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Viviane Élisabeth Fauville

Viviane Élisabeth Fauville

Titel: Viviane Élisabeth Fauville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Deck
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brauchen. Sie schlägt nach mir, das sieht man schon, sie weint fast nie.
    Diesmal lässt man sie in die vierte Etage des Kommissariats hochfahren, die sich als wesentlich geräumiger erweist als die dritte. Der Flur führt in nur halb so viele Büros, und man begegnet mehr Polizisten in Uniform. Durch die bläulich gefärbten Scheiben erblickt Viviane ernste, von einer langen Karriere aus zu reichhaltigen Mittagessen beschwerte Herren.
    Philippot erwartet sie auf der Schwelle und betrachtet nicht sehr liebenswürdig das Päckchen, das sie in einen Schal geschürt um den Hals trägt. Glauben Sie wirklich, das ist ein Ort für ein kleines Kind? regt er sich auf. Glauben Sie wirklich, das ist ein Ort für mich? sagt Viviane, die sofort errötet. Verzeihung, ich bin nervös im Moment, das kommt von meinem Mann, der mich verlassen hat. Der Inspektor setzt zu einer Antwort an, lässt es dann aber sein und macht einen Schritt zur Seite, um sie eintreten zu lassen. Hinter dem Schreibtisch pult ein dicker kahlköpfiger Mann, Typ Bürgermeister eines der besseren Vororte im Westen der Stadt, in seinen vorderen Backenzähnen.
    Und, sagte der Dicke, wie geht es Ihnen, meine liebe Frau Hermant? Ich bin Kommissar Bertrand. Na, schauen Sie nicht so erschrocken, bloß Polizeihauptmeister, nicht Polizeiobermeister. Der kommt dann später noch. Vielleicht. Also, wünschen tue ich es Ihnen nicht, Madame Hermant. Aber das hängt natürlich von Ihnen ab.
    Ich bin überhaupt nicht erschrocken, sagt Viviane, die auf den Trick hereinfällt wie jeder Erstbeste, das will das Metier, die Leute antworten ohne nachzudenken, wo sie doch gekommen sind, fest entschlossen, nichts preiszugeben, weder ihre Fehler noch die Strudel ihres Gewissens.
    Aber natürlich, Sie haben sich nichts vorzuwerfen, antwortet der Kommissar in einem Ton, der heißen soll, die Nummer hat man mir schon achthundert Mal vorgemacht. Wir haben Ihre Mutter angerufen.
    Ja?
    Das ist nicht die richtige Taktik, Madame Hermant, mit mir das Dummchen zu spielen. Aber das müssen Sie wissen, Sie werden ja die Suppe auszulöffeln haben.
    Sie haben meine Mutter angerufen, wiederholt Viviane, wobei sie dem Kommissar gerade in die Augen sieht.
    Ja, Madame Hermant, wir haben Ihre Mutter angerufen. Sie ist tot, Ihre Mutter. Sie ist am 16. Februar 2002 gestorben und ist schon seit über acht Jahren tot, folglich sehe ich nicht recht, wie sie uns hätte bestätigen können, dass Sie nicht am 16. November 2010 den Doktor Jacques Sergent getötet haben. Sicher, da Sie Ihr Leben bei diesem Arzt verbracht haben, könnte ich davon ausgehen, dass Sie total durchgeknallt sind. Aber wir haben auch Ihren Arbeitgeber angerufen, Monsieur Jean-Paul Biron, und Ihren Mann, Monsieur Julien Hermant. Sie wurden uns von den beiden als eine untadelige Angestellte und Ehefrau beschrieben, so dass ich Sie nur dringend dazu auffordern kann, Madame Hermant, uns ein paar weitere Erklärungen zu liefern.
    Aber wenn Ihnen doch alle sagen, dass ich untadelig bin, spottet die Angeklagte. Ja, meine Mutter ist am 16. Februar 2002 gestorben, ich glaube, das war das Datum, mein Gedächtnis für Daten ist ziemlich gut.
    Ihre Mutter, fährt der Kommissar fort, während er sich die Schläfe massiert, besaß eine Wohnung an der Place Saint-Médard im 5. Arrondissement, in der Nähe der Metrostation censier-Daubenton.
    Verzeihung, sie besitzt sie immer noch. Ich bezahle die Umlagen, die Grundsteuer, ich gehe einmal im Monat hin, um staubzuwischen und die Fenster zu putzen, ich habe die Telefonleitung nicht abstellen lassen.
    Also sind Sie es, die diese Wohnung besitzt.
    Ja, ich bin es, sie ist es, wenn Sie es so genau nehmen. Kurz, wir besitzen diese Wohnung. Worauf wollen Sie hinaus?
    Sie spielen mit Streichhölzern.
    Was soll ich Ihnen sagen? Ich konnte mich weder entschließen, sie zu verkaufen, noch Mieter zu suchen. Ich habe auf den rechten Moment gewartet, daran arbeitete ich mit dem Arzt. Mein Mann verstand das sehr gut.
    Das ist nicht, was er uns gesagt hat.
    Und was hat er Ihnen erzählt?
    Er hat gesagt, dass Sie, wenn Sie die Wohnung verkauft hätten, die um die zehntausend Euro pro Quadratmeter wert ist, ungefähr eine Million in Ihrer Spardose gehabt hätten. Er hat hinzugefügt, dass Sie dann nicht diese Drei-Zimmer-Wohnung in der Rue Louis-Braille hätten mieten müssen, wobei er angemerkt hat, dass er

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