieder an.
»Hallo!«, wiederholte er sich grinsend. Worüber freute er sich so? »Good morning starshine, the earth says hello!« , sang er aus dem Musical Hair .
»Wenn du nicht sofort aufhörst zu singen«, knurrte ich, »dann trete ich dich dahin, wo keine Sonne scheint.«
Ungläubig, aber auch herausgefordert, sah er mich an. »Es heißt aber starshine und nicht sunshine «, belehrte er mich. »Und außerdem wird es dich freuen zu hören, dass meine Schwester endlich
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