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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein liegender Oger war, und daß die Kastanienzertrümmerung auf seiner Stirn stattfand. »Das ist aber nett von ihm«, brummte sie.
    »Ja. Ohne ihn würde ich es überhaupt nicht schaffen.« Okra verpaßte der Kastanie einen weiteren Hieb, worauf sie endlich einen Riß bekam. Sie pulte das Fleisch heraus und sagte: »Sperr das große Maul auf, Lieb s ter. Hier gibt es ein Leckerchen!«
    Im Felsgestein erschien ein Riß, der beinahe einer Schlucht glich. Okra ließ das Kastanienfleisch hineinfallen. Eine Zunge erschien, während der Oger kaute, und dort, wo die Zähne mit dem steinharten Fleisch kämp f ten, sprühten die Funken. Keine Frage – dieser Oger würde wohl noch eine Weile beschäftigt sein.
    »Der Prozeß findet ja nicht sofort statt«, fuhr Metria fort. »Aber vie l leicht könntest du deinen Mann sogar mitbringen. Kann sein, daß er die Sache interessant findet, auf stumpfsinnige Art. Verhandlungsort ist das Namenlose Schloß.«
    »Ach, an das kann ich mich erinnern!« meinte Okra. »Ja, das würde ihm wohl gefallen. Da könnte er auf diesem besonders zähen, verfestigten Wolkenmaterial herumkauen. Er war schon immer neugierig, was Wo l ken betrifft.«
    Metria reagierte überrascht. »Ich dachte immer, wahre Oger wären viel zu dumm, um Neugier zu entwickeln.«
    »Ach, das stimmt aber nicht!« protestierte Okra loyal. »Es heißt i m merhin, daß Wolken vielleicht sogar noch dümmer sind als Oger, und da das kaum möglich scheint, sind die Oger deswegen natürlich ziemlich neugierig. Trümmer könnte der gesamten Ogerheit einen großen Dienst erweisen, indem er der Sache nachgeht.«
    »Ich könnte euch beide gleich hinbringen«, schlug Metria vor. »Aber vergiß nicht: Er darf nicht das Schloß zertrümmern. Nur die umgebende Wolke.«
    »Ich werde ein Auge auf ihn halten«, versprach Okra.
    »Dolph?«
    Der Summvogel in ihrer Hand verwandelte sich in den Roc. Dieser wiederum umklammerte die Füße des Ogers mit einem Satz Klauen, den Kopf mit dem anderen, und blickte sich um. Hier auf der Lichtung w a ren derart viele Bäume verwüstet, daß genug freier Platz zum Starten blieb. Der Vogel krächzte.
    »Was tun?« fragte Metria begriffsstutzig.
    »Krächz, krächz, krächz, krächz, krächz…«
    »Krächz?« schlug Okra vor.
    »Was auch immer«, stimmte Metria ärgerlich zu. »Steig auf.«
    Doch Okra war schon damit beschäftigt, Trümmers Leib zu besteigen. Der Roc breitete die Flügel aus und sprang in die Luft, den steifen Oger in den Klauen haltend, auf dem Okra saß wie auf einer Plattform. Das große Ogermaul kaute noch immer auf der zähen Kastanie herum.
    So folgen sie zum Namenlosen Schloß, wo sie Trümmer auf einer g e eigneten, vorgeschobenen Wolkenbank deponierten. Dann nahm Dolph wieder die Summvogelgestalt an.
    Trümmer setzte sich auf und stach mit einem Finger nach der Wolke, von ihrer Zähigkeit fasziniert. Das war offensichtlich kein gewöhnliches Wolkenzeug. Er beugte das Gesicht vor und biß ein Stück heraus. Das Zeug leistete Widerstand und gab nur langsam nach. »Bäh!« bemerkte er enttäuscht.
    »Na ja, es hängt davon ab, auf welchen Teil der Wolke du beißt, Lieb s ter«, erklärte Okra. »Das hier ist offensichtlich nicht der Teil, der Donner oder Blitze enthält. Aber beiß ruhig weiter, irgendwo muß dieser Teil ja sein.«
    Metria nickte. Es gab hier mehr als genug Wolke, um seine Aufmer k samkeit eine ganze Weile zu fesseln. »Ich lasse dir Bescheid geben, s o bald das Verfahren tatsächlich beginnt«, teilte sie Okra mit.
    »Gern«, erwiderte die Ogerin und wandte sich ab, um das hochaufr a gende Schloß in der Mitte der Wolkeninsel zu bewundern.
    »Und geh nicht zu dicht an die Kante. Das wäre ein ziemlich tiefer Sturz.«
    »Ich weiß. Ich erinnere mich.« Okra winkte, als Metria davonhuschte.
    Nachdem sie sich zu Hause kurz davon überzeugt hatte, daß Veleno noch immer glückselig über dem Bett schwebte, holte sie die nächste Vorladungsmarke hervor. Die war für Stanley Dampfer bestimmt.
    Das dürfte kompliziert werden. Aber wenn es sein mußte, könnte sie immer noch seine Freundin Prinzessin Ivy dazubitten. Sie wußte selbst noch nicht so genau, wie sie ihn daran hindern sollte, während des Ve r fahrens die anderen Geschworenen einzudampfen und aufzufressen, aber ihre Aufgabe bestand schließlich nur darin, ihn dorthin zuschaffen.
    Sie sauste zur Spalte hinüber. Plötzlich schoben sich rechts und links deren Wände in die Höhe und sie überschaute das

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