Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Viviane Élisabeth Fauville

Viviane Élisabeth Fauville

Titel: Viviane Élisabeth Fauville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Deck
Vom Netzwerk:
hochwandern, den Kiefer greifen, und was für einen Kiefer, so zart, scheint in Kristall gehauen. Hand auf Nacken, Ruhigstellung der Beute, konsequentes Pressen, Festklemmen. Sehen, was unten los ist, ob es steigt, ob es knistert, seine Schlagfähigkeit messen, genau zielen. Starke Turbulenzen in Erdbebenzone. Flanken herunterfahren, Hosensperre, Gürtelhindernis, im Mund wühlende Finger, Aufrichtung eines neuen Hindernisses. Verheißungsvolles Hindernis. Hände auf Händen, unter Stoffschichten, vorgereckte Spitzen, gesteigerte Kraft des Hindernisses. Zu Boden geworfene Pullover, Hosen dazu, Schuhe klemmen, Schuhe ausziehen, undeutliche Gesten, kontraproduktive Übereilung, Schuhe klemmen umso mehr, aber es wird schon, wird schon. Majestätisches Hindernis an weißen Spitzen. Hindernis harpunieren, importieren. Hindernis erbebt, kämpft um sein Überleben. Aber Debakel, Rückzug, Hartnäckigkeit umsonst, Feind flüchtet, zu leichter Sieg, gefahrlos, Triumph ohne Ruhm. Handeln. Die Schlacht wiederbeleben. Hände überall, flinke Finger, eingeführt, neues Aufflammen, es wird, es wird. Gleiche Flaute. Was anderes ausdenken. Fantasie, Fantasie. Auf die Knie, Élisabeth. Aus vollem Halse, wiedergefundene Effizienz. Beute atmet durch, entspannt sich, Freilauf nimmt Boulevard, gleitet von alleine. Hase in Tunnel, überfahren. Steht wieder auf, gerammt. Hase muckt auf. Lasso, werfen, Hindernis gebändigt. Hindernis wütend, tobt, berappt ohne zu zählen. Hindernis eingenickt.
    Also, du hast in der Gare de l’Est auf mich gewartet, um mir einen kleinen Gefallen zu tun.
    Wir liegen zigarettenrauchend auf dem Bett seiner Eltern. Männer- und Frauenkleider sind rings um uns verstreut. Unsere eigenen liegen noch auf den Fliesen der Küche herum.
    Ich interessiere mich dafür, was die Zeitung so meldet, sage ich ohne mich zu kompromittieren.
    Vielleicht, entgegnet Tony mit dem Anflug eines schiefen Lächelns, aber du musst verdammt unter Liebesmangel leiden. Und da ich warte, wie es weitergeht, fährt er fort Ich hoffe, dass ich in deinem Alter zu keinem Doktor mehr renne, dann rückt er näher und ich weiche instinktiv zurück.
    Was ist, sagt er mit diesem wilden Lächeln, das ihm eigen ist, willst du nicht mehr spielen?
    Ich springe auf, aber er folgt mir in den Flur, packt mich am Handgelenk, und ich verstehe, dass ich dabei bin, das Spiel zu verlieren. Ich versuche nachzudenken, aber alles wird sehr konfus in meinem Kopf, ich weiß nicht mehr, wie ich mich verhalten soll, und so verteidige ich mich reflexartig, gebe ihm eine Ohrfeige mit meiner freien Hand. Tony senkt den Kopf und rammt ihn in meinen Magen. Ich klappe an der Wand zusammen, er kommt wieder näher, ich richte mich auf und schlage auf ihn ein. Er schützt sich mit den Fäusten, ergreift mich unter den Armen, also stoße ich ihm mein Knie zwischen die Schenkel und renne in die Küche, um meine Sachen zusammenzuraffen. Aber er schnappt mich an den Haaren, reißt mir eine ganze Handvoll aus. Ich falle auf den Boden, ziehe ihn mit mir herunter, wir reißen uns mit unseren Fingernägeln die Haut auf, wir schlagen uns gegenseitig in die Bauchgegend, und ich schließe ganz fest die Augen, grabe mich tief in sein mageres Fleisch, während er mit vollen Händen Hautstücke greift, in die er beißt, die er verdreht, und wie ich da über die Fliesen krieche, gewöhne ich mich daran, Schläge zu bekommen, und denke, dass ich mich auf den Ausgang konzentrieren muss und ein Minimum an Kleidungsstücken zusammenklauben.
    Es dauert so vielleicht zehn oder fünfzehn Minuten, ich gebe alles her, was ich hergeben kann. Ich lasse ihn Besitz ergreifen von diesem Körper, den ich nur für so kurze Zwischenzeiten bewohne, und sammele zugleich meine Sachen hinter mir auf, krieche weiter voran, Millimeter für Millimeter, um seiner Wachsamkeit zu entgehen. Schließlich sind wir an der Türschwelle angelangt, ich weiß nicht mehr, was er mit mir macht, aber ich hebe eine Hand wie aus dem Wasser heraus bis zur Türklinke und, indem ich meine jetzt schon seit Minuten eingeschlafenen Kräfte zusammennehme, die untergegangen sind parallel zu meinem Gedächtnis, stoße ich ihn mit ganzer Kraft zurück und finde mich auf dem Treppenabsatz wieder, wohin er mir nicht zu folgen wagt. Hastig ziehe ich mich wieder an, stürze die Treppe hinunter. Um Punkt 14 Uhr

Weitere Kostenlose Bücher