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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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rötlich oder hellbraun - waren. Ohne nachzudenken, entfuhr es ihm: »Ich hab einen ganzen Sommer gebraucht, um mir diese Bräune zuzulegen.« Alle Anwesenden sahen ihn daraufhin nur verständnislos an.
    Klar, zwischen ihm und Roderick Matheson lagen immerhin fünfzehn Generationen, und all diese Leute hier waren bestenfalls Vettern dritten oder vierten Grades vom alten Rod, daher war die mangelnde Familienähnlichkeit nicht weiter erstaunlich. Er sann auf eine glaubhafte Erklärung. »Nun ja, in der Familie meiner Mutter werden sie alle alt«, was im Verhältnis zur Lebenserwartung von 1713 auch stimmte, »und ich sehe vermutlich jünger aus, als ich bin. Von meiner Mutter habe ich übrigens auch meine Farben geerbt.« Wohlweislich vermied er, sein Indianerblut ins Spiel zu bringen, das wäre des Guten zu viel gewesen.
    Malcolm sagte etwas auf Gälisch. Die Mienen der Männer hellten sich auf. Anscheinend kauften sie ihm die Geschichte ab. Nur Iain musterte ihn weiterhin misstrauisch. »Was führt dich denn hierher, mein Bürschchen?«
    Dylan zuckte mit den Achseln, als wäre es ein Kinderspiel, eine monatelange Schiffsfahrt in Kauf zu nehmen, nur um entfernte Verwandte zu besuchen, die nicht mit ihm rechneten, ja, die noch nicht einmal wussten, dass er überhaupt existierte. »Ich wollte die Familie meines Vaters kennen lernen.«
    »Und darüber hast du ganz vergessen, deine Ausrüstung mitzubringen?«
    Dylan winkte ab. »Ich reise gern mit leichtem Gepäck.« Als das erwartete Gelächter ausblieb, fuhr er rasch fort: »Ich bin ausgeraubt worden. In den Docks von ...« Verdammt, da er nicht wusste, wo Glen Ciorram lag, hatte er auch keine Ahnung, wie die nächste Hafenstadt hieß. »Direkt nach meiner Ankunft hat man mich bekl... äh, bestoh-len ... ausgeplündert sozusagen.«
    Malcolm grinste. »Es fällt mir irgendwie schwer zu glauben, dass du dich widerstandslos ausrauben lässt.«
    Alle lachten, bis auf Iain, der immer noch ein finsteres Gesicht zog. Dylan lächelte grimmig und zerrte viel sagend an seinen Fesseln. »Sind die Gegner in der Überzahl, hat man manchmal keine Chance. Sie haben mich überwältigt und mir mein Gep... äh, alle meine Sachen gestohlen. Ünd leider auch meinen ... äh ... Geldbeutel.« War das der richtige Ausdruck? Hatten die Männer damals schon Geldbörsen bei sich gehabt? Da keiner der anderen eine Bemerkung machte, nahm Dylan an, dass er richtig gelegen hatte.
    »Deinen sporran hast du auch nicht mehr. Und keine Waffen. Die Diebe waren wirklich sehr gründlich.« Er deutete auf Dylans Füße. »Sei froh, dass sie dir wenigstens deine Schuhe gelassen haben. Merkwürdige Fußbekleidung übrigens. Sollen das Stiefel sein?« Die anderen kicherten höhnisch. Dylan trug knöchelhohe Polostiefel aus Wildleder mit Gummisohle; die kamen seiner Meinung nach den handgenähten Schuhen der damaligen Zeit noch am nächsten.
    Gerade als er in das Gelächter mit einstimmen wollte, wurde ihm schwarz vor Augen, er sank auf die Knie und begann, heftig zu würgen. Erste Anzeichen für eine Gehirnerschütterung. Na großartig!
    Wieder erhob sich gälisches Gemurmel, doch jetzt hörte sich Iain Mór zum Glück nicht mehr so an, als würde er nach Dylans Blut lechzen.
    Hinter ihm ertönte plötzlich die ruhige, sanfte Stimme einer Frau. Zuerst sagte sie etwas zu den umstehenden Männern, dann wandte sie sich auf Englisch an Dylan. »Sie werden dir jetzt gleich die Fesseln abnehmen, damit du dies hier trinken kannst.«
    Dylan blickte auf. Feine Schweißperlen rannen ihm über die Wange, als Malcolm mit einem Dolch in der Hand auf ihn zukam und die Stricke an seinen Handgelenken durchschnitt.
    Erleichtert rollte er die schmerzenden Schultern und rieb sich die Handgelenke, ohne dabei einen Blick von der Frau zu wenden. Er war froh, wenigstens ein freundliches Gesicht inmitten all dieser finsteren, bedrohlichen Gestalten zu entdecken. Die Frau hatte schimmerndes blondes Haar, das ihr lose auf die Schultern fiel. In eine Seite war ein dünner, mit einem feinen weißen Band durchwobener Zopf eingeflochten. Ihre großen Augen leuchteten tiefblau, und das Mitgefühl, das darin zu lesen stand, berührte Dylan ungemein. Sie hielt ihm eine niedrige, zur Hälfte mit einer undefinierbaren Flüssigkeit gefüllte Holzschale mit zwei Henkeln hin.
    »Trinkt das, es wird Eure Kopfschmerzen lindern.«
    Dylan hob die Schale an die Lippen und nippte daran. Das Gebräu schmeckte widerlich bitter. Angeekelt verzog er das

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