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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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und Alasdair trafen bei Sonnenuntergang dort ein, als die Familie gerade drinnen beim Essen saß. Ein paar Hühner hockten draußen vor der Tür auf aufgestapelten Torfballen, und als die Tür geöffnet wurde, roch Dylan, dass einer aus ihrer Sippe gerade etwas über dem Herdfeuer röstete.
    Alasdair betrat die Stube und kam kurz darauf mit Mac-Gregor wieder.
    Nun, da Dylan vor ihm stand, stellte er überrascht fest, wie klein Rob Roy war - fast einen Kopf kleiner als er selbst. Aber sein selbstsicheres Auftreten ließ ihn größer erscheinen, und seine langen, muskulösen Arme verrieten Dylan, dass er einen erstklassigen Schwertkämpfer vor sich hatte.
    MacGregor wirkte erfreut und nur wenig erstaunt, ihn zu sehen. Er schüttelte ihm die Hand und hieß ihn mit einem warmen Lächeln willkommen. »Was macht denn der Rücken?«, erkundigte er sich; Dylans Gesundheitszustand schien ihn aufrichtig zu interessieren.
    Dylan zuckte mit den Achseln, was ihm jetzt wieder ohne Schmerzen möglich war. »Viel besser. Die Salbe, die Ihr mir verabreicht habt, hat wahre Wunder gewirkt.«
    »Ich werde es Mary ausrichten, denn sie hat darauf bestanden, dass ich den Tiegel mitnehme.« MacGregor wandte sich an Alasdair. »Bring ihn zu seiner Unterkunft und sorg dafür, dass er alles hat, was er braucht. Dann kommst du sofort hierher zurück.« Er nickte Dylan noch einmal zu und ging dann ins Haus, um seine Mahlzeit zu beenden.
    Die Baracken, wo die Männer schliefen, lagen ein Stück stromaufwärts hinter MacGregors Haus. Das lang gezogene Torfgebäude sah aus wie ein Teil des Hügels, an dem es erbaut worden war. Dichtes Moos wuchs auf dem Strohdach, dazwischen einige Grassoden, an denen sich ein Ziegenbock gütlich tat. Als sie näher kamen, hob das Tier den Kopf und starrte sie aus stumpfen gelben Augen an. Alasdair scheuchte es schreiend und mit den Armen fuchtelnd weg, dann meinte er zu Dylan: »Wenn es stark regnet, sickert Ziegenmist durchs Dach, und das finden wir dann nicht so angenehm.«
    Gebückt traten sie durch die niedrige Tür in die dämmrige Baracke und wurden von vier Männern begrüßt, die gleichfalls beim Essen saßen. Die Feuerstelle lag am ande-ivn Ende des Raumes unter einem Abzugsloch, ein Holzlisch stand in der Mitte; direkt auf der Tischplatte klebten zwei Kerzen inmitten von Wachsresten, mehr Licht gab es nicht. Fünf Etagenbetten standen an den Wänden; insgesamt gab es zehn Schlafstellen, auf sieben davon lagen Strohmatratzen. Abgesehen von Betten, Tisch und Stühlen gab es keine weiteren Möbel im Raum, es wäre auch kaum noch Platz dafür vorhanden gewesen. Das einzige Fenster ließ kühle Nachtluft herein; es war weder mit einer Glasscheibe noch mit Fensterläden versehen.
    »Gentlemen«, Alasdair ignorierte das leise Gekicher, das auf diese Anrede folgte, »heißt unseren neuen Freund Dylan willkommen.« Dylan entging nicht, dass sein Nachname keine Erwähnung fand. »Er kommt gerade aus den Verliesen von Fort William und wird daher eine ganze Weile auf dem Bauch schlafen müssen.« Augenblicklich änderte sich die Stimmung im Raum; anfängliches Misstrauen machte echter Anteilnahme Platz. Jeder der Männer begrüßte ihn mit >Hallo, a Dhileiw, und Alasdair erkundigte sich, welche Pritsche noch frei war. Ein großer Mann mit zottigem schwarzem Haar und einem hässlichen Loch dort, wo einst die Nase gesessen hatte, wies auf das ganz in der Ecke stehende Bettgestell. Die obere Pritsche war die einzige, auf der keinerlei persönliche Besitztümer lagen. Dylan warf sein Schwert und seinen sporran darauf, während Alasdair ihm bedeutete, sich von dem Stew zu nehmen, das über dem Feuer köchelte. Danach verließ er den Raum.
    Dylan schnupperte an dem Stew und füllte sich dann eine Schale. Er setzte sich zu den anderen Männern an den Tisch und lächelte freundlich in die Runde, ehe er sich über seine Mahlzeit hermachte. Hammel. Im Lauf der letzten Monate war er auf den Geschmack von Hammelfleisch gekommen, und dieses Stew schmeckte besser als das, welches Gracie zuzubereiten pflegte. Er blickte die Männer nachdenklich an, ehe er sagte: »Ich dachte, wir wären viel mehr.«
    Der Mann ohne Nase grunzte. »Rob kann zehntausend Mann zusammenrufen, wenn es nötig ist. Er hat ungefähr fünfzig oder sechzig Gefolgsleute, aber aus Sicherheitsgründen teilt er uns in kleine Gruppen ein.«
    »Aha.« Dylan kaute genüsslich. »Habt ihr eigentlich auch Namen?«
    Die Männer grinsten, und der ohne Nase antwortete:

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