Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
nach wenigen Minuten durchgeweint. Wenigstens waren seine Tränen noch glasklar. Schlimmer war nur sein Griff um meinen Bauch. Sein Atem ging unregelmäßig, man konnte richtig hören, wie sehr er kämpfte. Ein leises Au , war das Einzige, was er ab und an von sich gab.
Ich streichelte seinen Kopf und versuchte mich nicht zu mädchenhaft anzustellen, obwohl sein Griff mir wirklich wehtat. Morgen würde ich an den Stellen grün und blau sein, das war sicher.
Irgendwann gegen ein Uhr morgens geriet ich in Panik, da er laut nach Luft japste. Ich wollte losrennen und Hilfe holen, aber er hielt mich mit aller Kraft fest. Ich zitterte am ganzen Körper und versuchte ihm zuzureden. »Elias, da stimmt doch was nicht«, wimmerte ich und sah ihn mit aufgerissenen Augen an.
Mein Mann schüttelte energisch seinen Kopf.
»Bitte, lass mich wenigstens deine Schwester holen.«
Die Tür öffnete sich und ich atmete erleichtert aus, auch wenn es ein Vampir war, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Merkutio, der anscheinend meine besorgten Worte gehört hatte, betätigte den Lichtschalter und sah uns erschrocken an. »Er verwandelt sich zurück?«, fragte er und ich nickte.
Mein Mann kämpfte um Atemluft und drückte mich immer fester. Merkutio löste Elias’ verkrampfte Arme von mir und zog ihn in seine Arme. Schneller als ich gucken konnte, hatte er sich in den Arm gebissen. Alles was ich sah, war Elias, der gierig an der Wunde saugte.
»Das wird helfen«, flüsterte Merkutio.
»Danke«, sagte ich erleichtert und versuchte eine Bestandsaufnahme meiner Glieder zu machen.
Elias drückte Merkutios Hand so fest, dass man seine Knochen durch die Haut scheinen sah.
»Tut er Euch weh?«
»Bitte Prinzessin, duzt mich«, bat der Älteste. »Und nein, er tut mir nicht weh.«
»Okay, dann bin ab sofort aber auch einfach nur Miriam.«
»Jedenfalls so lange du ungekrönt bist, Miriam.« Er lächelte mich an. Es tat gut, ihn Lachen zu sehen, damit hatte er mir ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht. »Ich bin eigentlich gekommen, um mich von dir zu verabschieden.«
»Wieso? Wo gehst du hin?«, fragte ich geschockt.
»Ich nehme meine Jagd wieder auf.« Merkutios Augen wurden zu kleinen Schlitzen. »Jetzt wo Krischan alleine ist, kriege ich ihn. Er wird dafür büßen, was er angerichtet hat.«
»Merkutio, bitte tu es nicht«, flehte ich und nahm seinen Kopf zwischen meine Hände, was Elias wie ein wildes Tier am Arm des Ältesten knurren ließ.
»Das solltest du besser nicht tun«, sagte dieser. »Wir Vampire sind sehr eifersüchtig - solltest du es noch nicht bemerkt haben.«
»Doch«, flüsterte ich und küsste Elias’ Stirn. »Entschuldige, mein Engel.«
»Die Jagd lässt mich all die schrecklichen Dinge meiner Vergangenheit vergessen und es freut mich, wenn ich dir und meinem zukünftigen König dienen kann.«
»Magst du mir davon erzählen?«, fragte ich und hoffte, dass ich nicht allzu hysterisch klang. Ich wollte Zeit schinden, ihn hier in Sicherheit behalten. Erst recht jetzt, wo ich wusste, dass meine kleine, süße Melissa seine Tochter war.
»Ich …«, stammelte er und suchte den Boden mit seinen Augen ab, »es ist zwar schon viele Jahre her, aber immer noch zu nah, als dass ich es aussprechen möchte.«
Beinahe hätte ich gefragt, ob Melissa damals schon gelebt hatte. Bis ich mich selbst daran erinnerte, dass Lilian schlecht vor ihrer Geburt gestorben sein konnte. Puuh! Da hätte ich mich fast zum Affen gemacht. Mit einem erleichterten Seufzen ließ Elias von Merkutio ab. Vorsichtig bettete der Älteste seinen zukünftigen König wieder auf das Kopfkissen. Eine kühle Hand griff nach mir und ich erwiderte ihren Druck. Es war Merkutios Hand, die ich da hielt.
»Auf Wiedersehen, meine Königin«, hauchte er und küsste meinen Handrücken.
»Danke für alles«, war das einzige, was ich herausbrachte. Dann war er schon verschwunden. Ich hätte ihn erinnern sollen, vorsichtig zu sein. Ihn vielleicht noch einmal drücken, aber zwei schwarzgelbe Augen hielten mich in ihrem Bann gefangen. Irgendetwas Wildes, Unheimliches lag in ihnen. Etwas, das ich zuvor noch nie gesehen hatte. Schnell wie eine Kobra schoss Elias vor und presste mich, seine Zähne in meinem Nacken vergraben, ins Bett. Als er wieder zu mir aufsah, waren seine Iris und das Weiße um sie herum rot. Blutrot!
»Scheiße!«, flüsterte ich, während mich mein Mann anfauchte.
»Elias?« Was hatte ihn nur in den Blutrausch versetzt? Eifersucht? Schmerzen?
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