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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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werkelt so wüst an der ersten Schraube herum, dass ich Angst habe, er bricht den Kopf ab. Er rutscht ab und knallt mit der Hand an das Scharnier. Er flucht und lutscht an seinem Handgelenk und ich nehme ihm den Schraubenzieher weg und mache mich über das untere Scharnier her. Der blöde Schraubenzieher rutscht immer wieder aus den Schraubenschlitzen, aber wenn ich ihn in einem ganz bestimmten Winkel halte, fasst er einigermaßen.
    Es dauert ewig, aber schließlich rührt sich die Schraube. |318| Unterdessen will Devil wieder ran, aber ich lasse ihn nicht. Ich will nicht, dass er alles verpfuscht, und kurz darauf drehe ich den Rest mit der Hand raus.
    Ich schenke die Schraube Lexi.
    »Kleines Andenken«, sage ich. Fünf Schrauben sind noch drin und für die eine hab ich ungefähr zehn Minuten gebraucht. Ich mache mich gleich an die nächste. Lexi sieht zu, wie ich mich abquäle, wie der Schraubenzieher abrutscht und gegen die Wand knallt. Sie kramt in ihrer Tasche, holt ein Schminktäschchen raus und sagt, ich soll mal Platz machen.
    »Wir müssen hier raus, bevor Lenny wiederkommt, Lexi!«
    »Ich will bloß mal was ausprobieren.«
    Ich hocke mich wieder auf den Sitz, Devil zwängt sich neben mich und Lexi macht sich am Scharnier zu schaffen. Wir wechseln einen vielsagenden Blick. Vielleicht will sie es ja mit ihrem Lippenstift probieren.
    Aber dann hat sie plötzlich eine Schraube in der Hand. Ich starre ungläubig auf das Scharnier. Nicht mal drei Minuten!
    »Ein kleines Andenken auch für dich?«, sagt sie ironisch und schwenkt eine Nagelfeile. »Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich würde Weihnachten gern woanders feiern.«
    Drei Schrauben sind draußen und wir sind bei der vierten, als ich tief unter uns eine Taschenlampe flackern sehe.
    »Da tut sich was«, sage ich. Eine Gestalt tritt in den Lichtkreis der hohen Laternen.
    |319| Es ist Lenny.
    Er hat es eilig und wir sehen, wie er ins Führerhaus eines schweren Schaufelbaggers klettert.
    Es dröhnt zu uns hoch, als der Motor angeworfen wird, und ich drücke mich ans Fenster. Die Baggerschaufel hebt sich, dann senkt sie sich und hebt sich noch einmal, dann fährt sie nach vorne aus. Anschließend wird sie wieder eingezogen. Das Fahrzeug rollt näher an unseren Turmkran heran. Der Mann am Steuer muss Lenny sein, ich kann seine Schirmmütze erkennen. Was hat er denn jetzt wieder vor?
    »Ist er das?«, flüstert Lexi.
    Die Schaufel bohrt sich in die Erde und ich spüre die Erschütterung in den Beinen. Ich weiß nicht, wie so ein Kran aufgestellt ist, ich weiß nur noch, dass wir Beton unter den Schuhen hatten, bevor wir die Leitern hochgeklettert sind. Mir kam’s vor, als ob der ganze Kran in dem Betonsockel verankert ist. Lenny kann uns doch wohl nicht ausbuddeln, oder doch? Die Baggerschaufel hängt jetzt in der Luft und das Fahrzeug rollt noch näher. Der Kabinenboden bebt unter unseren Füßen.
    Stumm sehen wir zu, wie Lenny die Holzverkleidung um unseren Kran einreißt. Es dauert nur ein paar Minuten. Uns überläuft es kalt, als die schwere Baggerschaufel die dicken Bretter wie Pappe zerknickt.
    »Ich hab’s gleich!«, verkündet Lexi. »Diese letzte Schraube sitzt ver…«
    AAARRRGGHHHH!
Wir werden umgeworfen und knallen gegen die Wand, so heftig schaukelt die Kabine.
    |320| »Erzählt mir nicht, dass das der Wind war!« Lexi rappelt sich auf.
    Lenny fährt die Schaufel ein und holt noch mal aus.
    »Das Schwein will uns umkippen!«, brüllt Devil.
    Die Wucht des zweiten Schlages haut uns wieder von den Beinen.
    Ich lande mit der Nase am Fenster und mit dem Kopf in Devils Achselhöhle.
    »Alles klar?«, erkundigt sich Devil, als ich mich wieder hinstelle und mir die Nase reibe. Sie ist klebrig und pocht, und meine Hände sind voller Blut. Blut! Lenny will uns tatsächlich umbringen.
    »Bestens, danke«, sage ich cool. Wir sehen den nächsten Schlag kommen und Lenny hat ihn schlecht berechnet oder so, denn die Kabine wackelt nur ein bisschen, ähnlich wie vor ein paar Stunden, als noch Wind war. Und vorhin fand ich das schon schlimm!
    Lexi nutzt die Gelegenheit und macht sich wieder über die Scharniere her.
    »Geschafft!«, schreit sie, als die nächste Erschütterung sie in meine Arme wirft. Eng umschlungen donnern wir an die Wand und mir bleibt die Luft weg.
    »Danke«, sagt Lexi. »Du bist ein gutes Kissen.«
    In jeder anderen Situation hätte ich mich über so einen Satz riesig gefreut, aber als ich jetzt nach Atem ringend dastehe, komme

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