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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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ziemlich dreckig. Ach, wie gut ich das kenne! Nun ja, ich hoffe, dieser Brief macht Dich ein bisschen nachdenklich. Gehst Du irgendwelchen Scherereien in Zukunft vielleicht lieber aus dem Weg? So hättest Du doch immerhin einen Nutzen aus der Sache gezogen. Trau dem Rat von einem, der es wissen muss – versau Dir nicht Dein Leben.
    Aufrichtig,
    Lenny Darling.
    |107|
PS: Stört’s Dich, wenn ich mich mal mit Deiner Mutter verabrede?
     
    Jetzt läuft es mir eiskalt über den Rücken. Als ob er hier in meiner Zelle steht. Ich knülle den Brief fest zusammen und werfe ihn in den Eimer. Ich mag die Blätter nicht mehr anfassen. Ronnie räuspert sich und ich falle fast vom Bett. Ich hatte ihn ganz vergessen.
    »Möchtest du mir was sagen?«, fragt er. Ich höre ihn kaum.
    Er ist hinter mir her! Warum? Großer Gott, ein Mörder ist mir auf den Fersen! Und er weiß, dass ich noch minderjährig bin und wo ich mich aufhalte.
    Das darf doch alles nicht wahr sein.
    Und dann dieses PS!
    Stört’s Dich, wenn ich mich mal mit Deiner Mutter verabrede?
    Klar stört mich das! So was kann meine Mutter jetzt absolut nicht – ich wiederhole: absolut nicht! – gebrauchen. Sie ist grade auf dem Weg der Besserung.
    Das kann doch nur ein schlechter Witz sein, oder?
    Ich betrachte den Umschlag. Es ist Lennys Handschrift, aber auf dem Stempel steht BEXTON.   Vielleicht hat jemand Lennys Briefe entdeckt, die Handschrift nachgemacht und   …
    »Alles in Ordnung?«, erkundigt sich Ronnie.
    »Hm.« Ich warte drauf, dass er verschwindet, aber er geht nicht, sondern glotzt mich an.
    Ich bin an allem schuld. Wäre ich nicht so ein größenwahnsinniger |108| Vollidiot gewesen, der sich dran aufgeilt, einen Mörder zum Brieffreund zu haben, wäre das alles nicht passiert. Ich hätte mich aufs Autoklauen und Schulschwänzen beschränken sollen. Jetzt sitze ich echt in der Scheiße, das spüre ich. Ich muss Mum warnen. Sie darf nicht mit dem Typen ausgehen. Womöglich kommt sie nicht mehr heim. Schließlich ist er ein Mörder! Sie hat schon mit meinem Dad genug Mist erlebt. Das reicht fürs Leben.
    Ich atme tief durch, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen. Wenn man ihn entlassen hat, ist er offenbar unschuldig. Das ist nur logisch. Der Gedanke beruhigt mich ein bisschen. Aber bloß ein bisschen.
    Es klingelt. Sport.
    Ich muss mehr darüber rausfinden.
    »Darf ich statt zum Sport in die Bücherei?«, frage ich und ziehe meine Turnschuhe an.
    Ronnie staunt. »Ich bring dich hin.«
    Seit meinem Einführungsrundgang bin ich nicht mehr in der Gefängnisbücherei gewesen. Sie ist in einer Baracke hinter dem
Mendip
-Trakt untergebracht. Ronnie liefert mich dort ab. Der Bibliothekar nickt mir zu, als ich reinkomme. Sonst ist keiner da.
    Die Bücherei besteht aus fünf Bücherregalen, drei Tischen mit je einem Computer drauf und einer vor sich hin mickernden Topfpflanze. Es gibt einen Zeitungsständer, und der Bibliothekar sitzt hinter einem riesigen, altmodischen Computermonitor. Bei den Büchern scheint es sich um ziemlich leichte Kost zu handeln. Die meisten sind |109| vollgekritzelt und werden nur noch mit Tesa zusammengehalten. Sie haben Titel wie:
Unter sengender Sonne, Tollkühn
und
Malcolms Abenteuer
, und die Umschläge sind schwarzorange oder es sind knallige Sonnenuntergänge drauf. Pech, dass die meisten Kids hier nicht lesen können.
    Ich hole mir die Zeitung. Sie hängt an einem Holzstab, der eine gute Waffe abgeben würde. Ich blättere sie durch und suche nach irgendeiner Meldung über einen entlassenen Mordverdächtigen, der nach Großbritannien heimgekehrt ist und mir und meiner Mutter auflauert. Ich entdecke nichts, obwohl ich jede Seite überfliege.
    »Du bist ja ganz aufgeregt«, sagt der Bibliothekar. Er sieht jünger aus als seine Klamotten, wenn du verstehst, was ich meine. Er trägt eine Opahose und einen hässlichen Pulli, der aussieht, als hätte seine Oma das Teil in einem kirchlichen Secondhandshop am Ständer mit den Sonderangeboten aufgetrieben. Er müsste mal zum Friseur und auch seine Brille ist mindestens fünfzig Jahre alt. Seine Schuhe sind – richtig! – Opaschuhe. Dabei ist er höchstens fünfundzwanzig.
    »Ich bin auch aufgeregt«, erwidere ich. Es stimmt, und es ist ja wohl nichts dabei, wenn ich es zugebe. Der Bücherfuzzi hat ganz ulkige Augen. Viel zu groß. Vielleicht ist er ja auch ein Mörder.
    »Wenn du was Bestimmtes suchst, helfe ich dir gern«, sagt er. »Dafür bin ich da.«
    Wenn mir der Typ schon

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