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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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aber abgesehen von ein paar Fragen nach dem Knastfraß erregt meine heldenhafte Rückkehr kein rechtes Aufsehen. Von Lenny erzähle ich keinem. Ich habe lange drüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, mich am besten eine Weile nicht mehr mit ihm und Mum zu befassen. Mir gefällt die Sache immer noch nicht, aber vielleicht sollte ich ihm eine Chance geben.
    Connor Blacker kommt an und fragt mich, ob ich glaube, dass Dachse abergläubisch sind.
    Bei so was fehlt mir Devil echt.
    In den paar Wochen, die ich weg war, ist hier das Lernfieber ausgebrochen. In zwei Fächern, Physik und Technik, habe ich eine Menge nachzuholen, aber weil ich im Knast gebüffelt habe, bin ich in Mathe und Englisch einigermaßen auf dem aktuellen Stand. Mr Fuller bedankt sich sogar für die Aufgaben, die ich ihm aus dem Knast geschickt habe. Er sagt, ich hätte seine Erwartungen übertroffen. Aber dann will er wissen, was mit den Arbeitsbögen passiert ist. Als ich berichte, dass sie verbrannt sind, fällt es ihm ziemlich schwer, mir zu glauben.
    |206| »Du weißt, dass du die magischen fünf Fächer schaffen kannst, Chas, du hast das Zeug dazu. Du musst dich bloß dahinterklemmen. Die erste Prüfung wird in einer Woche geschrieben. Du bist ein heller Kopf. Du kannst immer noch ein gutes Ergebnis erzielen.«
    »Ich will gar nicht unbedingt weiter zur Schule gehen oder so, Sir«, antworte ich und knibble an dem Hefter mit neuen Aufgaben rum, den er mir grade gegeben hat.
    Ich will schon gehen, da hält er mich zurück.
    »Wir haben uns sehr dafür eingesetzt, dass du wieder hierher zurückkannst. Jetzt vermassel es nicht.«
    Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass sich irgendwer für mich eingesetzt hat. Der spinnt doch.
    In der Mittagspause nehme ich meine Pommes mit auf den Sportplatz und gehe zu der Gruppe Mädchen rüber, die unter den Bäumen sitzen. Alle zehnten und elften Klassen hat’s gepackt. Die Mädchen verbringen die Frühstücks- und Mittagspause damit, sich den Stoff aus ihren Heften auf Extrablätter rauszuschreiben. Sogar ein paar von den Jungs machen das.
    Lexi sitzt mit ihren Freundinnen zusammen. Ich habe tierisch Schiss, aber ich gehe hin und sage Hallo.
    »Hallo, Chas. Kommst du mich abfragen?«
    Die anderen Mädchen, die hässliche Debs und Darlene Rogers, kichern, aber ich lasse mich nicht beirren.
    »Wenn du willst.« Vor ihr liegt ein Heft im Gras. Ich hebe es auf. Bio.
    »Wir sind grade bei der Fortpflanzung«, sagt Lexi.
    |207| »Spannendes Thema«, erwidere ich, ohne auf das Gekicher der anderen Mädchen zu achten.
    »Bei der menschlichen Fortpflanzung«, sagt Lexi. »Ich hätte da ein paar hochinteressante Abbildungen.«
    »Kann ich mir denken«, sage ich. Aber der Augenblick ist hin, als mir ein Fußball, der von irgendwoher geflogen kommt, an den Kopf knallt.
    Ich richte mich wieder auf und sehe auf dem Sportplatz Jamie Farrow stehen und sich kaputtlachen.
    »Entschuldigung, die Damen.« Ich gebe Lexi das Heft. Dann marschiere ich los, um mich an Jamie zu rächen (in aller Freundschaft), und spiele Fußball, bis die Mittagspause um ist.
    Sie hat eindeutig mit mir geflirtet. Und auf dem Heimweg hole ich sie kurz vor unserer Siedlung ein.
    »Hallo, Chas«, sagt sie.
    »Hallo, Lexi. Wie läuft’s mit dem Lernen?«
    »Ganz gut.
    »Kannst du dir Freitagabend frei halten?«
    »Wofür?«
    Der Mut schwindet von Sekunde zu Sekunde, aber ich muss das jetzt durchziehen.
    »Fürs Kino.«
    »Diesen Freitag nicht, da muss ich lernen.«
    Mist, sie hat sich’s anders überlegt! Vielleicht hat ihr Dad mit ihr über mich gesprochen.
Du gehst auf keinen Fall mit diesem kleinen Scheißer aus
.
    »Wir können uns ja für nächsten Freitag verabreden. Um halb acht am Kino«, sagt sie. »Und komm pünktlich.«
    |208| Wir tauschen noch unsere Handynummern aus, dann geht sie durch den Garten zu ihrem Haus.
    Ich hab’s geschafft! Ich hab nicht nur einen ganzen Schultag durchgestanden, ohne wegen irgendwas nachsitzen zu müssen, ich hab mich sogar mit der schärfsten Frau der ganzen Schule verabredet. Ich bin ein völlig neuer Mensch.
     
    Als ich am ersten Prüfungsmorgen um acht die Treppe runterkomme, verschluckt Oma beinah ihr Gebiss. Ich schreibe heute Mathe. Ich habe nicht besonders viel gelernt, ich war abgelenkt. Wenigstens habe ich mich im Knast reingekniet. Ich hab jedenfalls keine Lust, dass mir Mr Fuller ständig im Nacken sitzt.
    Ich war jeden Tag in der Schule und hab mich bemüht, nicht aufzufallen.

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