Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
Vom Netzwerk:
andauernd im Kopf rum.
    And maybe one day, you’ll be in my dreams again.
    And maybe one day, you’ll be in my dreams again.
    Dann drehe ich die Worte zur Abwechslung mal um.
    And maybe one day, I’ll be in your dreams again.
    And maybe one day, I’ll be in your dreams again.
    Ich gebe mir Mühe, an was anderes zu denken, aber es klappt nicht. Und obwohl Ronnie das Lied grade gar nicht spielt, höre ich die Zeile pausenlos im Kopf. Vielleicht gehört das ja mit zur Strafe. Die wollen uns verrückt machen. Wenn ich hier wieder rauskomme, bin ich genauso durchgeknallt wie Mum.
     
    Es ist nicht grade toll im Gefängnis. Es gibt nichts zu tun, man kann nirgends hin und Lexi Juby ist auch nicht da. Ich bin jetzt drei Wochen hier und habe eine geschwollene Lippe, eine Magenprellung und unglaublich viele Pickel. Liegt natürlich am Essen. Der Fraß hier ist sogar noch schlimmer als das, was Oma kocht. Ich denke oft an Oma, daran, dass sie gesagt hat, ich darf nicht mehr heim. Ich weiß, dass sie es nicht so gemeint hat, aber nachdem ich hier so viel Stress hatte, hat es mich voll fertiggemacht, dass sie überhaupt kein gutes Wort für mich übrig hatte. Geschieht ihr ganz recht, wenn ich nicht mehr heimkomme. Aber vielleicht ist es ihr sowieso scheißegal. Sie hat mir auch nicht geschrieben. Niemand hat mir geschrieben. |101| Es hat mich auch niemand besucht. Ich komme mir wie der totale Außenseiter vor. Hier drin ist es schwer, sich mit irgendwem anzufreunden, weil wir fast den ganzen Tag in unseren Zellen eingesperrt sind. Mit Marshall komme ich ganz gut klar, das ist der Typ aus der Telefonschlange, aber wir sind nicht direkt Freunde. Er ist einfach nur jemand, dem ich beim Sport den Ball zuschießen kann.
    Wenn man in so einem Loch festsitzt, sehnt man sich echt nach einem Zeichen, dass draußen irgendwer an einen denkt. Seit ich im Bau bin, habe ich bloß die Papageientaucher-Karte von Stephen aus Schottland gekriegt (ich schwör’s, sie stinkt nach Fisch), und er schreibt: »Lass dich nicht hängen.« Haha. Vermutlich soll das auf die beiden Selbstmorde anspielen, die Anfang des Jahres hier passiert sind. Stephen hatte schon immer einen ziemlich kranken Humor. Daran kann sogar ich mich erinnern, dabei war ich noch ziemlich klein, als er weggegangen ist. Der Jüngste, der sich hier drin umgebracht hat, war fünfzehn, wie ich. Angeblich hat er sich nicht selber aufgehängt. Angeblich waren es die Wärter, weil er ein vorlauter Scheißer war, auch wie ich.
    Ich wünschte, irgendwer würde mich besuchen. Von mir aus sogar Mum. Sie würde mir von ihren Verabredungen mit fremden Männern und von Omas Knieschmerzen erzählen. Sie würde von Stephen reden, als ob er gleich nebenan wohnt, und von Selby, als ob er noch am Leben wäre. Sie würde meinen Dad nicht erwähnen und mich auch nicht fragen, was ich vorhabe, wenn ich rauskomme. Sie würde nicht dran denken, mir Geld mitzubringen oder |102| was zu essen oder Kippen. Trotzdem würde ich mich über ihren Besuch freuen, sie kann ja nichts dafür, dass sie zu nichts zu gebrauchen ist. Am besten wär’s natürlich, wenn mich mein Bruder Stephen besuchen würde, aber der kommt so schnell nicht wieder. Ich muss allein klarkommen.
    Ein Wärter klappt das Guckloch in der Tür auf und beobachtet mich.
    An seinem Schnaufen höre ich, dass es Ronnie ist. Die Klappe geht wieder zu und ich drehe mich wieder um. Hier drin hat man kein Privatleben. Ich spiele an dem Knubbel rum, wo mir Devil den Finger abgehackt hat. Seit der Prügelei macht mir der Stumpf wieder zu schaffen. Das macht mir Sorgen. Die Wunde nässt wieder. Gelber Eiter kommt raus, außerdem pocht es. Ich pople dran rum und drücke den Eiter aus.
    Jetzt wird die Tür aufgeschlossen. Holla, vielleicht kommt mich ja wer besuchen. Herr im Himmel, ich würde mich sogar über meine Betreuerin freuen. Anscheinend bin ich schon ganz unten. Meine Betreuerin ist Sozialarbeiterin und eine echt schräge Type. Früher war sie die Betreuerin von meinem Bruder Stephen und davor von meinem Bruder Selby. Sie heißt Mindy. Ich kann sie nicht leiden. Sie ist alt und stinkt nach Parfüm. Sie hat Mundgeruch. Sie lässt mich nicht in ihrem Auto rauchen. Sie redet totalen Scheiß. Mum und Oma können sie auch nicht ausstehen. Oma lässt sie nicht mal ins Haus. Aber sogar Mindy wäre eine nette Abwechslung. Besser als überhaupt niemand.
    |103| Ronnie kommt rein. Ich setze mich auf. Ich will nicht noch eins verpasst kriegen. Wir

Weitere Kostenlose Bücher