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Viviane Élisabeth Fauville

Viviane Élisabeth Fauville

Titel: Viviane Élisabeth Fauville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Deck
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Kommissariats und findet sich im Freien wieder. Zunächst weiß sie nicht recht, wie sie in ihre Wohnung zurückkommt, welche Metro- oder Buslinie sie wohl am sichersten dort hinführen würde. Es wird ihr bewusst, dass ihre Arme leer sind und dass das Kind darin fehlt, dessen Platz dort ist.

16
    Auf Ihren Knien wiegen Sie das Messer-Etui, das Sie vorhin bei Ihrem Mann abgeholt haben. Diesmal sind Sie nicht auf Madame Urdapilla gestoßen. Die Wohnung hatte sich nicht sehr verändert seit dem letzten Mal, außer dass im zweiten Schlafzimmer die Sachen des abwesenden Babys herumlagen. Beim Weggehen haben Sie Julien angerufen. Natürlich haben Sie nicht gesagt, wo Sie sind. Sie haben gesagt Ich habe nachgedacht, ich war etwas aufbrausend neulich, wir müssen uns organisieren, was die Kleine angeht, und Sie haben hinzugefügt Ich werde die Wohnung meiner Mutter verkaufen, willst Du mich am späten Nachmittag dort treffen, damit wir darüber reden können? Julien war einverstanden. Julien hat in der vergangenen Woche begriffen, was es heißt, sich um ein Kind zu kümmern: Er wäre nur zu glücklich, wenn er es für ein paar Tage loswerden könnte.
    Hinter dem Fenster bleibt der Schnee auf dem Bahndamm liegen, und der Himmel ähnelt einem Baumwollmeer. Sie halten den Schaukelstuhl an, dann verlassen Sie, nachdem Sie die Messer in Ihre Handtasche gestopft haben, die Wohnung.
    Die Lutetia-Arena liegt ungefähr fünfhundert Meter entfernt von der Place Saint-Médard. Sie gehen durch das Gittertor, nehmen den Weg, der an dem Amphitheater entlangführt, steigen die Stufen hinauf, um eine Sicht von oben auf die Arena zu haben. Gebäude mittlerer Größe schließen das Gebiet im Norden ab. Im Süden sind es Bäume, die es von der Stadt abschotten, eine dicke Mauer verschneiter Äste. Von der obersten Stufe aus sehen Sie die Fallgitter, hinter denen die ausgehungerten Löwen auf ihren Auftritt warteten, und im Künstlereingang erscheint Ihre Mutter.
    Sie entdeckt Sie sofort: eine ausladende, in einen grauen Mantel wie in eine Notunterkunft eingemummte Form. Auf Ihrer Höhe angelangt, sagt sie Spinnst du, bei dem Wetter, du hättest wenigstens bis zu mir kommen können. Sie sagen Ich weiß, aber ich habe es eilig. Sie betrachten die Körnigkeit ihres Bildes. Die extreme Stofflichkeit ihrer Züge, die unverändert sind, die Ausbuchtungen und Vertiefungen, den besonderen Glanz der Epidermis, ihre Gesamterscheinung, die keiner anderen gleicht. Du bist wirklich verrückt, wiederholt sie nachsichtig, und schickt sich an, Sie zu umarmen, was sie dann aber unterdrückt. Sie dreht sich um und verschwindet zwischen den Bäumen. Sie bleiben mit den Messern allein, dem Schnee ausgeliefert, der jetzt wieder zu fallen beginnt.
    Julien wird aus nordöstlicher Richtung kommen. Einmal an der Haltestelle des 86er-Busses vor dem Institut du monde arabe ausgestiegen, wird er um die Naturwissenschaftliche Fakultät herumgehen, sich zwischen den schlecht geparkten Autos und den Absperrungen der auf diesem Abschnitt des Gehsteigs nie abgeschlossenen Bauarbeiten durchschlängeln und dann, an der Kreuzung zur Rue des Écoles, die Rue de Linné in Richtung Jardin des Plantes hochgehen. Nach dem kleinen Supermarkt wird er in die Rue des Arènes einbiegen, um zur Rue Monge zu gelangen.
    Mit dem Rücken zur Arena gehen Sie auf das kreisförmige, das Areal umgebende, dem Verlauf der Fahrbahn angepasste Gitter zu. Es gibt einen Punkt, an der Abzweigung der Rue de Navarre, von dem aus man die gesamte Wegstrecke eines eventuellen Passanten – im Moment zeigt sich keiner – von der Rue Linné bis zur Rue Monge verfolgen könnte. An diesem Posten sind Sie aufgestellt. Die Gebäude gegenüber zeichnen sich aus durch stolze Diskretion, sie sind stilvoll ohne übertriebene Schnörkelei. Von Zeit zu Zeit öffnet sich ein Fenster, um das Ausschütteln eines Tischtuchs zu ermöglichen. Ein Schatten zieht über einen Vorhang, hinter einer Fensterscheibe verlangt eine Katze nach der Öffnung ihres Aquariums, aber als man ihrer Bitte nachkommt, ist es zu spät, sie hat keine Lust mehr.
    Nach einer halben Stunde erkennen Sie eindeutig Ihren Mann am unteren Ende der Straße. Julien scheint die Welt auf seinen Schultern zu tragen, und einen Augenblick lang sehen Sie diese Schultern wieder nackt an Ihren eigenen liegen und Sie auf ideale

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