Vogel-Scheuche
Glohas Marke hervor.
»Oh, ohne Graeboe kann ich aber nicht kommen!« protestierte Gloha.
»Für den habe ich auch eine dabei.« Sie holte auch diese aus dem Be u tel.
»Ach so. Dann ist ja gut.« Gloha nahm die zweite Marke in Empfang. »Wir werden dort sein. Wann und wo findet es denn statt?«
»Auf dem Namenlosen Schloß, in zehn Tagen.«
»Auf dem Namenlosen Schloß! Ist das nicht dort, wo…?«
»Wo Roxanne Roc der Prozeß gemacht wird. Ihr gehört zu den G e schworenen.«
»Weil wir Flügelungeheuer sind«, begriff Gloha. »Sie hat ein Recht da r auf, von ihren Artgenossen gerichtet zu werden. Also gut, wir kommen.«
»Ich wünschte, ich könnte länger bleiben, aber ich habe noch acht Vorladungen zu verteilen.«
»Wir sehen uns beim Prozeß«, sagte Gloha.
Metria fiel ein, daß sie noch immer Dolph in der Hand hielt. Nun, das war kein Problem. Sie blickte auf ihre nächste Marke: MELA MEERFRAU – ZEUGIN. Also huschte sie zur Ostküste Xanths hi n über, wo Mela lebte.
Doch die war nicht da. Statt dessen entdeckte sie dort, wo der Fluß ins Meer mündete, eine ganz andere Meerfrau. »Wer bist du denn?« fragte sie.
»Wer will das wissen?« erwiderte die.
»Ich bin D. Metria, unterwegs im Auftrag des Simurgh.«
»Ach so. In diesem Fall werde ich dir wohl antworten. Ich bin Merci Meerfrau.« Sie griff ins Wasser und zerrte einen Menschenkopf an die Oberfläche. »Und das hier ist Cyrus Meermann. Er hat gerade mit me i nem Schwanz gespielt.«
Da erinnerte sich Metria wieder an diese Verbindung. »Was macht ihr denn hier im Brackwasser?«
»Es ist das einzige Wasser, das wir beide vertragen«, erklärte Cyrus. »Ich bin eigentlich ein Süßwasserwesen und sie gehört ins Salzwasser, also treffen wir uns hier an der Grenze.«
»Unsere Kinder können aber beide Arten von Wasser vertragen«, warf Merci stolz ein.
»Das ist ja interessant. Ich suche allerdings Mela Meerfrau.«
»Oh, Mutter ist beim Prinzen Naldo Naga. Sie hat ihm ihre Höschen gezeigt und…«
»Das weiß ich bereits. Wo sind sie denn?«
»Auf seinem prinzlichen Anwesen in den Nagahöhlen. Er hat dort Salzwasser für sie einpumpen lassen.«
»Oh. Danke.« Sie sauste zu den Nagahöhlen zurück, wo sie Jenny Elfe und Nada Naga getroffen hatte. Bald darauf entdeckte sie auch die Sal z wasserhöhlen.
Da war auch schon Mela Meerfrau, die sich gerade im Wasser vergnü g te.
»Iiieeekk!« kreischte sie, die vollendete Unschuld, obwohl es keinen Zweifel daran gab, daß ein weibliches Wesen von ihren Proportionen niemals unschuldig sein konnte.
»Ich bin es nur, D. Metria«, verkündete die Dämonin.
Mela sah sie an. »Ach, ich habe dich gar nicht gesehen.«
»Warum hast du denn dann gekreischt?«
»Naldo spielte gerade mit meinem Schwanz.«
Wie die Tochter, so die Mutter – beide besaßen unwiderstehliche Schwänze. »Ich muß dir eine Vorladung überstellen.«
»Ach ja? Wofür denn?«
»Du bist als Zeugin im Prozeß gegen Roxanne Roc geladen.«
»Den großen Vogel? Was hat sie denn angestellt?«
»Das weiß ich auch nicht. Aber ich hoffe, ich erfahre es im Laufe des Verfahrens.«
»Ich aber auch! Gut, ich werde da sein.« Sie nahm die Marke entgegen. »Wo findet es denn statt?«
»Im Namenlosen Schloß.«
»Und wie komme ich dorthin?«
»Prinz Dolph wird dich hinbringen.« Metria hob den Summvogel hoch.
Da teilte Prinz Naldos Haupt die Wasseroberfläche. »Das ist aber ein ziemlich kleiner Vogel, um meine Frau irgendwohin zu transportieren.«
Dolph nahm Rocgestalt an und kauerte sich am Rand des Wassers ni e der. »Krächz!«
»Andererseits kann ich mich auch täuschen«, räumte Naldo ein. »Darf ich auch mitkommen?«
»Du stehst zwar nicht auf meiner Liste, aber ich denke, als Zuschauer wirst du schon dabeisein dürfen.«
»Dann gehen wir«, entschied er und nahm volle Menschengestalt an. »Sobald wir uns etwas Kleidung umgehängt haben.«
Mela spaltete den Schwanz zu Beinen, stieg aus dem Wasser, schüttelte sich in aller Pracht trocken und zog ein Paar Plaidhöschen an. Die A u gen des Roc wölbten sich gefährlich stark hervor.
»Vielleicht noch ein paar weitere Kleidungsstücke«, meinte Naldo z ö gerlich.
Also legte sie ein halbwegs erotisches Kleid an, während er sich in eine prinzliche Robe hüllte. »Wir treffen uns mit euch an der Oberfläche«, sagte Naldo zu Metria. »Von hier wird der Roc kaum starten können.«
Das stimmte. Metria streckte die Hand aus, und wieder wurde aus dem Roc der
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