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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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mit ’nem blauen Auge davon, weil er den Laster nicht auf der Autobahn gefahren hat. Das ist so was von unfair, denn er war dermaßen scharf drauf, die Kiste zu fahren! Ich hab ihn bloß nicht gelassen. Das hab ich jetzt davon!
    In drei Stunden ist Freizeit, was bedeutet, dass ich entweder duschen darf oder in die Sporthalle, in die Bücherei oder telefonieren.
    Ich entscheide mich fürs Telefonieren. Das stellst du dir ganz einfach vor, stimmt’s? Man steckt einfach seine Karte rein, tippt die Nummer, und auf geht’s. Von wegen! Nicht im Knast.
    |90| Als es zur Freizeit läutet, wird meine Tür aufgeschlossen und ich flitze aus der Zelle und über den Flur. In meinem Trakt gibt es drei Telefone und alle drei sind auf meinem Flur, aber nur zwei funktionieren. Als ich ankomme, stehen schon acht Jungs davor Schlange.
    Ich dreh mich um und sehe noch mehr Leute kommen, darum stelle ich mich hinten an. Keiner redet viel. Wir spitzen nämlich alle die Ohren, was der Typ ganz vorn am Telefon zu erzählen hat. Eigentlich nichts Spannendes, aber wir haben ja sonst nichts zu tun.
    Heute Vormittag musste ich zur Drogenuntersuchung, das hat Spaß gemacht, weil ich Snoopy kennengelernt habe, den Schnüffelhund. Das ist ein brauner Mischling mit Augen wie Untertassen. Die Wärter haben sich drüber ausgelassen, dass er Koks noch drei Straßen weiter weg wittert, aber Snoopy hat mir die ganze Zeit bloß die Hand geleckt, weil ich ihm den Bauch gekrault habe. Ich war ganz traurig, als sie ihn wieder mitgenommen haben. Ich musste in einen Becher pinkeln, damit sie meine Pisse untersuchen können, und jetzt überlege ich, ob sich womöglich die ganzen Pillen bemerkbar machen, die ich wegen meinem Finger eingeworfen habe. Ich hatte mir keinen Kopf wegen der Untersuchung gemacht, weil ich im Allgemeinen die Finger von dem Zeug lasse. Mein großer Bruder Selby, der hat’s mit den weichen, harten und superharten Drogen ein bisschen übertrieben, und wir wissen ja, was dabei rausgekommen ist.
    Jetzt sind nur noch zwei Leute vor mir und die Freizeit dauert noch zehn Minuten. Es könnte klappen.
    |91| »Deine vier Minuten sind rum«, sagt ein Typ zu dem Jungen, der grade am Hörer hängt.
    Der Junge drückt den Hörer fester an das eine Ohr und steckt den Finger ins andre.
    »Ich liebe dich, Süße!«, säuselt er und wir anderen müssen kichern. Stell dir vor, ich würde so was zu Lexi sagen!
    Bleibst du mir treu, Lexi?
    Klar doch, liebster Chas, du kommst bestimmt bald raus.
    Da drängelt sich einer vor mich.
    »He!«, sage ich.
    Er dreht sich um und ich beiße mir auf die Zunge. Es ist Simon Avery. Simon ist nicht ganz klar im Kopf und außerdem der Kumpel von Kieran Greedy, und der ist hier der Obermufti. Ich hab die beiden schon im Aufenthaltsraum beobachtet. Die kleben die ganze Zeit zusammen. Und machen Stunk. Mit denen ist nicht gut Kirschen essen. Kieran sitzt wegen Diebstahl (wie ich) und schwerer Körperverletzung (nicht wie ich!). Er hat einen Lehrer zusammengeschlagen und wollte ihm die Kreditkarte abknöpfen. Nett. Simon sitzt wegen Beihilfe zu einem bewaffneten Raubüberfall. Sein Cousin ist mit ’ner Knarre in die Spielhalle und Simon hat Schmiere gestanden. Ich hab letzte Woche die Ohren offen gehalten. Das muss man auch, sonst steht man das hier nicht durch. Mit Kieran will sich keiner anlegen. Aber ich habe es mit Simon zu tun und der hat sich grade vorgedrängelt, und jetzt sind alle gespannt, was der Neue, nämlich ich, jetzt macht. Davon hängt mein Ruf ab. Wenn ich Simon jetzt vorlasse, hacken hinterher alle auf mir rum und ich komme hier nicht mehr lebendig raus.
    |92| Außerdem will ich mit Oma telefonieren.
    »Hast du Tomaten auf den Augen?«, frage ich. »Die Schlange ist hier nicht zu Ende.«
    Es wird ganz still. Sogar die Jungs, die grade telefonieren, drehen sich um. Ich schiele rasch auf Simons Taschen. Ich kann kein Messer erkennen – aber wer weiß.
    »Zieh Leine.« Simon wendet sich ab.
    Ich tippe ihm auf die Schulter.
    Als er sich diesmal umdreht, hat er die Faust schon geballt, aber ich komme ihm zuvor. Wer mit Devil befreundet ist, lernt sich zu wehren, das ist ein Vorteil. Wenn Devil in der Stadt ist, wird er jedes Mal in irgendeine Schlägerei verwickelt. Außerdem muss er sich gegen seinen Alten wehren, wenn der besoffen ist und Streit sucht. Und ich war oft genug dabei. Weglaufen ist nicht meine Art. Ich finde Weglaufen voll daneben. Darum verpasse ich Simon ordentlich eins auf die Nase (mit der

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