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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Objekt, das mit geheimnisvollen Hieroglyphen verziert war und auf einem Podest aus menschlichen Schädeln stand. Der Schwarze Stein! Der älteste der uralten Steine, vor dem, so erzählten sich die Briten, die Kinder der Nacht in grauenhaften Anbetungszeremonien niederknieten und dessen Herkunftsgeschichte in den schwarzen Nebeln einer schrecklichen, weit entfernten Vergangenheit begraben lag. Einst, so besagte die Legende, stand er in dem unheimlichen Monolithenkreis von Stonehenge, doch dann wurden seine Verehrer von den Pfeilen und Bogen der Pikten wie die Spreu im Wind in alle Richtungen verstreut.
    Ich schenkte ihm einen vorbeischweifenden, erschrockenen Blick. Auf dem schwarz leuchtenden Altar lagen zwei Menschen, die mit rohen Lederriemen gefesselt waren. Es waren Tamera und Vertorix – Letzterer blutüberströmt und furchtbar zugerichtet. Seine Bronzeaxt, an der geronnenes Blut klebte, lag neben dem leuchtenden Altar. Davor kauerte das reine Grauen.
    Obwohl ich nie zuvor eines dieser ghoulischen Urwesen gesehen hatte, wusste ich, was ich vor mir hatte, und erschauderte. Es sah ähnlich aus wie ein Mensch, stand auf der Lebensskala jedoch so weit unten, dass seine entstellte Menschlichkeit weitaus grauenhafter war als seine bestialischen Züge.
    Aufgerichtet war es gewiss keine eineinhalb Meter hoch. Der Körper war dürr und deformiert, der Kopf unverhältnismäßig groß. Das Haar fiel in schlangenartigen Strähnen über sein kantiges, unmenschliches Gesicht, das schlaffe, schiefe Lippen über gelben Reißzähnen, flache, breite Nasenlöcher und große gelbe Schlitzaugen offenbarte. Mir war klar, dass diese Kreatur im Dunkeln wohl ebenso gut sehen konnte wie eine Katze. Über Jahrhunderte waren diese Wesen durch dämmerige Höhlen geschlichen und hatten schreckliche, unmenschliche Eigenschaften entwickelt. Am abstoßendsten war jedoch die Haut: schuppig, gelb und gefleckt wie die einer Schlange. Die Lenden der Kreatur wurden von einem Schurz aus echter Schlangenhaut bedeckt, und in ihren krallenartigen Händen hielt sie einen kurzen Speer mit steinerner Spitze und einen bedrohlich aussehenden Schlaghammer aus poliertem Feuerstein.
    Sie ergötzte sich so inbrünstig am Anblick ihrer Gefangenen, dass sie meinen vorsichtigen Abstieg scheinbar nicht bemerkt hatte.
    Während ich zögernd im Schatten des Schachtes verharrte, hörte ich weit über mir leise ein grimmiges Rascheln, das mir das Blut in meinen Adern gefrieren ließ. Die Kinder krochen durch den Schacht herab zu mir – ich saß in der Falle. Ich sah, dass die Kammer noch weitere Ausgänge hatte, und handelte nun sofort, als mir bewusst wurde, dass eine Allianz mit Vertorix unsere einzige Hoffnung war. Wenn wir auch Feinde waren, wir waren beide Menschen, aus dem gleichen Holz geschnitzt, gefangen im Versteck dieser unbeschreiblichen Missgeburten.
    Als ich aus dem Schacht trat, riss die grauenhafte Gestalt neben dem Altar den Kopf hoch und starrte mich an. Dann schoss sie nach vorne. Ich stürzte mich auf sie. Sie krümmte sich und das Blut spritzte, als mein starkes Schwert ihr Reptilienherz durchbohrte. Aber selbst im Augenblick ihres Todes stieß sie noch einen abscheulich schrillen Schrei aus, dessen Echo den langen Schacht emporgellte.
    Mit verzweifelter Hast durchtrennte ich Vertorix’ Fesseln und half ihm auf die Beine. Dann wand ich mich Tamera zu, die in dieser schrecklichen Notlage nicht vor mir zurückwich, sondern mich mit flehenden, angsterfüllten Augen ansah.
    Vertorix verlor keine Zeit mit Worten, als er erkannte, dass das Schicksal uns zu Verbündeten gemacht hatte. Er ergriff seine Axt, während ich das Mädchen befreite.
    »Den Schacht können wir nicht hinauf«, bemerkte er sofort, »sonst ist uns die gesamte Meute direkt auf den Fersen. Sie haben Tamera gefangen, als sie nach einem Ausweg suchte, und mich durch schiere Überzahl übermannt, als ich ihr folgte. Sie zogen uns immer höher hinauf, und bis auf dieses Aas da sind alle wieder ausgeschwärmt – bestimmt, um die frohe Botschaft von den neuen Opfern bis ins letzte Erdloch zu tragen. Il-marenin allein weiß, wie viele meines Volkes, gestohlen in der Nacht, auf diesem Altar ihr Leben ließen. Wir müssen unser Glück in einem dieser Tunnel suchen, auch wenn sie alle in die Hölle führen! Folgt mir!«
    Er ergriff Tameras Hand und rannte zum nächstgelegenen Tunnel. Ich folgte ihnen. Ehe die Kammer durch eine Kurve im Tunnel nicht mehr zu sehen war, blickte ich noch einmal

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