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Viviane Élisabeth Fauville

Viviane Élisabeth Fauville

Titel: Viviane Élisabeth Fauville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Deck
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Kinderfrau hat es ohne Mucken zurückgegeben, wobei sie zu glauben vorgab, es sei dies unser rechtmäßiges Gut. Man macht sich damit davon, drückt sich an den Fassaden entlang bis zu dem Haus in der Rue Cail, falls sie ihre Meinung ändern sollte. Einmal sicher in der Wohnung im 5. Stock angelangt, setzt man sich in den Schaukelstuhl und beobachtet das Kind sehr lange, in Erwartung einer Antwort, einer Enthüllung.
    Manchmal betrachtet es uns, als kennte es uns schon immer, und wir denken, dass es uns mit jemandem verwechselt. Oder wir sind nicht die, die wir glauben zu sein – auch eine Möglichkeit.
    Wir fragen uns, woher dieses Wesen kommt, das mehr weiß über uns, als wir je ahnen werden, und dennoch zu erwarten scheint, dass wir uns seiner annehmen. Wir müssen auf seine Stimmübungen antworten, um die Illusion von Vertrautheit aufrechtzuerhalten, und es ist dieses kleine Mädchen, das uns leitet, das unser Gespräch gestaltet, darauf beharrt, eine Verwandtschaft aufzubauen, die noch widersteht. Und das Kind ist es vielleicht auch, in seiner Hilflosigkeit und Hartnäckigkeit, das sich durchsetzen wird. Es wird das Ergebnis seiner Zielstrebigkeit sein, wenn wir am Ende Mutter und Tochter sind.
    Mitten in dem hoffnungslos leeren Zimmer überlegten wir, was wir tun könnten, um so viel Liebe zu verdienen. Man müsste wohl Dekorationsmaßnahmen treffen, Möbelkataloge wälzen, Nippes anschaffen, unseren Mutterinstinkt an der Glut des Herdes schüren. Wir tun nichts, sind so reglos, wie wir es schon immer waren. Das Kind lässt nie ein lautes Weinen vernehmen, es scheint unglaublich zufrieden mit seinem Schicksal, und dieses unfassbare Wunder erschreckt uns in demselben Maße, wie es uns freut, so dass wir keine andere Wahl haben, als unserer Gewohnheit, den Richtlinien der Notwendigkeit zu folgen. Sich ernähren, ankleiden, aus dem Haus gehen, heimkommen, schlafen: Unser Körper bewegt sich alleine vorwärts, wenn wir wieder stumm geworden sind.
    Wir denken, das käme möglicherweise von ihrem Vater, der ihr das Gen des Gleichmuts vererbt haben könnte. Das wäre eine Erklärung. Aber wir kennen ihn gut: Plausibel ist sie nicht.
    Wir kennen den Vater von Valentine Hermant aus verschiedenen Blickwinkeln. Da ist seine Gestalt, wie wir sie zuerst wahrnahmen, und die er am Anfang noch beibehielt, als die bloße Erwähnung seines Namens noch den Impuls auslöste, alle Kleider aus dem Fenster zu werfen, um zu ihm zu eilen. Da ist seine Gestalt der letzten Tage, als er jene besagten, endgültigen Sätze aussprach, und da ist zwischen diesen beiden Punkten eine Vielfalt von Zwischengestalten, die von verschiedenen internen und externen Faktoren abhängig waren, je nach Laune und je nachdem, ob seine Zuneigung sich steigerte oder im Abklingen begriffen war, von Herbst zu Herbst, über alle Farbnuancen des Jahres.
    In dieser Jahreszeit sind wir ihm begegnet. Seit wir begonnen hatten, den Arzt aufzusuchen, waren unerwartete Begebenheiten eingetreten. Wir finden Gefallen daran, uns diese schon ferne Zeit in Erinnerung zu rufen, und das Vibrieren des Telefons in unserer Tasche stört uns dabei. Die Verbindung ist hergestellt. Inspektor Philippot verlangt, dass wir uns zum Zentralkommissariat des 5. Arrondissement begeben, weil er uns noch weitere Fragen zu stellen hat.

7
    Das zweite Mal hat nie denselben Reiz wie das erste. Umsonst sagt man sich, dass nicht weniger auf dem Spiel steht, sogar eher mehr, man hat seine Gewohnheiten angenommen, man weiß, wie die Sache funktioniert, die Routine, die kleinen Manien, das Frage-Antwort-Spiel, wer wird der Stärkere sein. Es ist beinahe schon langweilig.
    Viviane drückt das Kind während der ganzen Fahrt zum Kommissariat an die Brust. Das Baby hat die Augen weit geöffnet, gibt aber keinen Ton von sich, fühlt sich vollkommen wohl in seiner Rolle als Amulett, als Talisman gegen den Satan. Es registriert die Gegebenheiten der Umgebung (frischer Wind, Nachteinfall, überfüllter Metrowaggon, Vorhang aus dunklen Mänteln ringsumher), bevor es seine Augen auf seine unerklärlicherweise in Fäustlingen steckenden Hände richtet. Seine Mutter entziffert Werbeplakate – Matratzen-Restposten-Verkauf, Abendkurse, Englisch für Erwachsene, Mathematik von der 5. bis zur letzten Klasse. Meine Tochter, beglückwünscht sie sich schon im Voraus, wird keine Nachhilfestunden

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