Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
Ich zog mir das nach ihm duftende Sakko über den Kopf und hielt es ganz fest, damit es beim Laufen nicht wegflog.
»Fertig?«
»Hast du dir schon mal einen Bruch gehoben?« Ich hörte ihn lachen und sah ihn vor meinem inneren Auge seinen hübschen Kopf schütteln, dann rannte er los. Bei seiner Geschwindigkeit konnte ich nicht mal drei Atemzüge tun, ehe ich schon Heinrichs Stimme hörte.
»Hier lang, Majestäten.«
Das Aufblitzen und Klicken von Fotoapparaten und die lauten Rufe der dazugehörigen Fotografen, drangen an mein Ohr. Die einen wollten, dass Elias das Sakko runternahm, die anderen nur, dass er sich umdrehte. Die Geräusche klangen ab und die kühle Luft einer Klimaanlage ließ mich kurz erzittern. Elias stellte mich wieder auf meine Füße.
»Heinrich?« Ich ertastete seine kühle Hand. »Ah, da bist du ja. Alles fit?«
»Ja, danke Majestät. Ihr könnt die Jacke nun herunternehmen.«
»Nö, eigentlich fühle ich mich so ganz gut.« Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Wann geht’s los?« Darunter könnte ich ein bisschen schlafen, sollte das Treffen sich als sterbenslangweilig entpuppen. Mit einem Ruck riss Elias jedoch meine Tarnung weg.
»HEY!«
Kopfschüttelnd zog er das Sakko an und zupfte eine gefühlte halbe Ewigkeit daran herum, bis es zu seiner absoluten Zufriedenheit saß.
»Ihr seht heute sehr schön aus, Prinzessin«, sagte Heinrich und verbeugte sich. Oh, wie lieb von ihm! Ich malte gedanklich ein paar Herzchen um sein Gesicht.
»Danke!«, rief ich und fiel ihm in die Arme. Er versteinerte erschrocken über meine emotionale Attacke. »Du riechst gut, Heinrich«, sagte ich und schmuste mich an seine Brust.
»Ähm, vielen Dank.«
»Wenn du ihn nicht sofort loslässt, muss ich ihn töten«, knurrte Elias und fügte dann entschuldigend hinzu: »Ich fürchte, Miriam ist heute vollkommen unberechenbar.«
»Kein Unterschied zu sonst«, nuschelte Heinrich, ließ mich lächelnd los und sah uns dann mit großen Augen an. »Entschuldigt, Eure Majestäten.« HAHA! Das wollte er bestimmt nur gedacht haben.
Elias klopfte ihm lachend auf die Schulter. »Sie hat dich schon angesteckt, Heinrich.«
Unser Berater sah aus, als wolle er am liebsten auf der Stelle im Boden versinken. Von irgendwoher kam plötzlich ein Klingeln. Ich sah mich um, doch es wurde sofort abgestellt. Heinrich hielt sein Handy in der Hand.
»Wir können los, seid Ihr bereit?«
»Auf in den Kampf!«, säuselte ich unsicher und fühlte Elias’ kalte, zittrige Hand an meiner. Ich ergriff sie und wir nahmen Heinrichs Verfolgung auf.
Die Ältesten hatten einen Seminarraum im Hotel für dieses Treffen angemietet und als wir davor standen, war ich kurz vor einer Ohnmacht. Kennt ihr das auch, dass man dann plötzlich meint aufs Klo zu müssen, obwohl man gar nicht muss? Ich verkniff es mir, auf Toilette zu rennen, und betrat mit pochendem Herzen den Raum. Magdalenas Gesicht war das erste, was ich sah. Sie stand, anscheinend zur Begrüßung, direkt hinter der Tür.
»Meine Güte!«, rief sie aus, als sie mich erblickte.
»Entschuldigt meinen Aufzug, Magdalena.« Peinlich berührt senkte ich meinen Kopf.
»Wie konnte so etwas passieren?« Ihr Blick lag vorwurfsvoll auf Elias. Hey, was konnte er denn dafür?
»Ich war mit Freundinnen aus«, erklärte ich. »Wir wurden überfallen, aber zum Glück kamen Elias und Anastasija noch rechtzeitig bevor, …« Ich stockte, den Rest wollte sie bestimmt nicht wissen. »… bevor noch Schlimmeres passieren konnte.«
»Es war unverantwortlich von Euch, Eure Gefährtin alleine zu lassen«, zischte die Älteste immer noch auf Elias starrend.
Nun senkte auch er seinen Blick. »Ich weiß«, gab er kleinlaut zu.
Na, das fing ja gut an. Jetzt war mein Puls wenigstens nicht mehr vor Angst, sondern vor Wut auf Hundertachtzig! Vorsichtig drehte ich meinen Kopf, um den Blicken der anderen zu begegnen. Ach du heiliges Frikadellenbrötchen, irgendwie waren das verdammt viele Gesichter. Ich zählte sie schnell durch. Elf Stück, es waren alle da - bis auf den vermissten Krischan.
Der Raum war sehr nobel und geschmackvoll eingerichtet. Alle Vampire saßen in bequemen Sesseln um einen großen Mahagonitisch. Nur Merkutio saß mit einer Sonnenbrille auf der Nase in einer Ecke und schien ins Nichts zu starren. Magdalena gebot uns an einem Ende der langen Tafel Platz zu nehmen. Gegenüber, am anderen Ende, saßen Emilian und Leire. Neben den beiden war das einzig andere freundliche Gesicht, das
Weitere Kostenlose Bücher