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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Fahrrädern durch die Gegend. Eine Biene summt an meinem Gesicht vorbei und setzt sich auf eine Blume. Hier bei uns gibt es jede Menge Bienen. Sie gehören Michael, dem Mann von Dolores (Omas Busenfreundin beziehungsweise Erzfeindin). Michael hat in der Schrebergartenkolonie einen Bienenstock stehen. Er schenkt Oma immer Plastikdosen mit Honig, aber sie rührt das Zeug nicht an, weil Honig, wie sie sich ausdrückt, »Bienenkacka« ist.
    Ich will in die Stadt und mir in der Apotheke Verbandszeug und was zum Desinfizieren holen.
    Wer mag dieser Jonathan sein? Wenn es ein guter Typ ist, kriegt er Mum vielleicht wieder auf die Reihe. Vielleicht ist er ja reich. Vielleicht kauft er mir ja ein Motorrad.
    Und wenn es wieder so ein Spinner ist wie Dad?

|46| Vier
    Ungefähr eine Woche nachdem mir Devil den Finger abgehackt hat, trampen wir beide sechs Meilen aus der Stadt raus zur Fernfahrerkneipe an der Autobahn. Es schifft wie aus Kübeln und wir halten uns ein Stück Pappe über die Köpfe, werden aber trotzdem nass. Wir verstecken uns hinter einem Laster. Der Laster hat Papier geladen. Das hätte meinen Bruder Stephen brennend interessiert. Der hatte nämlich eine kleine Schwäche für Streichhölzer, wenn du verstehst, was ich meine. Aber ich bin da ganz anders.
    Wir gehen nicht in die Kneipe rein. Auf keinen Fall. Das ist uns zu brenzlig. Wir wollen uns nämlich einen fahrbaren Untersatz besorgen. Einen großen.
    Wenn ich ein Ding drehe, fühlt sich das immer an, als hätte ich Feuer im Blut, aber es ist ein voll gutes Gefühl. Wie Mega-Adrenalin. Ich fühl mich absolut unschlagbar. Kennst du das? Ich bin der Schnellste und Schlaueste. Wenn irgendein Problem auftaucht, löse ich es in null Komma nix. Ich will damit nicht angeben. Es ist einfach so.
    »Es hat kein Zweck«, sagt Devil mürrisch. Ganz kurz kriege ich Schiss, dass er’s hinschmeißen will.
    »Komm schon, Devil, die paar Tropfen   …«, rede ich ihm gut zu.
    |47| Aber da biegt ein riesiger Brummi auf den Parkplatz ein, eins von diesen echt voll fetten Teilen, mit vergrößerten Fotos von grünen Äpfeln auf der Plane.
    »Der da!«, sage ich und Devil grinst. In solchen Augenblicken weiß ich, dass der Typ den ganzen Stress wert ist. Devil hat’s echt drauf. In seinen Adern fließt seit Generationen 1-a-Langfingerblut.
    Der Fahrer parkt neben einem Tanklaster und springt raus, dann rennt er durch den strömenden Regen zur Kneipe. Er sieht uns nicht. Er hat einen grau gesprenkelten Schnauzer und so eine kleine runde Spiegelbrille auf. Er trägt einen marineblauen Pullover, eine blaue Hose und uncoole Turnschuhe. Er hat supergrauenvolle Koteletten. Wenn ihr mich fragt, hat er allein schon wegen dieser Geschmacksverirrung alles verdient, was ihm bevorsteht.
    Devil grinst fies. Es regnet immer noch. Wir sind klatschnass und drauf und dran, einen Vierzigtonner zu klauen. Bin ich nicht ein ungezogener Bengel? Mann, das ist echt geil.
    Devil rammt den Schraubenzieher ins Türschloss – bei dem Lärm, den der Regen macht, kriegt man drüben in der Kneipe davon nichts mit. Außer uns ist kein Mensch auf dem Parkplatz. Das Schloss macht
klick
und die Tür geht wie von selber auf. Wir wechseln einen Blick und lachen uns kaputt. Dann will Devil reinklettern. Ich aber auch. Ab da ist der Wurm drin. Wir albern rum, jeder will unbedingt auf den Fahrersitz. Wir raufen, ziehen uns gegenseitig wieder raus. Jeder ist der Meinung, dass er derjenige ist, der dieses Prachtstück auf die Straße rausfährt.
    |48| »He, Chas!«, sagt Devil. »Du machst dir doch gar nix aus Autos. Du hast keine Ahnung davon.«
    »Auf Laster fahr ich voll ab.« Ich zerre ihn vom Tritt auf den Boden und greife nach der Tür. »Weg da!«
    »Geh da runter!« Devil schubst mich weg, und
platsch
, liege ich auf dem nassen Asphalt. Zur Strafe boxe ich ihm gegen die Beine. Es ist noch halb freundschaftlich gemeint, außerdem ist Devil stärker als ich, und ich habe einen kranken Finger. Aber ich habe mir nun mal in den Kopf gesetzt, dass das hier
mein
Baby ist, und ich will unbedingt ans Steuer. Darum rapple ich mich hoch, klettere auf den Tritt (Devil sitzt jetzt auf dem Fahrersitz) und ramme erst seinen Schädel auf das Plastikteil zwischen den Sitzen und dann den ganzen Devil.
    Nun ist Devil jemand, der sich nicht gern rumschubsen lässt. Aber er haut nicht gleich zurück. Daran merke ich, dass ich ihm echt wehgetan habe. Ich bin derart verdutzt, dass ich ihm beinahe das Steuer überlasse. Aber das

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