Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
handelt sich um einen Vampir, dessen bin ich mir sicher, und was sollten wir sonst mit ihm machen? Wir können wegen der zahlreichen übernatürlichen Faktoren wie Magie und Dämonen nicht auf das menschliche Gesetz zurückgreifen. Du bist zu gut, Liebling. In diesem Fall heißt es fressen oder gefressen werden. Die haben kein Mitleid mit dir, also solltest du auch keins mit ihnen haben.«
»Also ich mag die zukünftige Königin«, trällerte Kayleigh und lächelte ihrem Bruder zu.
»Woher bist du dir so sicher, dass es sich um einen Vampir handelt, Miriam?« Emilian sah mich forschend und mit gerunzelter Stirn an.
»Na, das liegt doch auf der Hand. Weder Dianthia noch Elias können sich an den Vorfall erinnern und ich habe noch nie gehört, dass jemand anderes als ein Vampir das Gedächtnis verändern kann. Vielleicht noch eine Hexe, aber ich gehe eher davon aus, dass dieser Vampir die Macht einer Hexe genutzt hat, um Elias zum Menschen zu machen.« Ich holte tief Luft. »Und zu guter Letzt hat er noch die Attentäter losgeschickt.«
»Es ergibt Sinn«, schnitt Mortens kalte Stimme durch den Raum. Er hatte seinen Beinamen definitiv verdient, mir stellten sich die Härchen auf dem Arm auf und ich erzitterte kurz. »Welches Motiv sollte eine Hexe haben? Wer auch immer diese Angriffe auf den Prinzen befohlen hat, will verhindern, dass er König wird. Wer, außer einem Vampir, hätte einen Grund dazu? Eine Hexe, die einen Hass auf Vampire hegt, würde sich nicht unbedingt den zukünftigen König aussuchen, sondern erst einmal Jagd auf kleine Fische machen und davon hätten wir Kenntnis.«
Emilian nickte und rieb sich über den Nasenrücken. »Die Angelegenheit ist pikanter als ich dachte«, seufzte er.
»Ich will, dass dieser Idiot schnellst möglich ausfindig gemacht wird«, knurrte ich wütend und sah Kayleigh an. »Wer ihn über den Jordan schickt, soll mir egal sein. Hauptsache, er sieht sich die Radieschen von unten an.«
»Das mache ich!«, rief Kayleigh freudig aus, was von den anderen aber ignoriert wurde. Jeder schien in sich zu gehen und zu überlegen, wer wohl das schwarze Schaf sein könnte. Mein Blick glitt automatisch zu Merkutio. Er wäre der perfekte Buhmann, aber ich glaubte nicht, dass er es war. Er war mit Sicherheit froh, wenn er endlich keine Verpflichtungen mehr hatte und sich in Frieden von dieser Welt verabschieden konnte. Zu gerne hätte ich ihm in die Augen gesehen, aber die dicke Sonnenbrille ließ nichts durchscheinen. Emilia hatte mir empfohlen mich von ihm fern zu halten, was alle anderen ja auch taten, aber dieser Mann litt Höllenqualen und darüber konnte ich nicht einfach hinwegsehen. Ich erhob mich und ging zu ihm.
»Miriam?«, rief mir Elias ängstlich nach.
»Ja?« Ich hielt an und sah zu ihm zurück.
»Was tust du?«
»Ich will nur kurz Merkutio etwas sagen«, erklärte ich mit den Schultern zuckend. Was war daran so schlimm? Er würde mich schon nicht hier vor versammelter Mannschaft auffressen. Ich setzte mich auf den freien Stuhl neben ihm und legte meine Hand auf seine. Er zuckte nicht, sondern drehte mir nur langsam seinen Kopf zu. Der Ärmste war wie betäubt vor Trauer.
»Es tut mir leid, dass ich Euch so einfach anspreche«, begann ich. »Ich möchte nur mein Beileid aussprechen, Euer Leid ist förmlich greifbar und ich kann es nicht einfach ignorieren. Wenn ich irgendetwas für Euch tun kann, dann lasst es mich wissen.« Da ich keine Antwort erwartete, stand ich auf und wollte gerade gehen, als seine kühle Hand mich festhielt. Einen kurzen Moment durchschoss Angst meine Glieder, aber ich beruhigte mich, als ich spürte, dass der Griff eigentlich sehr sanft und kraftlos war. Ich betete innerlich zu Gott, dass Elias dieses Schicksal erspart blieb. Erwartungsvoll sah ich Merkutio an, doch er drückte meine Hand nur einmal kurz und ließ sie dann los. Ich weiß nicht genau wieso, aber es nahm mich furchtbar mit.
Elias und ich verabschiedeten uns von den Ältesten und verließen den Raum ohne Heinrich. Auf dem Weg hinaus aus dem Hotel sprachen wir kein Wort. Erst im Auto, nachdem Elias mich wieder an den Fotografen vorbei geschmuggelt hatte, fand ich die Kraft, etwas zu sagen.
»Er tut mir so entsetzlich leid«, seufzte ich.
Mein Vampir wusste sofort, dass ich von Merkutio sprach. »Ich bin sehr stolz auf dich«, sagte Elias. »Du hast genau durchschaut, worauf es bei den einzelnen Ältesten ankommt und hast deine Karten geschickt ausgespielt.«
»Ja, weil deine
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