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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Seeelefanten.« Sie sieht mich an. »Nicht schön, oder?«
    Der Typ geht mir echt auf den Sender! Was für ein Mistkerl erzählt einer depressiven Frau, dass sie dick ist, selbst wenn es so wäre?
    »Lass ihn sausen, Mum. Er tut dir nicht gut.«
    »Er sagt das nur, weil er sich Sorgen um mich macht. So sind Männer nun mal.« Sie wirft einen sehnsüchtigen Blick auf Omas Bonbonschale, dann schiebt sie das Ding so heftig weg, dass die Schale beinah vom Tisch fällt. Hoffentlich geht wegen der Geschichte mit Lenny nicht wieder alles von vorne los. Sie ist immer noch ziemlich wacklig drauf. Und darum muss ich sie beschützen.
    »Der Typ will sich doch bloß von dir durchfüttern lassen«, sage ich.
    Mum setzt sich richtig hin. »Das stimmt nicht. Er hat sich grade Arbeit besorgt.«
    »Wo denn? Im Krematorium?«
    »Er arbeitet als Wachmann an der Baustelle unten am Fluss.«
    »Meinst du die neuen Yuppie-Apartments, wegen denen Michaels Laube abgerissen wird? Gratuliere, Lenny.«
    Mum geht nicht drauf ein. »Er verdient dort gutes Geld. Das kann man von dir nicht behaupten.«
    |196| »Ich bin auch erst fünfzehn, Mum   …«
    »Und es wär mir sehr recht, wenn du ein bisschen höflicher zu ihm sein könntest. Er kann freche Gören nicht leiden.« Sie stützt den Kopf in die Hände.
    »Mum!« Aber es bringt nichts. Ich kenne diesen Blick. Wenn sie so drauf ist, hört sie mich gar nicht. Sie blendet mich total aus.
    Wie sie’s schon immer gemacht hat.
     
    Es ist Samstag und ich bin spät dran. Samstags muss ich dieses Jugend-Rehabilitations-Dingens ableisten, das gehört zu meiner Strafe. Ich muss mich mit einem Typen aus unserer Gegend namens Tony treffen und irgendwelche gemeinnützige Arbeit verrichten. Eigentlich soll ich Gummistiefel anziehen (so was besitze ich gar nicht, das ist doch was für Dreijährige, die zum Spaß in Pfützen rumhüpfen) und wasserdichte Kleidung, denn es geht anscheinend darum, irgendeine Sperrvorrichtung an der Schleuse unten am Kanal sauber zu machen.
    Für den Fall, dass ich wirklich irgendwelche Drecksarbeit machen muss, hab ich meine viertliebste Hose angezogen, aber ich geh nicht mit irgendwelchen Kackschuhen auf die Straße. NIEMALS! Ich hab die geilen neuen Turnschuhe an, die mir Oma zur Feier meiner Entlassung gekauft hat. Weil es nieselt, hab ich meine Kapuzendaunenjacke übergezogen. Die ist schön weit und mir gefällt daran, dass ich damit kräftiger aussehe, als ich bin. Jede Wette, dass ich im Gefängnis abgenommen hab.
    Unten am Schleusenhaus sehe ich schon zwei Gestalten |197| warten. Den Typen beachte ich kaum, denn neben ihm steht, in einer weißen Daunenjacke, engen weißen Jeans und rosa Gummistiefeln, eine superhübsche Frau.
    »Lexi?«
    Sie dreht sich nach mir um. Ist es Einbildung oder guckt sie sauer? Jedenfalls nicht so, wie ich es mir wünschen würde.
    »Ja, ich bin’s«, erwidert sie. Ich platze fast vor Neugier, aber ich muss cool bleiben. Wie kommt’s, dass Lexi gemeinnützige Arbeit leisten muss? Ich glaub, ich spinne.
    »Frag nicht«, sagt sie.
    »Du kommst zu spät«, sagt der Typ, bei dem es sich vermutlich um Tony handelt, und schaut auf die Uhr. »Wenn das nächste Woche noch mal vorkommt, muss ich dich melden.«
    Tony ist ungefähr dreißig, ziemlich ungepflegt, hat buschige Koteletten und lockiges schwarzes Haar, das ihm bis auf das Holzfällerhemd runterwallt.
    »Bist du Chas Parsons?«
    »Nö. Ich bin William Windsor.« Über Lexis Gesicht huscht ein Lächeln.
    »William   …?« Tony überfliegt seinen Zettel.
    »Sie dürfen ›Hoheit‹ zu mir sagen. Ansonsten möchte ich behandelt werden wie jeder andere Soldat.« Ich schiele zu Lexi rüber. Sie lächelt immer noch.
    Tony ist verunsichert. »Du machst Witze, du bist Chas.«
    »Ich mache niemals Witze«, erwidere ich und Tony überreicht mir eine Wurzelbürste.
    |198| Er erklärt uns, dass alle möglichen Vorrichtungen die Boote durch die Schleuse befördern und wir müssen die jetzt sauber machen. Jedenfalls alles, wo wir rankommen, ohne ins Wasser zu plumpsen. Dann gibt er mir einen Eimer Seifenwasser und sagt, ich soll loslegen. Überall klebt Moos und angetrockneter Schlamm. Na toll.
    »Du warst doch in Bevanport, stimmt’s?« Lexi schrubbt halbherzig an einem hundert Jahre alten Moosbatzen rum. »Da hast du doch bestimmt Devlin getroffen. Nächsten Dienstag ist seine Verhandlung. Wir hoffen, dass er so glimpflich davonkommt wie du.«
    Ich zucke die Achseln und schiele zu Tony rüber, ob

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