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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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kommt man hier rein?«
    Ich bin kurz in Versuchung zu antworten, sie soll übern Zaun klettern, denn sie trägt eine knallenge Jeans und der Anblick würde sich bestimmt lohnen. Aber wie ich vielleicht schon erwähnt habe, ich bin nicht mehr ich selber, darum verrate ich ihr, dass ein paar Meter weiter ein Loch im Zaun ist.
    |267| »Ach, scheiß drauf«, sagt sie. »Komm du zu mir raus, ich muss dir was zeigen.«
    »Ich will aber hier nicht weg. Die Bullen   …«
    »Die sind nicht da. Du sollst mit mir zur Brücke kommen.«
    Lexi Juby will mit mir runter zum Kanal und mir was zeigen. Legt sie es echt drauf an?
Jetzt?
Nein. Das kann nicht sein. Nicht jetzt, wo alles drunter und drüber geht. Andererseits ist Lexi ein verrücktes Huhn. Vielleicht will sie mich haben, bevor mich der Arm des Gesetzes zu fassen kriegt. Ich kann mir keinen Reim drauf machen, aber ich klettere durch das Loch im Zaun. Sogar im Dunkeln erkennt man, dass sie ganz rot im Gesicht und aufgeregt ist.
    Ich beruhige mich ein bisschen. »Was soll das, Lexi?«
    »Wart’s ab. Du wirst es nicht bereuen.« Sie nimmt mich an der Hand und zieht mich hinter sich her. »Beeil dich.«
    Ich lasse mich gern mitziehen. Die Brücke ist bekannt dafür, dass sich dort Liebespärchen treffen, wenn es dunkel wird. Es ist superromantisch da, der Kanal plätschert, Wasser tropft von der Ziegelmauer und oben drüber donnern die Sattelschlepper.
    »Was ist denn hier los?« Lexi zeigt auf den Bauzaun. »Der war doch früher nicht da, oder?«
    »Die bauen irgendwelche Luxuswohnungen. Schon seit diesem Frühjahr.« Vielleicht haben Mädchen keinen Blick für so was. »Michael muss seinen Garten auch aufgeben. Bald stehen hier überall neue Wohnhäuser.«
    |268| »Nicht übel. Schön nah am Fluss.«
    »Und die Laubenkolonie?«
    »Häuser sind wichtiger als die Bohnenbeete von irgendwelchen alten Opas.«
    »Und wenn eine ganze Familie kuschliger Kaninchen von den Bulldozern zermatscht wird und   …«
    »Klappe!«, unterbricht sie mich. »Ich glaub, ich hör was.«
    Ich bin sofort still. Klingt so die Stimme der Liebe? Trotzdem, Lexi ist anders als die meisten Mädchen.
    »Müsstest du jetzt nicht kichern und mir erzählen, wie schlau und toll ich bin?«, frage ich probehalber.
    »Müsstest du jetzt nicht stottern und Schwitzehände kriegen?«, fragt sie zurück und hält lauschend die Hände an die Ohren. Ich sehe sie an, wie sie dasteht, wie ihr das Haar ums Gesicht weht.
    »Wollten wir nicht zum Kanal?«, erinnere ich sie.
    »Schon gut. Hab nur gedacht, ich hätte was gehört.« Sie geht weiter. »Komm.«
    Wir gehen eilig das Sträßchen runter, dann über den Fußweg zum Treidelpfad. Hätte ich doch bloß geduscht, bevor ich von zu Hause weg bin! Ich schnüffle heimlich an meinen Achselhöhlen. Ich müffle. Angst und Schrecken haben ihre Spuren unter meinen Armen hinterlassen. Außerdem hab ich mir die Zähne nicht geputzt und keinen Kaugummi dabei.
    An der Brücke ist kein Mensch. Das ist schon mal gut. Ich hatte die leise Befürchtung, dass Lexi ihrem Dad gesteckt hat, er soll uns hier auflauern oder so was in |269| der Art. Lexi geht schnurstracks unter die Brücke und ich hinterher. In der Mitte unter dem Backsteinbogen bleibt sie stehen und sieht zu mir auf. Will sie mich jetzt küssen?
    »Schau mal da!« Sie knipst eine Taschenlampe an und richtet den Strahl auf die Mauer. Ich bin verdattert. Soll ich sie küssen oder soll ich mich lieber umdrehen und gehorchen? Ich entscheide mich für den Kuss. Ich mache eine Schnute und zoome mich ran.
    »Chas, du Blödmann, da sollst du hinschauen!«, befiehlt Lexi und schubst mich weg. Sie dreht mich an den Schultern um und ich folge dem Strahl ihrer Taschenlampe.
    Ich lese die bekannten Namen:
     
    J.   JUBY
    NAPPY PARSONS
     
    »Ja und?« Ich bin ein bisschen enttäuscht, obwohl ich von vornherein nicht überzeugt war, dass Lexi hier was abziehen will. Nicht wirklich.
    Lexi senkt die Taschenlampe. Unter Dads Namen stehen noch andere Namen. Namen, die ich schon tausendmal gesehen, aber nie richtig gelesen habe.
     
    FRANKYJOHN
    SCOOTER
    BILLY BOY
     
    |270| »Ich check’s nicht. Was ist bitte so spannend   …« Ich verstumme, als sie die Taschenlampe wieder hebt. Der Strahl erfasst ein paar Buchstaben, die vor lauter Moos und Dreck fast unleserlich sind.
     
    LENNY DARLING
     
    Ausnahmsweise verschlägt es mir die Sprache.

|271| Dreiundzwanzig
    »Der Name ist mir gleich bekannt vorgekommen«, sagt Lexi ein bisschen

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