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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Kram.«
    »Nein.« Ich lasse mich nicht abwimmeln. »Das interessiert mich. Muss ja ganz schön heftig gewesen sein, dass du nicht mit ’ner Verwarnung davongekommen bist, aber auch wieder nicht so schlimm, dass sie dich in den Knast gesteckt hätten.«
    |202| Lexi schnalzt nur abfällig mit der Zunge.
    »Hätt ich dir gar nicht zugetraut, dass du so ein böses Mädchen bist.« Ich grinse sie an. Zu meiner Freude lächelt sie zurück. Es geht voran, der bewährte Chas-Charme wirkt allmählich. Ich hab’s ja gewusst, dass ich Schlag bei den Frauen habe.
    »Wenn du nicht die Klappe hältst«, sagt Lexi, »erzähl ich meinem Dad, dass du mich betatscht hast.«
    Mir fällt die Kinnlade runter. So ein kleines Luder! Aber ich weiß, dass sie bloß Spaß macht. Wie auch immer, ich kann jetzt nicht mehr aufhören, ich bin richtig in Fahrt.
    »Dein erstes Vergehen?«, taste ich mich weiter vor.
    Lexi hält im Schrubben inne.
    »Das zweite.«
    »Ladendiebstahl? Ein anderes Mädchen verprügelt? Eine Sauftour in der Stadt gemacht und irgendeinem Widerling eine reingehauen?«
    »Hör mal, ich bin nicht grade stolz drauf«, unterbricht sie mich. »Ich will nicht drüber reden.«
    Na bitte, geht doch.
    »Es ist bestimmt nicht so schlimm wie das, was ich schon alles angestellt hab«, mache ich weiter.
    »Ich hab Geld aus der Sammelbüchse bei Frankie’s genommen«, sagt sie da. »Da jobbe ich samstags. Das Geld war fürs Hundeheim bestimmt. Ich fand, ich brauche es dringender als die Hunde. Die Überwachungskamera hat mich dabei gefilmt. Den Job bin ich außerdem los.« Sie sieht mich an. »Jetzt bin ich vorbestraft und irgendwann ende ich in der Gosse.«
    |203| »Ach was, das ist doch Pipifax«, sage ich. Und meine es auch so.
    »Es ist kein Pipifax. Ich könnte mich dafür in den Hintern beißen. Jetzt bin ich voll aufgeschmissen.«
    Ich traue meinen Ohren kaum. Die Kleine hat ein Mal in die Spendenbüchse gegriffen. Was ist so furchtbar schlimm daran?
    »Ich weiß schon, was du denkst.« Sie wirft die Bürste in den Eimer. »Du denkst, du hast schon viel schlimmere Dinger gedreht. Aber im Gegensatz zu dir hab ich ein Gewissen. Ich will keine verdammte Diebin sein.« Sie gibt ein ersticktes Geräusch von sich.
    »He.« Ich lege ihr die Hand auf den Arm. »Wenn du das hier abgeleistet hast, hast du wieder eine weiße Weste. Du bist noch nicht sechzehn, da giltst du auch nicht als vorbestraft.«
    Keine Ahnung, ob das stimmt, aber es scheint sie ein bisschen aufzumuntern. Sie schaut zu Tony rüber, der die Hacken zusammenschlägt und ins trübe Wasser glotzt.
    »Er hat doch behauptet, dass er uns hilft«, sagt sie und geht hin.
    Ich sehe ihr nach. Irgendwie stehe ich neben mir. Ich freue mich, dass sie sich mir anvertraut hat, aber mir wird grade bewusst, dass sie ganz anders ist als ich. Sie hat ein Gewissen! Mannomann. Das könnte ein ernsthaftes Hindernis sein. Aber dann dreht sie sich um, ich erhasche einen Blick auf ihren prachtvollen Hintern und weiß wieder, dass Lexi Juby ganz klar die einzige Frau für mich ist.
    Nach vier Stunden bin ich total erledigt und heilfroh, als |204| Tony uns entlässt. »Gut gemacht, ihr beiden«, lobt er uns. »Ihr habt echt was geschafft. Nächste Woche treffen wir uns in der Kunststiftung der Seifenfabrik, die brauchen Hilfe bei einer Ausstellung. Ach ja, und zieht olle Klamotten an.«
    Lexi und ich machen lange Gesichter. Keiner von uns beiden würde in »ollen Klamotten« auch nur tot überm Zaun hängen.
    »Und du bist nächstes Mal pünktlich«, wendet sich Tony an mich.
    »Schon kapiert. Das brauchen Sie mir nicht dreimal zu sagen.« Ich kann’s nicht ausstehen, wenn mich jemand von oben herab behandelt, bloß weil er ein paar Jahre älter ist und keinen Dreck am Stecken hat.
    Ich bringe Lexi nach Hause. Sie fragt nach dem Knast. Ich halte mir immer wieder vor, dass ich bei ihr keine Chancen habe. Schließlich bin ich nicht grade eine gute Partie, stimmt’s? Als ihr Haus in Sicht kommt, werde ich unruhig. Womöglich hält Juby Ausschau nach seiner Tochter.
    »Wir sehn uns dann ja in der Schule«, sage ich. Gleich frag ich sie, ob sie sich mal mit mir verabredet, es liegt mir schon auf der Zunge.
    »Ist gut.« Sie lächelt mich an.
    Na los, Chas, frag sie frag sie frag sie frag sie
.
    »Tschüss«, sagt sie und geht durch den Vorgarten zur Haustür.
    Hab mich nicht getraut.

|205| Siebzehn
    Als ich den ersten Tag wieder in die Schule gehe, spaziere ich rein wie Superman persönlich,

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