Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
und alles was ich von ihm vorfand, war sein neuer Schlafanzug, der ordentlich gefaltet über der Lehne des Stuhles hing.
»Elias?«, rief ich mehrmals, doch er antwortete nicht. Mit Tränen in den Augen zog ich mich aus und streifte mir das hellblaue Oberteil über. Nachdem ich auch die Hose anhatte, kuschelte ich mich in unser Bett. Der Schlafanzug roch noch nach ihm und fühlte sich genauso kalt auf der Haut an, als hätte er ihn gerade noch angehabt.
KAPITEL 22
Als ich am nächsten Morgen aufwachte stieg mir Elias’ Duft in die Nase. Einen kurzen, wunderbaren Moment lang dachte ich, dass alles in Ordnung sei. Dann aber wurde mein Gedächtnis wach und spielte mir die Bilder des gestrigen Abends wieder vor. Gnadenlos sah ich immer wieder Elias und diese Frau in der Gasse, Krischans dreckiges Lachen und spürte schmerzlich die Abwesenheit meines Vampirs. Und mein Gefühl sollte mich nicht trügen - er war nicht da. Der Duft seines Schlafanzugs hatte mich kurz irregeführt. Schwerfällig, wie aus dem Koma erwacht, setzte ich mich auf und klammerte die Decke fest um mich. Ich sah mich im Zimmer um, ob ich irgendwelche Spuren finden konnte, die mir sagten, dass er wenigstens zurückgekommen war. Aber nichts. Alles war unverändert. Bis auf …
»Ana?«, flüsterte ich. »Hey? Pssst! Was machst du da auf dem Boden?«
Die Vampirin öffnete verschlafen ihre Augen und sah mich fragend an. »Elias da?«, brummte sie und rieb sich die Augen.
»Nein, komm hoch ins Bett. Dir muss ja alles wehtun.«
Langsam und mit gerunzelter Stirn ging sie zuerst auf alle Viere und krabbelte dann hoch zu mir. Etwas getrocknetes Blut klebte an ihrer Wange, sicherlich hatte sie das ein oder andere Tränchen herausgequetscht. »Ich hätte ihm sofort nachlaufen sollen, ich Idiotin.«
»Ich auch«, seufzte ich, auch wenn ich nicht im Geringsten die Chance gehabt hätte, ihn einzuholen. »Kannst du ihn nicht erreichen?« Ich tippte mir an die Stirn.
»Nein, er blockt mich ab.«
»Was denkst du, wo er hin ist?« Gestern Nacht beim Einschlafen war ich mir noch zu hundert Prozent sicher gewesen, dass er sich ein Fleckchen gesucht hatte, wo er ohne jemandem zu schaden ein bisschen Dampf ablassen konnte. Ein paar Bäume entwurzeln oder so etwas. Aber heute Morgen war ich mir dessen nicht mehr so sicher.
»Ich habe keine Ahnung.« Diese Tatsache schien Ana schier verrückt zu machen. Sie hasste es, ihren Bruder nicht ständig im Auge zu haben, so komisch es auch klang. Ich wunderte mich nicht über diese enge Bindung. Die Unsterblichen mussten schließlich die Ewigkeit miteinander verbringen, da konnte es nicht schaden, dass ihre Empfindungen etwas intensiver und leidenschaftlicher waren. Außerdem konnte ich jede Hilfe gebrauchen, den zukünftigen Vampirkönig am Leben zu halten. Wenn ich nur wüsste, wo er war. »Denkst du, er kommt heute im Laufe des Tages nach Hause?«
»Sicher, ich kann mir nicht vorstellen, wo er sonst hingehen könnte.«
Das baute mich ein bisschen auf. Es klopfte an der Tür. »Ja?«
»Dürfen wir hereinkommen, Eure Majestät?« Es war Heinrichs Stimme. Wen er mit wir meinte, sah ich, nachdem ich ihn hereingebeten hatte. Es war Magdalena, die wie immer atemberaubend aussah und das obwohl sie dieses Mal in Zivil war. Sie trug eine schwarze Stoffhose und einen langen, seegrünen Pullover darüber. Mit ihrem roten Haar hatte sie etwas Irisches.
»Ist der Prinz schon zurück?«, ergriff Heinrich das Wort, nachdem er mich eine Weile voller Mitleid gemustert hatte.
Ich schüttelte meinen Kopf.
»Nun, dann müsst Ihr eine Entscheidung treffen, Prinzessin.«
»Was für eine Entscheidung?«, fragte ich irritiert.
»Krischan hat gedroht das Video zu veröffentlichen, wenn wir nicht die Suche nach ihm abbrechen«, klärte Magdalena mich auf. »Was sollen wir tun?« Es war ganz eindeutig, dass sie es hasste, mich danach zu fragen. Ganz offensichtlich wusste sie selber genau, was zu tun war.
»Was denkt Ihr, Magdalena? Und du Heinrich?«
»Wir sollten vorerst die Suche abbrechen«, schoss es aus der Ältesten hinaus, dankbar, dass ich sie danach gefragt hatte.
»Merkutio ist immer noch auf der Suche und ihn können wir nicht erreichen«, fügte Heinrich hinzu und ich grübelte einen kleinen Moment.
»Okay, dann brecht die Suche ab.« Ich sah zu Anastasija und ergriff ihre kühlen Hände. »Dann liegt unsere ganze Hoffnung auf den Schultern eines körperlich geschwächten Vampirs.«
»Ihr wisst, dass Krischan uns immer
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