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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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besiedelten Gegend weit zurück, weiter als irgendwo sonst in England – weiter als bis zur Ankunft der Sachsen, und, unglaublicherweise, sogar noch weiter als bis in diese uralten Zeiten, weiter als bis zur Ankunft der Römer, zurück bis in jene unermesslich frühen Tage, als die Ureinwohner Britanniens im Krieg mit schwarzhaarigen irischen Piraten lagen.
    Natürlich hatte das Kleine Volk auch seinen Platz in den Überlieferungen. Die Legende besagte, dass diese Höhle eine seiner letzten Hochburgen gegen die keltischen Eroberer gewesen war, und erzählte von vergessenen Tunneln, die längst verschüttet oder blockiert waren, und dass diese Tunnel die Höhle mit einem Netzwerk unterirdischer Korridore verbanden, das sich über sämtliche Hügel der Gegend erstreckte. Während diese beiläufigen Gedanken ziellos mit weit finstereren Ahnungen in meinem Geist wetteiferten, lief ich durch die äußere Kammer der Höhle und gelangte an einen engen Stollen, der, so wusste ich aus Beschreibungen, zu einem größeren Raum führte.
    Im Gang war es dunkel, aber nicht so dunkel, dass ich die verblassten, teils beschädigten Umrisse der geheimnisvollen Zeichnungen auf den Steinwänden nicht erkannt hätte. Ich riskierte es, meine Taschenlampe einzuschalten und sie genauer zu betrachten. Auch wenn sie verblasst waren, erfüllte mich ihre widerliche Abartigkeit mit Ekel. Diese grotesken Obszönitäten waren mit Sicherheit nicht das Werk eines menschlichen Wesens wie wir es kennen.
    Das Kleine Volk – ich fragte mich, ob die Anthropologen mit ihrer Theorie richtig lagen, wonach diese Wesen einer gedrungenen, mongoliden Art angehörten, die auf einer so niedrigen Evolutionsstufe stand, dass sie kaum als menschlich gelten konnte, die aber trotzdem über eine ausgeprägte Kultur verfügte, wenn sie auch in unseren Augen abscheulich erschien. Laut dieser Theorie waren sie zwar schon vor der Invasion anderer Völker verschwunden, doch alle indogermanischen Legenden von Trollen, Elfen, Zwergen und Hexen basieren auf ihrer Existenz. Diese Urbevölkerung hatte von jeher in Höhlen gelebt und war vor den Eroberern immer weiter in die Berghöhlen zurückgewichen, bis sie schließlich ganz verschwunden war, wenngleich die fantastischsten Überlieferungen Bilder ihrer Nachfahren zeichnen, auf denen sie noch immer tief unter den Hügeln in vergessenen Schächten hausen, die letzten, verabscheuungswürdigen Überlebenden eines längst überdauerten Zeitalters.
    Ich schaltete die Taschenlampe aus und gelangte durch den Tunnel schließlich zu einer Art Türöffnung, die viel zu symmetrisch war, als dass sie ein Werk der Natur hätte sein können. Vor mir erstreckte sich ein großer, dämmriger Höhlenraum, der etwas tiefer lag als die äußere Kammer, und erneut ließ mich ein eigenartiges Gefühl der Vertrautheit erschaudern. Einige Steinstufen führten vom Tunnel zum Höhlenboden hinab – winzige Stufen, in den massiven Felsen gehauen, viel zu klein für normale menschliche Füße. Ihre Kanten waren stark abgetreten, ganz so, als seien sie seit Jahrhunderten benutzt worden. Ich begann mit dem Abstieg – und rutschte plötzlich aus. Instinktiv wusste ich schon vorher, dass es passieren würde – es hing mit diesem eigenartigen Vertrautheitsgefühl zusammen –, aber ich konnte mich nicht halten. Ich stürzte kopfüber die Stufen hinunter und schlug mit solcher Wucht auf dem Steinboden auf, dass meine Sinne sich verdunkelten …
    Mit einem Gefühl der Verwirrung kam ich langsam wieder zu Bewusstsein – mir dröhnte der Schädel. Ich fasste mir an den Kopf und stellte fest, dass er voller Blut war. Man hatte mir einen so heftigen Schlag versetzt oder ich war so schwer gestürzt, dass dabei wohl all meine Sinne aus mir herausgeschleudert worden waren und mein Verstand nun vollkommen leer war. Wo ich mich befand, wer ich war – ich wusste es nicht.
    Ich schaute mich um, blinzelte im fahlen Licht und erkannte, dass ich mich in einer weiten, staubigen Höhle befand. Ich stand am Fuß einer kurzen Treppe, die zu einer Art Tunnel hinaufführte. Ich strich über meine kräftigen, nackten Arme und Beine und meinen muskulösen Körper. Wie ich zerstreut feststellte, trug ich eine Art Lendenschurz, an dessen Gürtel eine leere Scheide hing, und meine Füße steckten in Ledersandalen.
    Dann erblickte ich zu meinen Füßen einen Gegenstand und bückte mich, um ihn aufzuheben. Es war ein schweres Eisenschwert, dessen breite Klinge dunkle Flecken

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