Voellig durchgeknallt
ich da hinkommen soll, ohne auf die Köpfe der beiden zu steigen.
Lexi und Devil warten, dass ich ihnen das mit dem Köder erkläre, aber da gibt’s nichts zu erklären. Es ist nur so ein Gefühl.
Echt erstaunlich, dass Devil es nicht geschafft hat, hier rauszukommen. Er ist doch schon drei Tage eingesperrt. |315| Ich halte das nicht so lange aus. Ich weiß noch, wie ich mich damals auf dem Dachboden gefühlt hab. Wie ich durch das Dach gebrochen und auf dem Bett von meinen Pflegeeltern gelandet bin. Wenn ich mit acht aus einem Dachboden ausgebrochen bin, werde ich es doch mit fast sechzehn schaffen, aus einem kleinen Glas- und Metallkäfig auszubrechen, oder?
»Lass mich mal auf den Sitz«, sagt Devil mürrisch und Lexi hebt den Kopf von den Knien. Sie sieht sich nach einer Ausweichmöglichkeit um und kommt zu dem Schluss, dass es hinter dem Sitz am besten ist. Damit hat sich meine Überlegung erledigt. Es ist ein ganz schöner Aufriss, sich zu dritt in einem Raum zu bewegen, der eigentlich nur für einen gedacht ist. Zwischendurch drückt Lexis Bein einmal ganz fest gegen meins. Mal ehrlich, so viel Schiss kann ich gar nicht haben, wenn ich immer noch so verrückt nach ihr bin. Kommt nicht infrage, dass Lenny sie umbringt. Wir müssen hier raus. Als Erstes kommt man natürlich auf die Idee, die Frontscheibe einzuschlagen, aber die ist ja laut Devil aus Sicherheitsglas. Das zu zerbrechen ist bestimmt superschwer und wir haben überhaupt kein Werkzeug. Außerdem hab ich Schiss, anschließend im freien Fall rauszustürzen! Die Kabine sitzt am äußersten Ende einer Plattform, sodass wir, falls es uns doch gelingt, die Scheibe kaputt zu kriegen, erst mal außen dran entlangbalancieren müssten, bis wir auf den vorderen Teil kommen, wo man richtig stehen kann. Saugefährlich, vor allem im Dunkeln. Und die Tür? Devil hat gemeint, er hat immer wieder versucht, das Schloss aufzukriegen. Wenn
er
|316| das Ding nicht knacken konnte, brauche ich es gar nicht erst zu versuchen. Und Lexi hätte es schon gemacht, wenn sie wüsste, wie. Dann müssen wir die Tür eben mit roher Gewalt aufbrechen, das kann zu dritt doch nicht so schwer sein. Schließlich ist ein Kranführerhaus nicht dafür gedacht, jemanden aus- oder einzusperren. Man sollte meinen, es wäre ganz leicht.
So gut es bei der Enge möglich ist, inspiziere ich unser Gefängnis, sehe mich nach irgendwelchen Fächern oder Schubladen um, in denen vielleicht was Brauchbares zu finden ist. Ich taste hinter dem Sitz rum (Devil motzt natürlich, weil er dabei meine Schulter ins Gesicht kriegt) und auf einmal entdecke ich an der Lehne eine Art Fach. Ich fische eine Zeitung und einen zerknitterten Kontoauszug von einem gewissen Andrew Head heraus – und einen kleinen Schraubenzieher.
Zeitung und Kontoauszug stecke ich wieder zurück und bete, dass wir draußen sind, bevor ich mir damit den Hintern abwischen muss, dann kämpfe ich mich zur Tür durch. Ich lächle Lexi entschuldigend an, als ich sie notgedrungen an die Wand quetsche. Ich zwänge den Schraubenzieher zwischen Tür und Rahmen und drücke gegen den Griff. Das Ding rutscht ab. Nächster Versuch. Und übernächster. Die Tür rührt sich nicht.
»Lass mich mal.« Devil schubst mich weg. Ich verziehe mich auf den Sitz und schaue zu. Ich hab zwar Schiss, dass er die Geduld verliert und den Schraubenzieher aus dem Fenster schmeißt, aber ich lasse ihn probieren. Himmlisch, auf einem richtigen Sitz zu hocken, wenn man über eine |317| Stunde lang zwischen einer kalten Scheibe und einem eckigen Steuerkasten eingeklemmt war.
Die nächsten zwanzig Minuten erinnern an alte Zeiten. Mit unserer neuen Errungenschaft versuchen Devil und ich, erst das Türschloss aufzubrechen und dann die Scheibe einzuschlagen, wir stellen uns sogar auf den Sitz und hebeln an der Dachluke rum. Es tut gut, endlich irgendwas unternehmen zu können, und nachdem Devil alle Kekse aufgefuttert hat (na ja, einen halben hat er Lexi abgegeben), wirkt er direkt aufgekratzt.
Lexi schielt zu uns rüber, fummelt aber weiter mit ihrem Handy rum und versucht immer wieder, eine SMS zu verschicken. »Wieso schraubt ihr die Tür nicht einfach ab?«, fragt sie zwischendurch.
Devil und ich sehen erst einander an und dann die Tür. Die Scharniere sind innen. Wir haben zwar einen Kreuzschlitzschraubenzieher und die Tür hat normale Schrauben, aber es könnte klappen.
»Kluges Mädchen!« Ich gebe ihr einen Kuss. Devil hat sich schon an die Arbeit gemacht. Er
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