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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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dazu zwingst.«
    »Ich werde dir keine Schwierigkeiten mehr machen. Ich schwöre es.«
    Dylan zog seinen Fuß zurück, damit Murchadh sich aufrappeln konnte. Im selben Moment hörte er die Stimme von Rob Roy, der sich unter die Zuschauer gemischt hatte. »Wir wollen doch einmal sehen, was unser neuer Freund mit einem Schwert ausrichten kann.« Mit einem breiten Lächeln nickte er Dylan zu.
    »Gerne.« Dylan zog sein Schwert.
    »Dann sieh zu, wie du mit Seamus fertig wirst. Er ist unser bester Mann.«
    Seamus trat vor. Jemand warf ihm ein Schwert zu; er nahm augenblicklich Fechtstellung ein und begann Dylan zu umkreisen. Ein selbstgefälliges Grinsen lag auf seinem Gesicht. Dylan musterte Seamus' Schwert: ein uralter Zweihänder, dessen Klinge man gekürzt hatte, um die Waffe mit einer Hand handhaben zu können. Aufgrund des übergroßen Heftzapfens - des Teils der Klinge, der in den Griff eingearbeitet war - dürfte das Schwert schlechter ausbalanciert und schwieriger zu führen sein als mein Breitschwert, dachte Dylan. Immerhin war es aber schwer genug, um einigen Schaden anrichten zu können, falls Seamus einen Treffer landete. Dylan wusste nicht genau, nach welchen Regeln hier gekämpft wurde, deswegen gedachte er, Seamus erst gar nicht so nah an sich herankommen zu lassen.
    Er nahm ebenfalls Fechtstellung ein, legte sein ganzes Gewicht auf den rechten Fuß, ließ den linken leicht vor-und zurückschwingen und hob sein Schwert über den Kopf. Seine Strategie bestand darin, einen Angriff herauszufordern, damit er anhand der Bewegungen seines Gegners dessen Geschick und Ausdauer abschätzen konnte. Doch Seamus griff mit so blitzartiger Geschwindigkeit an, dass Dylan Mühe hatte, die Hiebe zu parieren. Seamus trieb ihn immer weiter zurück, bis Dylan unverhofft zur Seite sprang, woraufhin Seamus aus dem Gleichgewicht geriet und an ihm vorbeistolperte. Dylan konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihm mit der flachen Klinge einen Schlag auf das Hinterteil zu versetzen, ehe er sich gegen den nächsten Angriff wappnete. Seamus lachte über seinen Fehler, dann biss er die Zähne zusammen und drang erneut auf Dylan ein.
    Dessen Arm wurde allmählich lahm. Er hatte sich von seiner Krankheit noch nicht so weit erholt, um der Anstrengung dieses Kampfes gewachsen zu sein, auch ging sein Atem immer schwerer. Er wusste, er musste den Gegner rasch besiegen, sonst lief er Gefahr, ernsthafte Verletzungen davonzutragen. Also führte er eine Reihe schnell aufeinander folgender, hoch angesetzter Hiebe gegen Seamus, der sofort in die Falle tappte und versuchte, den rechten unteren ungeschützten Teil von Dylans Körper zu treffen. Dylan, der genau dies hatte erreichen wollen, parierte den Hieb, drückte Seamus' Klinge zu Boden und trat darauf, um den Gegner zu entwaffnen. Das Schwert bohrte sich ins Gras, Dylan packte seinen Gegner am Hemd und setzte ihm die Klinge seines Breitschwertes an die Kehle.
    »Schon gut, schon gut! Ich ergebe mich!« Seamus grinste noch immer, aber ein ängstlicher Tonfall hatte sich in seine Stimme geschlichen. Dylan fragte sich, in welcher Gefahr er selbst geschwebt hatte und was Seamus wohl mit ihm angestellt hätte, wenn der Kampf anders ausgegangen wäre. Er ließ die Klinge sinken und hob Seamus' Schwert vom Boden auf, um es seinem Besitzer zurückzugeben.
    Die Zuschauer begannen zu applaudieren, und Rob rief mit schallender Stimme: »Seo Dilean Mac a'Chlaidheimh!« Hier steht Dylan, der Sohn des Schwertes!
    Dylan lachte. Man hätte ihn durchaus mit weniger schmeichelhaften Spitznamen belegen können, dachte er. Einige Zuschauer wiederholten den Namen >Mac a'Chlaidheimh<; sie schienen ihn für angemessen zu halten. Seamus bedachte ihn mit einem breiten Lächeln und schlug ihm kräftig auf den Rücken. Dylans Gesicht verfärbte sich vor Schmerz aschgrau, doch er biss die Zähne zusammen und erwiderte das Lächeln.
    Die Menge löste sich auf, nur Rob und Alasdair standen noch da, steckten die Köpfe zusammen und beratschlagten eifrig. Dann rief Alasdair Dylan, Seamus und Murchadh zu sich. »Macht euch fertig, es gibt Arbeit. Lasst euch von Mary Proviant geben und holt euer Gepäck. Wir treffen uns dann hinter dem Haus.« Es klang, als würden sie einen kleinen Ausflug unternehmen.

19.
    Als Dylan seine abgewogene Ration Hafermehl erhielt, erkannte er, dass ihnen eine längere Reise bevorstand.
    Die Männer gingen zu den Baracken zurück, um ihre Sachen zu holen. Dylan ärgerte sich über den Verlust

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