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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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ist natürlich nur so eine Anwandlung.
    »Das sag ich meinem Dad!« Devil rutscht auf den Beifahrersitz. Er klingt wie ein kleines Kind und ich muss lachen.
    »Papi, Papi!«, quengele ich. »Chas wollte mich bei unserer Spritztour nicht fahren lassen!«
    Devil hält erst mal die Klappe. Juby mag ein Krimineller sein, aber bei seinen Kindern findet er so was gar nicht gut. Soll heißen, er wird sauer, wenn ich und Devil uns mal wieder Ärger eingehandelt haben. Stinksauer.
    Ich stemme das Plastik um die Steuersäule mit dem |49| Pfadfinderteil ab, das mir Oma vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt hat. Das Ding ist ausgesprochen nützlich. Es sind lauter Messerklingen dran, ein Flaschenöffner, ein Schraubenzieher und aller möglicher anderer Kram, den jemand wie ich gut gebrauchen kann. Ich mache mich an den Zündkabeln zu schaffen. Devil findet, dass ich zu lange brauche, und beschließt, den Motor auf die altmodische Art anzulassen. Er steckt den Schraubenzieher ins Zündschloss und dreht ihn mit Gewalt um. Die Kiste springt einwandfrei an. Der Motor ist laut, klingt aber auch irgendwie weit weg, obwohl wir praktisch draufsitzen. Dann will ich den ersten Gang einlegen. Aber es klappt nicht und ich würge die Maschine wieder ab. Kupplung, Bremse und Gas sind, wo sie hingehören, wie beim Pkw, aber das Schaubild für die Gangschaltung erinnert an eine Zeichnung aus dem Mathekurs für Fortgeschrittene. Es gibt acht Gänge auf zwei verschiedenen Relais. Ich check’s nicht. Mit mehr Glück als Verstand kriege ich den zweiten Gang (glaub ich wenigstens) rein und wir ruckeln gemächlich über den regennassen Asphalt. Meine Finger rutschen von dem schmierigen Lenkrad ab. Offenbar hat der Fahrer Schwitzhände. So ein Teil bin ich noch nie gefahren. Es fühlt sich an, als ob man beim Laufen dicke Lehmbatzen an den Schuhsohlen hat. Ich spüre die Last, die wir hinter uns herziehen. Was direkt hinter uns passiert, kann ich nicht erkennen, weil es keinen Rückspiegel gibt, nur mordsgroße Seitenspiegel. Ich komme grade so an alle Armaturen ran, fühle mich aber trotzdem wie ein Zwerg. Zum Glück muss ich nicht rückwärts aus |50| dem Parkplatz rausstoßen. Auf der Zeichnung ist zwar zu sehen, wo der Rückwärtsgang ist, aber ich traue mir nicht unbedingt zu, ihn auch zu finden. Wir fahren vom Parkplatz. Ich will nicht gleich losbrettern, damit niemand Verdacht schöpft. Außerdem schüttet es inzwischen brutal und ich kann nicht rausfinden, wo man die Scheibenwischer anstellt.
    Ich steige voll auf die Bremse. Ein Typ in einer roten Regenjacke und mit einem kleinen Hund an der Leine ist plötzlich vor mir aufgetaucht. Ich muss anhalten, sonst überfahre ich ihn. Er macht Stielaugen. Ein Fünfzehnjähriger, der einen Vierzigtonner-Sattelschlepper fährt.
    »Das war’s dann wohl«, sagt Devil. »Du hättest weiterfahren sollen, er hat uns gesehn.«
    »Dann hätte ich ihn umgebracht.«
    »Spätestens jetzt isser sowieso fällig«, sagt Devil. Das meint er nur halb im Spaß. Ich kann mir gut vorstellen, dass er jemanden umbringt, wenn man ihn in die Enge treibt.
    Aber wir lassen den Typen über die Straße gehen. Der Hund ist ein kleiner, schmuddeliger Terrier. Ich hätte gern einen Hund. Vielleicht sollten wir den Typen doch überfahren, dann könnte ich den Hund mit nach Hause nehmen. War bloß Spaß! Ich bin ja nicht Devlin Juby. Ich lasse die Kupplung wieder kommen und kriege den Laster zum Rollen, ohne ihn abzuwürgen. Alles klar, wir biegen in die Autobahnauffahrt ein und der Motor heult auf. Ich muss schalten. Ich ziele nach dem dritten Gang, treffe ihn aber nicht und rutsche in den – wahrscheinlich – vierten, was |51| letztlich aber egal ist, weil wir immer noch fahren. Ich bin ziemlich aufgeregt, als es darum geht, auf die zweispurige Fahrbahn rüberzuziehen, aber zum Glück ist nicht viel Verkehr. Ich weiß nicht mal, wo bei diesem Teil die Blinker sind. Aber als ich an den Schaltern rumfummle, geht plötzlich der Scheibenwischer an und wir sehen wenigstens wieder was.
    Wir ziehen vom Beschleunigungsstreifen rüber und ein Auto braust aufblendend und wüst hupend an uns vorbei. Devil zeigt dem Fahrer den Stinkefinger. Ich dachte, ich hätte genug Zeit zum Einscheren gehabt, aber das Teil ist so lang, dass man das schwer einschätzen kann.
    Ich trete voll aufs Gas.
    »JUHUU!«, brülle ich.
    Wir brettern über die Autobahn. Ich schaue immer wieder in die Seitenspiegel, ob uns jemand verfolgt, aber es ist schwer

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