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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Schmerz, trotz all dem fühlte er sich jedoch so gut wie schon lange nicht mehr, seit ...
    Ihm wurde schwer ums Herz, als er an Cait und ihre letzte gemeinsame Nacht dachte, doch er riss sich zusammen, blickte sich um und fragte dann Alasdair: »Wann können wir aufbrechen?«
    »Meinst du, du bist für einen Fußmarsch schon kräftig genug?«
    Da Dylan keine Ahnung hatte, wo genau er sich befand, fragte er vorsichtig: »Wie lange müssen wir denn gehen?«
    Alasdair zuckte mit den Achseln. »Oh, vielleicht zwei oder drei Tage lang. Wenn du meinst, dass du das durchhältst, können wir uns morgen früh auf den Weg machen.«
    Dylan nickte, dann ging er langsam um den Felsen herum.
    »Wo geht die Reise eigentlich hin?«, fragte Dylan am nächsten Morgen, als sie einen langen Hang emporstiegen. Caits Ring hing wieder zusammen mit dem Kruzifix an der Kordel um seinen Hals. Er hatte ihn am Tag zuvor aus seinem Versteck geholt und mit etwas Whisky gesäubert, den er Alasdair abgeschwatzt hatte. Der rothaarige Schotte hatte kein Wort über das plötzliche Auftauchen des Ringes verloren, dafür hatte er mit seiner Meinung hinsichtlich des Verschwendens von gutem Whisky nicht hinter dem Berg gehalten.
    Dylan hätte sich lieber noch ein paar Tage ausgeruht, aber er wusste, dass weder er noch Alasdair es riskieren durften, länger in der Gegend des Rannoch-Moors zu verweilen. Er konnte wieder einen Fuß vor den anderen setzen, also musste er sehen, dass er weiterkam. Da er noch stark humpelte, benutzte er einen der Stäbe von seiner Trage als Krücke.
    »Wir gehen nach Glen Dochart«, erwiderte Alasdair. »Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass wir dort Zuflucht gefunden haben.«
    »Seid ihr alle Outlaws?«
    Alasdair lachte. »Aye. Aber nicht alle von uns haben gegen die Gesetze der Krone verstoßen. Einige von Robs Leuten haben einfach keine Arbeit gefunden und wussten nicht, wovon sie leben sollten, also kamen sie zu uns. Jetzt helfen sie uns, dem Marquis von Montrose sein Vieh zu stehlen - übrigens mit Billigung seines politischen Rivalen Iain Glas of Breadalbane. Iain ist ein Campbell, ein Vetter von Robs Mutter. Solange wir uns auf Campbell-Gebiet aufhalten, wagt Montrose es nicht, uns seine Männer auf den Hals zu hetzen.«
    Alasdairs Stimme wurde schärfer. »Wir haben in Glen Dochart eine neue Heimat gefunden. Dort kann ein Mann wenigstens selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen, und Rob behandelt uns gut. Abgesehen von Kost und Logis bekommt jeder Mann für jeden Arbeitstag einen halben englischen Shilling, dazu einen Anteil vom Gewinn, wenn wir eine Herde verkaufen.«
    Dylan hatte Mühe, mit Alasdair Schritt zu halten, war aber zu stolz, diesen zu bitten, eine Pause einzulegen. Stattdessen fragte er: »Warum erzählst du mir das alles?«
    Eine kurze Pause entstand, dann erwiderte Alasdair bedächtig: »Weil Rob dir Arbeit anbieten will, wenn du daran interessiert bist. Ehe er aufbrach, sagte er mir, wenn du am Leben bliebest, hättest du entweder ein unglaubliches Glück oder du wärst der zäheste Bursche, der ihm je untergekommen ist. Wie dem auch sei - er möchte gern, dass du dich uns anschließt.«
    Zuerst empfand Dylan einen unbändigen Stolz darüber, dass der legendäre Rob Roy ihm ein solches Angebot unterbreitete, doch dann fiel ihm ein, dass der Mann bei Sheriffmuir die jakobitischen Truppen in die Schlacht geführt hatte und dass der Aufstand niedergeschlagen worden war. Noch vor wenigen Monaten wäre das für ihn ein Grund gewesen, das Angebot auszuschlagen. Doch nun war er selbst ein Outlaw, ein Gesetzloser, hatte fast alle seine irdischen Besitztümer verloren - ganz zu schweigen von einem hübschen Teil seiner Haut -, und seine Zukunft sah düster aus. Er sah sich nach Sinann um. Sie musste irgendwo in der Nähe sein, das wusste er, und er hätte gerne ihre Meinung eingeholt, ehe er seine Entscheidung traf, doch die Fee ließ sich nicht blicken. Seufzend wandte sich Dylan an Alasdair. »Aye«, sagte er, »ich werde für Rob arbeiten.« Nun sah es also doch so aus, als würde er bei Sheriffmuir auf Seiten der Jakobiten mitkämpfen.
    Robs Haus in Glen Dochart war ein niedriges strohgedecktes Steingebäude. Es stand genau in der Sohle des von mächtigen, mit Heidekraut überwucherten Granitfelsen umgebenen Tales - mit Blick auf den gewundenen River Dochart. Der Südhang des Tales war stärker bewaldet, als Dylan es je zuvor in Schottland gesehen hatte, doch das Haus selbst stand in freiem Gelände.
    Dylan

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