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Vogelfaenger

Titel: Vogelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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und du die Einzige bist, der ich vertraue.«
    Sie seufzt laut und streicht sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    »Bitte, versteh mich doch! Ich bin auch zu angespannt. Das Beste wär’s, wir könnten sofort hier abhauen. Nur heute wird das nichts mehr. Ich hab meinen Vater gerade eben auf dem Handy erreicht. Er kocht jetzt und hat irgendwelche Kritiker da. Er kann erst morgen Vormittag kommen. Ich soll ihn in aller Frühe noch mal anrufen.«
    »So haben’s Eltern gerne. Meine wollen auch noch angerufen werden. Aber das mache ich nicht. Wenn wir auf uns gestellt sind, dann geht’s die auch nichts an, wie’s uns geht.«
    Ida lächelt ein bisschen, lehnt sich an mich, beobachtet mit mir, wie Hannes mit Rocky schäkert und das Grillfleisch hin und her dreht.
    »Vielleicht sollten wir doch bei denen schlafen«, sagt sie etwas lauter.
    Fabi, der die ganze Zeit mit geschlossenen Augen dalag, reckt sich sofort hoch: »Au ja! Gute Idee! Hab nichts dagegen.«
    Auch ich necke sie: »Ich glaube, der Psychotest hat doch nicht gelogen. Du bist die Nymphomanin und ich das Hausmütterchen.«
    »So meinte ich das nicht. Ich meinte, wir könnten die Zelte vielleicht etwas näher zusammenstellen.«
    »Sag ich doch! Du gehst ran und ich bin ruhig und solide.«
    Ida ist aber nicht nach Scherzen zumute. »Ich meinte das nicht so!«, ruft sie beinahe giftig.
    »Fühlt ihr euch denn immer noch bedroht?«, fragt Hannes. »Es ist ein ziemlicher Aufwand, die Sachen heute Abend umzubauen.«
    »Ja. Ich fühle mich bedroht«, sagt Ida, und sie sagt es so ernst, dass es zumindest Fabi hundertprozentig überzeugt.
    »Dann machen wir das eben!« Er steht auf, knickt aber gleich wieder ein. »Das heißt: Ihr müsst es machen. Ich kümmere mich ums Essen.« Er humpelt zum Grill, schiebt Hannes zur Seite, zieht sich einen Campingstuhl heran und legt sein verletztes Bein hoch. »Das Fleisch braucht eh noch ’ne Weile. Na los! So viel Kram habt ihr ja wohl nicht. Zu dritt müsste der Umzug ein Klacks sein.«
    »Ihr seid echt in Ordnung, vielen Dank«, entfährt es mir. »Das ist super. Jetzt brauchen wir uns nichtden Spaß verderben lassen. Jetzt können wir ganz locker feiern.«
    »Und das Flussfest klemmen wir uns«, fügt Ida hinzu. »Wir können hier auf der Wiese tanzen.«
    »Tut euch keinen Zwang an«, sagt Fabi. »Gebt mir nur mal was zu trinken rüber!«
    Zu dritt gehen wir zu unserem Zelt. Zwanzig, fünfundzwanzig Schritte. Hannes hat eine starke Lampe, einen richtigen Strahler, wir sind nur mit Taschenlampen ausgestattet. Unser kleiner Iglu steht noch genau so da wie zuvor. Die Reißverschlüsse sind geschlossen und Rocky zieht es zunächst wie immer nur zum Sack mit dem Trockenfutter. Alles scheint unberührt. Auch noch, als ich die Zelttür öffne und zurückschlage und mit der Lampe das Innere ausleuchte.
    »Ich würde vorschlagen, wir tragen zuerst eure schweren Sachen rüber, dann lösen wir die Heringe und versuchen das Zelt als Ganzes zu transportieren. Die Hängematte und den Küchenkram müssen wir nicht mitnehmen, oder?«
    Da wir einen Moment mit der Antwort zögern – Ida, weil sie gerade mit Rocky, der bellend an ihr hochspringt, die Wäsche auf der Leine inspiziert, ich, weil ich mich frage, wie Hannes das Zelt herumtragen will, ohne es abzubauen –, fügt er hinzu: »Also dieser Perverse oder wer auch immer da angeblich in eurem Zelt war, wird sich heute Nacht ja wohl kaum in eure Hängematte legen.«
    »Nö«, sage ich. »Hast recht. Die kann hierbleiben.« Ich will den armen Hannes auch nicht überstrapazieren.Außerdem kommt mir unsere Aktion jetzt wieder übertrieben ängstlich vor. Von hier aus kann ich Fabi gut sehen. Er ist nur einen Katzensprung entfernt, singt und summt die Musik mit, hebt den Arm, winkt mit einem Grillspieß, hat Spaß … Vielleicht machen wir uns wirklich zu sehr verrückt, vielleicht hat Ida mich mit ihrer Hysterie angesteckt. Dies hier ist ein normaler Campingplatz und wir haben immer noch Urlaub!
    Hannes greift sich unsere Reisetaschen. »Die trage ich schon mal.«
    »Danke.« Ich trete zu Ida. »Die Wäsche können wir hängen lassen. Nehmen wir die Schlafsäcke und …«
    Ich stoppe abrupt, denn sie wendet sich mir endlich zu. Wie ein Gespenst sieht sie aus. Und das liegt nicht nur am weißen Licht meiner Taschenlampe. »Er war da«, flüstert sie tonlos und Rocky gibt ihr mit lautem Gebell recht.
    »Wieso? Was ist passiert?« Hektische kleine Worte wie Wiesel sind es, die meinem

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