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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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einigermaßen ang e nehme Tal am Boden der Spalte, wo kleine Pelzbäume sich aufplusterten und ein verirrter Kränkelbaum auf Opfer lauerte. Sie konnte der Vers u chung nicht widerstehen, ihn zu ärgern. Also sauste sie direkt darauf zu. »Ha ha, Kränkler, mich kannst du nicht krank machen. Ich bin eine D ä monin.«
    Da vernahm sie ein leises Würgen. Oh – das war der Summvogel. Sie hatte Dolph ganz vergessen. Hastig jagte sie durchs Tal, verließ die Reichweite des krankmachenden Baums. »Tut mir furchtbar leid«, sagte sie. »Ich hatte ganz vergessen, daß du noch in meiner Hand warst.«
    Dolph nahm seine gewöhnliche Gestalt an. Er sah aus, als sei es ihm gerade noch mit letzter Mühe gelungen, sich nicht zu übergeben. »Schnange«, keuchte er.
    »Was?«
    Er schluckte. »Reptil, Schuppenhäuter, Viper…«
    »Schlange?«
    »Was auch immer«, meinte er matt, und es schien ihm schon besser zu gehen. »An deinem Bein.«
    Metria blickte an sich herab. Tatsächlich, da war eine Strumpfban d schlange, die gerade ihr linkes Bein verschlang. Sie war unbeabsichti g terweise neben einem Miederbusch gelandet, worauf die Schlange he r vorgekommen war, um ihr Bein zu umhüllen, wie es ihre Art war. Mit der Zeit würde sie das Bein bis zur Wade verdauen.
    »Bäh!« Metria zerstob zu Rauch, und die Schlange fiel zu Boden. Dann bildete sich die Dämonin etwas abseits davon erneut aus. Sie hätte besser darauf achten sollen, wo sie landete. Zwar konnte eine solche Schlange ihr nichts anhaben, aber peinlich war die Sache doch.
    »Ist das Stanley?« fragte Dolph und spähte durch das Tal.
    »Sieht aus wie eine Schlange«, stimmte sie zu. »Aber nicht wie Stanley.«
    Die Schlange kam näher. Ein Menschenkopf erschien anstelle des re p tilischen. »Hallo.«
    »Eine Naga!« sagte Dolph.
    »Ja«, erwiderte die Naga. »Vielleicht könntest du mir helfen. Ich glaube, ich habe mich verirrt.«
    »Natürlich«, erwiderte Dolph. »Ich habe die Naga immer gemocht. Ich bin Prinz Dolph von den Menschen, und das ist die Dämonin Metria. Was kann ich für dich tun?«
    Die Schlange nahm Menschengestalt an. Es war eine junge Frau, durchaus anziehend nach Art jener, die ihr Äußeres beliebig zu gestalten wußten. Kleidung besaß sie keine, weil sie in ihrem Naturzustand ebe n falls keine trug. Dolphs Augen taten dasselbe wie bei allen Männern, sie versuchten aus ihren Höhlen zu springen. Metria kam der Gedanke, daß die männliche Anatomie schlecht durchdacht war – ihre Augenhöhlen waren viel zu klein.
    »Ich bin Anna Conda«, sagte die Naga. »Ich bin unterwegs zu den nördlichen Nagahöhlen, auf der unterirdischen Strecke, aber dieses G e biet erkenne ich nicht wieder.«
    »Das liegt daran, daß du dich in der Spalte befindest«, warf Metria ein. »Du bist zu früh an die Oberfläche gekommen.«
    »Ach, die Spalte! Die hatte ich ganz vergessen!«
    »So etwas kommt vor«, meinte Dolph. »Kann sein, daß es hier noch Überreste von dem achthundertjährigen Vergessenszauber gibt, der ei n mal auf der Spalte lag. Vielleicht bist du hineingeraten. Du brauchst ei n fach nur in die Höhlen zurückkehren und dich nach Norden zu halten, dann kommst du schon ans Ziel.«
    »Das werde ich tun. Danke.« Schnell nahm sie wieder volle Schlange n gestalt an, schlüpfte in ein Erdloch und verschwand.
    Prinz Dolph schüttelte den Kopf. »Natürlich bin ich glücklich mit E lectra«, sagte er. »Aber manchmal frage ich mich doch, wie es wohl mit Nada Nage geworden wäre.«
    »Die liebt dich nicht«, erinnerte Metria ihn. »Electra schon.«
    Er nickte. »Ja, das stimmt.«
    Wie die meisten jungen Männer konnte er kaum über die körperliche Seite eines Mädchens hinausblicken, vor allem, wenn es zufälligerweise nackt war. Das war es ja gerade, was die Menschenmänner zu einer leic h ten Beute für Dämoninnen machte. »So, jetzt wollen wir mal Stanley suchen gehen.«
    »Natürlich.« Er sah noch einmal zu dem Loch hinunter, in dem die Naga verschwunden war, als wäre er versucht, Schlangengestalt anz u nehmen, um sie zu verfolgen, doch dann wurde er wieder zum Sum m vogel.
    Metria nahm ihn in die Hand und schwebte hoch genug, um die Spalte besser zu überblicken. Dann nahm sie die Vorladungsmarke in die freie Hand und folgte ihrem Zug. So sauste sie in die richtige Richtung.
    Kurz darauf erblickte sie den Spaltendrachen, der gerade vor sich hi n wompte. Stanley war inzwischen voll ausgewachsen, ein langer, sehniger, leicht geflügelter, grüner Drache mit

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