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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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mit der Website mit den Brieffreundschaften an und wie ich ihm geschrieben habe. Dass ich mich als meine Mutter ausgegeben habe, lasse ich weg. Das wirft irgendwie ein schlechtes Licht auf mich. Vielleicht später mal, wenn’s sein muss. Lexi runzelt ab und zu die Stirn und einmal sagt sie: »Spinner«, aber nur ganz leise.
    Ich erzähle vom Knast und dass Lenny mir dorthin geschrieben hat.
    »Woher hat er denn gewusst, wo du bist?«
    |257| Ich erzähle, dass er sich mit meiner Mum verabredet hat, dass die beiden ein Paar geworden sind und   …
    »Moment mal«, unterbricht sie mich. »Wozu hast du ihm überhaupt geschrieben?«
    Hm. Darüber muss ich erst nachdenken. »Ich glaub, ich dachte, es könnte ganz lustig sein. Mich interessiert, wie so ein Mörder tickt.«
    »Mich nicht.«
    Sehr vernünftig.
    »Deine Mum geht mit einem, der aus der Todeszelle ausgebrochen ist?«
    »Er ist nicht ausgebrochen. Die haben ihn laufen lassen. Außerdem geht sie nicht mehr mit ihm.«
    Lexi reckt sich.
    »Was wurde ihm denn überhaupt vorgeworfen?«
    Ich erzähle ihr von dem ertrunkenen Jungen, dass Lenny neun Jahre seines Lebens im Todestrakt gesessen hat und dass sich später herausgestellt hat, dass der Junge einen Herzfehler hatte. Es gefällt mir, wie sie mir zuhört, auch wenn es wahrscheinlich klingt, als hätte ich mir das Ganze ausgedacht.
    »Da kriegt man ja ’ne Gänsehaut«, sagt sie, als ich fertig bin. »Aber er wurde entlassen.« Sie schaut auf die Uhr und fragt wie nebenbei: »Weiß die Polizei das mit Lenny?«
    »Die haben ihn schon befragt. Sie wissen über ihn Bescheid.«
    Oma kramt auf dem Flur rum und knallt mit der Schranktür. Sie tut, als ob sie Wäsche einräumt.
    »Spar dir die Mühe, Oma«, rufe ich.
    |258| »Was denn?« Sie streckt den Kopf ins Zimmer und sieht uns beide auf dem Bett sitzen.
    »Dein erstes Urenkelchen müsste schon unterwegs sein.« Ich kann’s mir nicht verkneifen, sie aufzuziehen, trotz allem. Oma funkelt mich an, schnalzt ärgerlich mit der Zunge und droht mir mit dem Finger.
    »Keine Bange«, sagt Lexi genervt. »Er redet bloß Unsinn.«
    »Na hoffentlich!« Oma geht wieder raus und kramt weiter.
    »Blödmann«, sagt Lexi.
    Ich lasse den Kopf hängen. Sie hat ja recht.
    »Ich hab immer noch nicht kapiert, warum du ihm überhaupt geschrieben hast«, sagt sie dann.
    »Anscheinend bin ich nicht ganz normal.« Auf einmal habe ich genug von der ganzen Geschichte. Ich komme nicht gut dabei rüber.
    »Quatsch. Du hattest bestimmt noch andere Gründe.«
    Offenbar mache ich ein verdutztes Gesicht.
    »Jeder hat seine Gründe für das, was er tut. Das ist eine psychologische Tatsache.«
    Aha, wir sind wieder bei der Psychologie.
    »Kann ich mal einen von seinen Briefen sehen?«
    Ich weiß zwar nicht, wozu das gut sein soll, aber ich krame in meiner Sockenschublade nach den Briefen und fische einen heraus. Es ist der erste, den er mir geschrieben hat.
    »Gib mal her«, sagt Lexi. Ich gebe ihr den Brief und erkläre ihr wohl oder übel, dass ich mich als meine Mutter |259| ausgegeben habe. Dann sehe ich zu, wie sie das Blatt überfliegt.
    »Er drückt sich komisch aus«, meint sie, als sie durch ist. »Und es passt mir nicht, dass du ihm anscheinend von mir erzählt hast. Hier zum Beispiel:
Leichtsinn und Flatterhaftigkeit sind bedauerlicherweise oft typisch für junge Frauen, da ist es nur vernünftig, dass Sie ein Auge auf die Kleine haben. Oh, da fällt mir ein, heißt sie mit Nachnamen nicht Tuby oder Juby?
« Sie verzieht angewidert das Gesicht. »Puh, Chas, was hast du ihm noch alles über mich erzählt?«
    Keine Ahnung.
    »Hast du ihm denn geschrieben, dass ich mit Nachnamen Juby heiße und nicht Tuby?«
    »Äh   … glaub schon.« Ich weiß es echt nicht mehr. Denkt sie, ich hätte ein fotografisches Gedächtnis? Außerdem geht mir grade was ganz anderes im Kopf herum.
    »Er drückt sich irgendwie schräg aus«, sagt Lexi. »Und es passt mir gar nicht, dass er über meine Familie schreibt.«
    »Irgendein zum Tode Verurteilter hat einen verdrehten Schreibstil – na und?«, entgegne ich mürrisch. Was will sie mir da unterstellen?
    »Ich bin nur auf Spurensuche«, verteidigt sich Lexi. »Bevor die Polizei alle Beweisstücke abgreift.« Sie schaut aus dem Fenster, als könnten Tarnkappe und Bullen-Polly jeden Augenblick in unserem Vorgarten stehen.
    »Zeig mir noch die anderen Briefe.«
    Ich stehe vom Bett auf und wühle meine Schubladen durch, finde aber nur zwei weitere Briefe. Der

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