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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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ich mir schwach und wehrlos vor.
    Auf einmal knistert es und das Funkgerät geht an. Vielleicht hat der Bagger ja irgendeinen Wackelkontakt behoben. Ich schnappe mir das Ding und drücke auf den Knopf. |321| »Hallo, hallo? Hört uns jemand? Wir sind hier oben eingesperrt. Helft uns!«
    Ich lasse den Knopf los. Keine Antwort. Ich probiere es noch mal.
    »Wir sind auf dem Kran an der Laubenkolonie Bexton eingesperrt. Wenn uns jemand hört, soll er uns bitte helfen! Hallo?«
    Ich kaue auf meiner Unterlippe und warte ab, und auf einmal klingt das Geräusch irgendwie anders und ich höre jemanden schnaufen.
    »Verstanden
.
«
Die Stimme ist verzerrt.
    »Helfen Sie uns!
«
, sprudelt es aus mir raus.
    »Ich wollte nicht, dass es so w-w-weit kommt.«
Eine aufgeregte Männerstimme.
    »Wie bitte?« Meine Stimme überschlägt sich wie bei einem Chorknaben im Stimmbruch.
    Devil reißt mir das Funkgerät weg. »Lass uns raus, du krankes Arschloch! Ich bring dich um, wenn ich hier rauskomm!«
    Jetzt stottert der Sprecher nicht mehr.
    »Du hast mich doch schon längst umgebracht, Juby, du Scheißkerl!«
    Wir sehen einander verdutzt an.
    Die Verbindung ist unterbrochen.
    »Los, zur Tür!«, ruft Devil. Ich bleibe keuchend an der Frontscheibe stehen und weiß nicht recht, ob ich den Nervenkrieg aushalte, als sich Devil und Lexi schon gegen die Sitzlehne stemmen und auf die Scharniere eintreten.
    Es kracht und scheppert und die Tür fällt uns entgegen.
    |322| Sie haben’s geschafft.
    »Nix wie raus!«, sagt Devil, aber ich beuge mich vor und packe ihn am Arm.
    »Halt! Was glaubst du wohl, was passiert, wenn du da draußen stehst und der Bagger haut noch mal gegen den Kran? Dann fliegst du runter!«
    »Aber wir können nicht hierbleiben«, wendet Lexi ein.
    »Da hast du, Drecksack!«, brüllt Devil. Er hat sich losgerissen und steht schon draußen auf der Plattform, hebt die Tür über den Kopf. Ohne eine Antwort abzuwarten, wirft er sie übers Geländer. Ich gebe zu, es sieht echt stark aus. Die Tür knallt auf das Baggerdach und poltert auf die Erde.
    »Volltreffer!«, sage ich.
    »Na toll!«, sagt Lexi. »Jetzt weiß er, dass wir die Tür aufgekriegt haben und dass er ungehindert auf uns schießen kann.«
    Aua. Daran hab ich nicht gedacht. Devil wohl auch nicht, denn er ist schon am Runterklettern. Mut hat er ja, das muss man ihm lassen. Ob er sich festhalten kann, wenn Lenny das nächste Mal gegen den Kran donnert? Ich kann das Führerhaus nicht verlassen, wenn ich Angst haben muss, womöglich von der Plattform zu stürzen. Wie ich vielleicht schon erwähnt habe, geht es mordsmäßig tief runter. Komisch, bis jetzt hatte ich eigentlich gar keinen richtigen Schiss, dafür ging alles zu schnell. Aber jetzt, wo die Tür weg ist und ich früher oder später rausmuss, scheiß ich mir ins Hemd.
    »Tief durchatmen.« Lexi klopft mir den Rücken. »Das hilft.«
    |323| Ich befolge ihren Rat. Besser. Viel besser. Ich schiebe mich in Richtung Tür und sehe Lenny unten aus dem Baggerführerhaus steigen und auf den Boden springen. Er tritt gegen die Tür, die neben dem Bagger im Matsch liegt, und schaut dann hoch.
    Du hast mich doch schon längst umgebracht, Juby, du Scheißkerl!
Was hat er damit gemeint?
    Jetzt stürmt er los.
    »Scheiße, er kommt hoch!«, sage ich.
    Lexi geht raus, legt sich bäuchlings auf die Plattform und streckt den Kopf durch die Leiterluke.
    »DEV-LIN! ER KOMMT HOCH! DENK DRAN, DER TYP IST BEWAFFNET!«
    SCHEPPER!
    Weiter unten prallt etwas vom Kranmast ab.
    Ich stehe unschlüssig in der Kabinentür. Wenn ich drinnen bleibe, kann Lenny nicht so leicht auf mich schießen, aber wenn er raufkommt, sitze ich in der Falle.
    Jemand poltert die Sprossen hoch.
    »Mist!«, flucht Devil und steht wieder auf der Plattform.
    Mich packt die Panik. Nicht gut. Ich darf jetzt nicht die Nerven verlieren. Mein Blick fällt auf den Schraubenzieher, der unbeachtet auf dem Kabinenboden liegt. Dann schaue ich zu dem anderen Kran hinüber, der ein Stück weiter weg mitten auf der Baustelle steht. Sein hinteres Ende mit den schweren Gegengewichten scheint in der Luft zu schweben.
    Ich mustere den seitwärts gerichteten Ausleger unseres |324| Krans mit den ganzen Flaschenzügen, Rollen und Stahlseilen. Ich hab eine Idee.
    Ob ich das hinkriege?
    Ich nehme den Schraubenzieher und hebele die Plastikabdeckung von der Zündung. Das Ding geht ganz leicht ab. Eigentlich müsste das hier noch einfacher sein als bei Autos, denn es gibt weder

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