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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Fluppe?«, fragt Kieran, ohne auf meinen superwitzigen Gag einzugehen.
    »Nö.« Ich schwinge mich aus dem Bett.
    »Er hat keine Fluppe«, sagt Kieran zu Simon. Er steckt die Hände in die Hosentaschen und sieht sich in der Zelle um. Die Uhr zeigt zehn nach sieben. In zwanzig Minuten klingelt es, dann ist die Freizeit um. Danach werden wir bis zum Abendbrot eine Stunde eingeschlossen. Bis dahin muss ich durchhalten.
    |97| »Viel Zeug haste ja nicht«, meint Kieran.
    »Stimmt.«
    Simon setzt sich auf mein Bett und legt die Füße auf mein Kopfkissen. »Haste ’ne Freundin?«
    »Ja.« Ich beiße mir auf die Zunge.
    »Heißt?«
    »Lexi.« (Schön wär’s.)
    »Ist sie scharf?«
    Ich grinse. »Manchmal schon.«
    Wenn Juby das wüsste, würde er mich umbringen!
    »Lexi und wie weiter?«, will Simon wissen.
    Ich stehe auf.
    »Nimm deine dreckigen Füße von meinem Bett«, sage ich leise. Hör dir das an! Eigentlich hab ich die Hosen voll, aber bei solchen Dumpfbacken darf man nicht den Softie raushängen lassen.
    »Wie bitte?« Simon traut seinen Ohren nicht.
    »Soll ich’s noch mal sagen?«
    Wenn ich doch bloß kräftiger wäre! Ich bin nicht grade klein, aber viel zu schmächtig. Die beiden machen mich mit links fertig.
    »Der Kleine ist unhöflich.« Simon schaut Kieran an, der so tut, als ob er aus dem Fenster schaut.
    Kieran seufzt und dreht sich um. Er sieht mich an. Ob das Letzte, was ich auf dieser Welt sehe, sein fieser Blick ist?
    Ich gehe langsam vom Bett weg. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt. Ich spanne die Bauchmuskeln an, als könnte ich dadurch verhindern, dass die beiden mich abstechen. |98| Wenn ich noch einen Witz mache, werden sie vielleicht ein bisschen lockerer. Dann merken sie, dass ich ein guter Typ bin und   …
    Ich komme nicht mehr dazu, denn eine große, harte Faust stopft mir das Maul.
    Bevor es richtig wehtut, schmecke ich schon Blut. Vor meinen Augen tanzen weiße Vierecke. Es dauert eine Weile, bis ich überhaupt überlegen kann, ob ich mich wehren soll. AUTSCH.   Nächster Hieb. Diesmal in den Magen. Mir bleibt die Luft weg und ich keuche, aber ich darf mich bloß nicht auf den Boden fallen lassen. Als Nächstes tritt mir Kieran gegen die Beine. Das bringt mich doch zu Fall und tut höllisch weh. Ich rolle mich zusammen, um mich zu schützen.
    »Man sieht sich«, brummt Kieran und schlendert raus.
    Simon schaut mich finster an.
    »Hältst dich wohl für obercool, hä? Nächstes Mal biste tot.«
    Dann räuspert er sich und will auf mein Kopfkissen spucken.
    Wehe!
    Ich bin mit einem Satz auf und schubse ihn weg.
    »RAUS!«, brülle ich mit böse blutendem Mund. »HAU AB, MANN!«
    Da kommt Ronnie rein, weil er den Radau gehört hat. Er sieht uns beide dastehen: mich mit blutverschmiertem Gesicht und Simon mit erhobenen Fäusten, und bläst in seine Trillerpfeife.
    Im Handumdrehen ist die ganze Zelle voller Beamter |99| und ich liege platt auf dem Bauch, die Arme auf den Rücken gedreht, die Hände in Handschellen. Dabei stößt jemand an meinen Finger, und das tut schlimmer weh als Kierans Boxhiebe. Der Betonboden schürft mir die Wange auf. »Ruhigstellen« heißt das hier. Es macht mich fertig, wie wehrlos man sich dabei fühlt. Außerdem bin ich baff, wie brutal die Wärter vorgehen.
    Ich liege also neben Simon auf dem Boden. Wir glotzen einander an.
    »Was war hier los?«, will Ronnie wissen.
    »Er ist ausgerutscht«, antwortet Simon.
    Mein Finger tut scheißweh. Ich würde gern einen Blick drauf werfen, denn es fühlt sich an, als ob er wieder blutet.
    Ich werde ins Sitzen hochgezogen.
    »Du bist also ausgerutscht?«, erkundigt sich Ronnie. »Worauf denn? Auf der Luft?«
    Normalerweise hätte ich mit einer frechen Bemerkung gekontert, aber mir fällt nichts ein. Als wär ich total leer. Ich seufze tief. »Ich bin halt ausgerutscht.«
     
    Es ist Nacht. Wir sind alle in unseren Zellen eingeschlossen, und es ist still, bis auf Ronnies nervtötende Musik aus dem Beamtenzimmer. Er hat einen schauderhaften Geschmack. Andauernd dudelt er dieses fürchterliche Zeug, Des O’Connor und so. So was findet ja nicht mal meine Oma gut! Voll krank. Ich würde mir am liebsten die Ohren zuhalten. Es gibt ein Lied, das Ronnie immer wieder hört, und das hat eine Zeile, die geht so:
And maybe one day, you’ll be in my dreams again.
    |100| Am Schluss, bei
again
geht es hoch. Ich ertappe mich immer wieder beim Summen, besonders abends, wenn ich nicht schlafen kann. Dann geht mir die Zeile

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