Vogelfrei
entrang, so abzudämpfen, dass er wie ein ersticktes Schnauben klang. Rote Pünktchen tanzten vor seinen Augen, und er sackte kraftlos im Gras zusammen. Doch dann zog ihm MacGregor das Hemd behutsam über den Kopf und tauchte einen Ärmel in das Wasser, um seinen Rücken zu säubern.
Dylan biss die Zähne zusammen, als MacGregor begann, ihm das Blut abzuwaschen.
»Darf man fragen, wodurch du dir den Zorn der Handlanger Ihrer Majestät zugezogen hast?«
Dylan presste das Gesicht ins Gras. »Sie dachten, ich wüsste etwas, was sie wissen wollten, und wäre bereit, es ihnen zu verraten. Unglücklicherweise haben sie sich geirrt.«
MacGregor und sein Freund kicherten. »Und wer hat dich so übel zurichten lassen?«
»Ein Offizier, der oben im Norden, in der Nähe von Ciorram stationiert war. Captain ... nein, Major Bedford. Ich weiß nicht, ob er auf Befehl oder auf eigene Faust gehandelt hat.«
MacGregor knurrte. »Nie von ihm gehört.« Er flüsterte seinem Kameraden etwas von >Marys Salbe< zu, woraufhin Alasdair zu einem Leinensack hinüberging, der unter einem Baum lag, und darin herumwühlte, bis er einen kleinen Tiegel gefunden hatte. Als MacGregor ihn öffnete, stieg Dylan ein würzig-erdiger Geruch in die Nase; vorsichtig verteilte Rob Roy den Inhalt auf seinem Rücken.
Allmählich ließ der Schmerz nach, und Dylans Lider wurden schwer.
»Wenn er ohne Befehl gehandelt hat, hat er sich strafbar gemacht. Wenn du nicht vom Gericht zu einer Prügelstrafe verurteilt worden bist, meine ich.«
Jetzt war es an Dylan, einen unwilligen Grunzlaut auszustoßen. »Also soll ich diesen Hurensohn anzeigen, um ihm eine Lektion zu erteilen, was?«
Wieder kicherten die rothaarigen Männer in sich hinein. MacGregor strich Dylan den Rest der Salbe auf den Rücken, dann meinte er: »Die Wunden bluten immer noch ein wenig, aber das wird bald aufhören. Die Salbe verhindert, dass das Hemd an deiner Haut kleben bleibt, dadurch würde der Heilungsprozess verzögert.«
Er reichte Dylan das blutverschmierte Hemd, dieser richtete sich auf und streifte es dankbar über. Zwar war es nass und schmutzig, aber zumindest brauchte er nicht nackt herumzulaufen, außerdem würde es rasch trocknen. Sein Kilt und seine Tasche waren gleichfalls noch nass, aber das machte nichts. Er wickelte das Plaid wie eine Decke um sich, und schon nach wenigen Minuten wurde ihm wärmer. Ein strenger Geruch nach feuchter Schafswolle ging von dem Stoff aus. Sein Kruzifix fiel ihm ein, er knotete die zerrissene Kordel wieder zusammen und streifte sie sich über den Kopf, dann inspizierte er den Inhalt seines sporrans. Bis auf das Dreipencestück war alles noch da, und der Verlust der Münze schmerzte ihn nicht sonderlich. Er konnte froh sein, alles andere behalten zu haben - vor allem sein Leben. Und seine Waffen. Davon abgesehen lag der größte Teil seines Geldes noch in Ciorram vergraben, und auch der Ring befand sich noch an seinem alten Versteck.
»Ich vermute, dass du für die Krone keine übermäßige Sympathie hegst«, bemerkte MacGregors Begleiter trocken.
»Alasdair, gib dem Mann erst einmal etwas zu essen«, mahnte Rob Roy.
Alasdair verstummte; wortlos zerteilte er den gebratenen Vogel, und Dylan aß mit einem Appetit, den er nicht für möglich gehalten hätte. Zwar rebellierte sein so lange vernachlässigter Magen gegen die Zufuhr fester Nahrung, aber er atmete tief durch und zwang sich, das Essen bei sich zu behalten.
Als der Vogel verzehrt war, streckte er sich im Gras aus, stützte sich auf einen Ellbogen und dachte über Alasdairs Frage nach. Er wusste, dass die Jakobiten ihren Kampf verlieren würden, Schottland würde für mindestens dreihundert Jahre ein Teil des Vereinigten Königreiches sein, und weder er noch Rob Roy noch sonst wer konnten irgendetwas dagegen tun.
Trotzdem hatten die englische Muskete und die englische Peitsche, die ihn fast das Leben gekostet hätte, eine Wunde in seiner Seele hinterlassen, die niemals heilen würde. Er hatte nackten Hass in den Augen der Rotröcke gesehen, und er wusste, dass für sie die rechtmäßigen Bewohner dieses Landes noch unter den Tieren rangierten. Während dieses und auch während der vorangegangenen Jahrhunderte hatten sie alles darangesetzt, die Schotten ein für alle Mal auszulöschen, und dabei waren sie mit äußerster Grausamkeit vorgegangen. Jedes unschuldige Leben, das er vielleicht vor den englischen Besatzern retten konnte, war den Kampf auf Seiten der Jakobiten wert.
Er
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