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Viviane Élisabeth Fauville

Viviane Élisabeth Fauville

Titel: Viviane Élisabeth Fauville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Deck
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auf dem Tablett steht, nach den Tassen, den Untertassen, den silbernen Löffelchen, der Zuckerdose, dem Milchtopf, um sie ihm an den Kopf zu werfen. Er schützt sich mit den Händen, tritt den Rückzug an, und es gelingt Ihnen, ihn bis zur Eingangstür zu scheuchen. Sie warten, dass er verschwindet, aber er dreht sich noch ein letztes Mal um und sagt Damit wirst du nicht durchkommen, du wirst sehen, ich werde mit meiner neuen Frau in eine neue Wohnung ziehen, wir werden das Sorgerecht für das Kind bekommen, und dir wird gar nichts bleiben, dann kannst du dich verzehren vor Reue, dann stürzt er die Stufen hinunter, während Sie gelähmt auf der Schwelle stehenbleiben.

14
    Ãœber der Wiege werden die Giraffen und Löwen langsamer und schneller, bewegt von dem Fuß des Kindes, den eine Kordel mit dem Mobile verbindet, und dessen kleinste Regung genügt, um die Menagerie in Bewegung zu setzen. Seit einer guten Viertelstunde ist das Baby damit beschäftigt, das Geheimnis von Ursache und Wirkung aufzuklären. Sich selbst überlassen, heben Sie den einen oder anderen Gegenstand auf, um ihn gleich wieder an seinen Platz zu legen, den Vorhang zurechtzuziehen, mit der Handfläche ein nicht vorhandenes Stäubchen wegzuwischen. Die Nacht hat bald vollends die Bahngleise eingehüllt, Schnee fegt über die Fensterscheiben, übersät mit weißen Punkten die Züge, die in willkürlichem Rhythmus die Glasscheibe durchtrennen.
    Ihre Arme jucken ein bisschen. Sie schieben die Ärmel hoch, befragen die langgezogenen Verletzungen, die am Venen-Delta, an den Handgelenken, beginnen, in der Falte der Armbeuge verschwinden und am Hals wieder auftauchen. Sie versuchen sich zu erinnern, wie sie entstanden sind, aber in Wahrheit sind Sie auf der Suche nach einer älteren Komponente, einer Sache, die auf den Grund eines Brunnens gefallen ist, wo Sie noch ihren blassen Abglanz sehen können.
    Sie behalten eine recht genaue Erinnerung an Ihre Hochzeit. Zu dieser Zeit war jeder Augenblick ein Fest, und die Grimasse des Arztes schien zu sagen Meine Arme, Sie haben zwanzig Jahre Verspätung. Ja, Sie gingen auf die Vierzig zu und hatten das Gefühl, auf dem Wasser zu schreiten. Sie waren unerträglich. Die kleinste Begebenheit war Anlass zu erzählen, wie sehr Sie geliebt wurden, wie sehr Sie liebten. Der Arzt beherrschte sich mit Mühe, aber Sie schenkten ihm keine Beachtung. Er wurde dafür bezahlt, Ihnen zuzuhören, kein Detail würde ihm erspart werden. Er wartete auf seine Stunde.
    Die Probleme haben, würden Sie sagen, drei Monate nach der Feier begonnen. Ein ungefährer Zeitpunkt, Julien wäre sicher anderer Meinung. Heute würde er sagen Von Anfang an, von Anfang an stimmte es nicht, ich weiß nicht, wie ich mich in diese Geschichte habe hineinmanövrieren lassen. Sagen wir also drei Monate danach. Es war wegen der Katze. Die genau genommen nicht Ihre war, sie gehörte Ihrer Mutter, Sie hatten sie geerbt. Sie haben kein Geheimnis daraus gemacht. Sie haben es auch nicht aufgebauscht. In der protestantischen Moral und im Geiste des Kapitalismus großgezogen, wie Sie waren, schränkte sich das Spektrum Ihrer Affekte von diesem Zeitpunkt an beachtlich ein, und Sie konnten daran nichts Schlimmes erkennen.
    Aber Julien interessierte sich nicht für Familiengeschichten. Es genügte ihm zu wissen, dass alle tot waren, um keine Fragen mehr zu stellen, denn auch auf seiner Seite waren sie alle tot, oder so gut wie. Dafür interessierte er sich für die Katze. Vom Bad bis in die Küche war diese ihm ständig im Weg, und er wollte wissen, wann man sie nun wieder loswerden könnte. Er sagte nicht einschläfern, er war noch verliebt, und es gibt Worte, die man nicht ausspricht in jenen Zeiten, in denen man noch Angst hat zu verletzen. Er sagte im Wald vergessen. Sie haben die Ohren verschlossen und sind weiter übers Wasser gegangen.
    Er hat insistiert. Er hat gesagt Soll das vielleicht alles sein, was du geerbt hast? Sie haben geantwortet Nein, da ist noch die Wohnung. Er hat gesagt Wohnung? Immobilie? In welchem Viertel? Sie haben präzisiert 5. Arrondissement. Er hat gelächelt. (Das hättest du mir früher sagen können.) Dann hat er sich vor Ort ein Bild machen wollen und Sie haben ja gesagt, um Ihre Ruhe zu haben. Als Sie aus der Wohnung wieder draußen waren, hat er ihren Wert geschätzt, hat erklärt, viel sei aus den

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