Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
Ja, als Vampir konnte Elias ständig die Gedanken seiner Schwester lesen, wenn er wollte. Ich ging hinüber zum Wickeltisch, an dessen Seite eine kleine Babybadewanne befestigt war.
»Zum Planschen für euer Würmchen«, erklärte mir die Vampirin, stellte sich hinter mich und schlang ihre Arme um meine Taille. Ich drehte mich in ihrer Umarmung und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange.
»Danke«, flüstere ich. »Vielen Dank.«
Etwas überrascht von meinem Kuss starrte sie mich an. »Ich liebe dich, das weißt du, oder?«, flüsterte sie und ihre Augen wurden blutunterlaufen.
»Ja, das weiß ich«, antwortete ich und drückte ihren Kopf an meine Schulter. Plötzlich schob sie mich von sich weg und klatschte in die Hände.
»Und? Was denkst du? Habe ich was vergessen?«
»Du und was vergessen?«, fragte ich. »Ich glaube nicht, dass das geht.«
»Na ja.« Die Vampirin versuchte bescheiden auszusehen. »Ich keine Ahnung von Menschenbabys.«
»Ich auch nicht«, gab ich lachend zu. »Und von Vampirbabys auch nicht und Calimero wird so ein Mittelding. Wenn wir Pech haben und meine Träume wahr werden, dann wird er sich auch schon als Baby wandeln können.«
»Das wird ein Spaß«, trällerte die Vampirin. »Ich gehe dann mit einem Babytiger in der Handtasche einkaufen. Kleine Hündchen wie Frau Hilton und Anhang sind ja so was von out!«
Die Tür ging auf und Melissa, Anas Gefährtin, trat ein. Sie war in voller Kampfmontur also war sie gerade an der Reihe, das Anwesen zu bewachen. Diese Vampirin war einfach ein Widerspruch in sich. Im Dienst war sie eine knallharte Kämpferin, aber privat war sie eher ein schüchternes Mauerblümchen. Nicht dass sie hässlich wäre, um Gottes willen! Ich glaube, selbst den hässlichsten Vampir könnte man noch atemberaubend schön nennen, aber Melissa versuchte immer unscheinbar zu sein. Dabei zog sie mit ihren großen Augen und dem Gesicht einer Puppe alle Blicke auf sich. Als ich sie kennengelernte hatte, hatte sie ihr braunes Haar ganz kurz und stachelig getragen, aber mittlerweile ging es ihr bis über die Ohren.
»Süße!«, begrüßte ich sie und ging auf sie zu. Melissa lächelte verhalten, nahm dann aber all ihren Mut zusammen und umarmte mich.
»Miriam! Wie geht es Euch?« Es war harte Arbeit gewesen, ihr die Anrede mit Prinzessin auszureden, aber leider schaffte ich es nicht, dass sie mich duzte. Jedenfalls nicht über längere Zeit. Sie verfiel immer wieder in alte Muster.
»Super, und dir?«
»Gut, danke. Ich wollte Euch nur kurz sehen. Emilian hat verstärkte Bewachung angeordnet und ich wollte Euch zu Hause willkommen heißen, bevor ich meinen Dienst antrete.«
»Das freut mich.«
Melissa machte einen Knicks und warf Anastasija einen verstohlenen Blick zu, bevor sie wieder verschwand.
»Sie ist immer so schüchtern, aber wenn sie arbeitet ist sie total taff«, dachte ich laut.
»Und im Bett erst«, sinnierte Ana und errötete ganz leicht, als sie bemerkte, dass sie das laut gesagt hatte. »Entschuldige.«
»Schon gut. Ich bin Davids Schwester, schon vergessen?«, erinnerte ich sie und die Vampirin brach in glockenhelles Gelächter aus.
»Stimmt«, sagte sie nach Atem ringend. »Dich schockt nichts mehr.«
Ich nahm einen Teddy, der auf einer Kommode saß und betrachtete ihn. Er sah abgenutzt und mitgenommen aus.
»Der gehört Elias.«
»Echt?«, staunte ich und sie nickte.
»Ja, er hat ihn überall hin mitgeschleppt. Ich habe ihn oft deswegen geärgert, aber seine Liebe war unerschütterlich.« Sie lachte und schien in Gedanken versunken. Das Gehirn eines Vampirs ist der Wahnsinn, sie können sich an alles erinnern, auch an die Zeit in der sie Babys waren.
»Nun soll er ein treuer Begleiter für euer Kind werden.«
Ich betrachtete ihn. Der kleine Bär hatte überall Nähte, anscheinend hatte Ana ihn ein bisschen geflickt. »Das wird er bestimmt.«
»Der kleine Ursus.«
»Ursus?«, hakte ich nach.
»Teddybär heißt auf Rumänisch ursulet de pluş . Ursulet heißt Bär, genau wie der Name Ursus .«
Ich sah mir den Teddy noch einmal an. »Also gut, Ursus.« Liebevoll drapierte ich ihn wieder auf seinen Platz. »Ein komischer Name, aber okay. Solange du nicht Bagdad oder so heißt.«
»Bogdan«, erinnerte mich Anastasija lachend.
»Ja, ja. Ich mag es eben nicht, wenn man Kinder nach Städten benennt. Paris, New York, Athen, auf Wiedersehn. Ich nenne mein Kind ja auch nicht Köln.« Ich pustete mir eine Locke aus dem Gesicht und ging
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