Vogelfrei
heiße Schauer über die Haut jagten, und als sie sich vorbeugte, ihn dort küsste und ihre Zungenspitze spielerisch über die weiche Haut gleiten ließ, stöhnte er auf, grub die Fersen in den weichen Boden und wühlte die Finger in ihre golden schimmernde Haarflut.
Cait richtete sich auf, spreizte die Beine und nahm ihn tief in sich auf. Er schlang die Arme um ihre Taille, presste sie an sich und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass dieser Moment nie enden möge.
Ihr Liebesspiel war von einer bittersüßen Traurigkeit überschattet; sie spendeten einander gegenseitig Trost, um für eine Weile all den Kummer zu vergessen, den die Zukunft ihnen bringen würde. Hinterher zog er sein Plaid über sie beide, und sie schliefen ein.
Dylan erwachte mitten in der Nacht, zu einer Zeit, wo sich sogar die Geschöpfe der Dunkelheit in ihre Verstecke zurückgezogen hatten und die ganze Welt bis zum Morgengrauen in Schweigen versunken war. Cait hatte sich aus seinen Armen gelöst und lag auf der anderen Seite des Feuers. Als er sich regte, blickte sie auf und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Er sah zu, wie sie sich erhob und auf ihn zukam; eine vom Mondlicht beschienene goldene Göttin voll unbeschreiblicher Anmut. Sie schlüpfte zu ihm unter das Plaid und schmiegte sich eng an ihn. Leise murmelte er: »Ich werde die Sache ausfechten, Cait. Ich lasse mir nicht kampflos mein Leben zerstören.«
Cait gab keine Antwort, sondern rollte sich auf den Rücken und sah ihm ins Gesicht. Mit einem Finger zog sie den Schwung seiner Augenbrauen nach. Ein verträumter Ausdruck lag in ihren Augen, als sie flüsterte: »Ich liebe die Art, wie du die Brauen zusammenziehst, wenn du ärgerlich oder verwirrt bist.« Verdutzt schaute er sie an, und sie kicherte. »Ja, ganz genau so.«
Dylan grinste und rieb sich über die Augenbrauen.
Ihre Fingerspitze wanderte weiter über sein Gesicht. »Und deine Lippen.« Sie strich ihm sacht über die Unterlippe, und er musste lächeln.
Doch dann schob er ihre Hand beiseite. »Hör auf, dir mein Gesicht einzuprägen. Ich gehe nicht fort. Niemals. Ich werde noch am Tag deines Todes bei dir sein, ich schwöre es dir.« Er drückte einen Kuss auf ihr Haar, zog sie in seine Arme und schlief wieder ein.
Als er das nächste Mal erwachte, stand die Sonne schon am Himmel. Cait hatte sich leise angekleidet und war verschwunden, und der Boden, auf dem er lag, fühlte sich kalt und hart an! Dylan fuhr rasch in seine Kleider und suchte dann in seiner Tasche nach dem Bannock, das er tags zuvor auf dem Weg nach Killilan hatte essen wollen, doch stattdessen trafen seine Finger auf ein feuchtes Blatt Papier. Er zog es heraus, um es sich näher anzusehen. Es war ein Brief, der in Caits Handschrift seinen Namen trug. Angesichts der Aussicht, ein paar persönliche Worte von ihr zu lesen, durchströmte ihn eine wohlige Wärme, die sich jedoch in pures Entsetzen verwandelte, als ihm ihr Ring aus dem zusammengefalteten Papier entgegenfiel.
»A Dhilein, mein Geliebter«, begann der Brief, »als ich dir erklärte, warum wir nicht heiraten können, habe ich dir nur einen der Gründe genannt. Du weißt ja, dass mein Vater schon Heiratspläne für mich geschmiedet hatte, lange ehe er von unserer Verlobung erfuhr. Nun, da feststeht, dass ich dich nicht heiraten kann, bringt Vater mich heute Morgen nach Edinburgh, wo ich die Frau von Connor Ramsay werden soll. Connor ist ein wohlhabender Kaufmann und lebt in der Stadt. Da Vater Mr. Ramsay nichts von unserer Verlobung erzählt hat, steht meiner Heirat mit ihm nichts im Weg. Bitte vergib mir, dass ich dir diese Neuigkeit auf diese Weise mitteile, aber ich hätte es nicht ertragen, dir dabei ins Gesicht zu sehen. Du sollst aber wissen, dass mein Herz und meine Seele auf ewig dir gehören, auch wenn ich den Namen eines anderen Mannes trage.«
Rasende Wut ergriff von Dylan Besitz. Am liebsten hätte er den Brief in Fetzen gerissen, aber er beherrschte sich, atmete einmal tief durch, faltete den Bogen dann sorgfältig zusammen und schob ihn wieder in seine Tasche. Danach verzehrte er seinen spärlichen Proviant und dachte dabei über seine Zukunft nach. Sie sah düster aus. Er wusste jetzt, was ihn erwartete, und war sich nicht sicher, ob er noch lange am Leben bleiben würde; nachdenklich musterte er den alten Turm und die überall verstreut liegenden losen Steine.
Schließlich ging er zu einem besonders großen Brocken direkt unter den Zweigen der mächtigen Eiche hinüber,
Weitere Kostenlose Bücher